Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
einigen Freunden Titel und Privilegien verschaffen. Arthur Budge verschaffte er die Ritterwürde – einem staatstreuen Bürger, wie er den Behörden versicherte, der eine Belohnung verdient hatte.
    Unter solchen Umständen also ging im Sommer 1800 die Vereinigung Irlands und Englands vonstatten.
    Doch schon im Februar darauf erfolgte die Ernüchterung. Georgiana erfuhr davon von John MacGowan, der eines Nachmittags unerwartet bei ihr eintraf. Noch nie zuvor hatte sie ihn so aufgewühlt erlebt.
    »England sei verflucht, Georgiana«, rief er. »Man hat uns betrogen.«
    * **
    Ein Verräter war man erst, wenn man erwischt wurde – meinte jedenfalls Finn O’Byrne. Es musste Beweise geben. Auf Deirdres Vorhaltungen, er habe die Männer von Rathconan verraten, entgegnete er nur: »Warum sollte ich das tun? Ich hatte doch gar keinen Grund.« Und wenn sie ihm vorwarf, er habe die Freisassen auf Brigid gehetzt, schüttelte er den Kopf. »Der Kummer hat ihren Verstand getrübt«, sagte er über Deirdre, und die meisten Menschen, darunter sogar Deirdres Angehörigen, waren geneigt, ihm Recht zu geben.
    Doch Deirdre ließ nicht locker und vergällte ihm das Leben in Rathconan. Als die Parlamentsdebatte über die Union begann, beschloss Finn, Rathconan zu verlassen und nach Dublin zu ziehen. Das Bewusstsein, ihn vertrieben zu haben, verschaffte Deidre eine gewisse Befriedigung.
    Zunächst hielt Finn sich mit verschiedenen Gelegenheitsarbeiten über Wasser und lebte in einem billigen Quartier in den Liberties. Nach einem Jahr fand er dann Beschäftigung als Hausmeister in einem der Häuser im Norden, in denen Doyle Zimmer vermietete. Innerhalb weniger Monate hatte er sich unentbehrlich gemacht. Er hielt das Haus in guter Ordnung und wusste mit einem geradezu unheimlichen Instinkt, wann ein Mieter die Miete verspätet zahlen würde. »Sie sind wirklich über alles unterrichtet«, sagte der alte Doyle anerkennend und betraute ihn mit weiteren kleinen Aufgaben. Für Finn O’Byrne reichte der Verdienst zu einem bescheidenen Leben. Aber er hatte noch freie Zeit und überlegte ständig, wie er sie gewinnbringend nutzen konnte.
    Die Antwort darauf gab König Georg III. von England.
    ***
    John MacGowan hatte bei seinem Besuch bei Georgiana ausgedrückt, was die Katholiken in ganz Irland empfanden: Bestürzung und Schrecken. Man hatte sie betrogen.
    William Pitt hatte seine Zusage, etwas für die irischen Katholiken zu tun, durchaus ernst gemeint. Doch der kluge Premierminister hatte seine Gegner unterschätzt.
    Besonders Hercules hatte sich ins Zeug gelegt und die schwerfälligen englischen Gentlemen des Londoner Parlaments unschwer davon überzeugen können, dass die katholische Bedrohung von 1641 noch nicht gebannt war. »Er ist in Irland aufgewachsen«, sagten die Herren, nachdem sie ihm zugehört hatten, »er muss es wissen.« Und FitzGibbon hatte wieder einmal König Georg III. bearbeitet. »Ich kann keine Katholiken in meinem Parlament dulden«, sagte der alte König immer wieder. »Egal, was Pitt meint. Es verstößt gegen meinen Krönungseid.« Als Pitt merkte, dass er den König nicht von seiner Überzeugung abbringen konnte, trat er zurück.
    Den irischen Katholiken nützte das freilich nichts.
    »Zuerst beschlagnahmte Cromwell das Land der Katholiken, dann versprach König Wilhelm den Katholiken Rechte, aber wir erhielten nur Strafgesetze, und jetzt werden wir wieder verraten. Man darf den Engländern nicht trauen.« So sprach John MacGowan, und dieselbe Ansicht vertraten die United Irishmen in ganz Irland und auch die in Paris.
    Auch Finn O’Byrne dachte so. Für ihn eröffnete der Verrat allerdings auch eine Möglichkeit.
    Im Herbst 1801 suchte er Sir Arthur Budge in dessen Dubliner Haus auf. Der frisch gebackene Ritter hörte sich an, was Finn zu sagen hatte, schrieb einen Brief und schickte Finn damit zu Lord Mountwalsh. Nervös sprach Finn in dem Haus am St. Stephen’s Green vor. Er brauchte nur eine halbe Stunde zu warten, dann wurde er in das Studierzimmer des neuen Earl gebeten.
    Finn hatte, ohne es zu wissen, einen äußerst günstigen Zeitpunkt gewählt. Budge, der ihn nicht besonders mochte, aber zugegebenermaßen nützlich fand, wollte aus Dublin wegziehen und ganz in Rathconan wohnen. Sein alter Vater war inzwischen zu gebrechlich, um dort allein zurechtzukommen. Deshalb hatte er Finn, einen kleinen Spitzel, der für seine Dienste bezahlt werden wollte, an Hercules verwiesen, in der Erwartung, dass dieser ihn

Weitere Kostenlose Bücher