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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Wohnungen unter. Bestimmt tauchte der junge Robert Emmet in einer davon auf. Finn hatte sogar einen Jungen angestellt, der die Wohnungen überwachen sollte, doch ohne Erfolg.
    Ende März jedoch war eine Veränderung eingetreten. Der Anführer seiner Gruppe war plötzlich mitteilsamer geworden und schien erregt. Etwas bahnte sich an. Wichtige Männer, Anführer der Bewegung, trafen aus Frankreich ein. Ob auch einer der beiden Emmets dabei sei, fragte Finn. »Durchaus möglich«, lautete die Antwort. Einige Tage später hatte Finn sich zum früheren Haus des alten Emmet begeben.
    Es handelte sich um ein »Casino« genanntes, altes Gebäude mit einigen Verschönerungen aus dem achtzehnten Jahrhundert in einem kleinen Park südlich von Donnybrook, zu Fuß nur eine halbe Stunde vom St. Stephen’s Green entfernt. Das Haus schien verlassen, die Fensterläden waren geschlossen. Finn ging um das Haus herum und entdeckte an der Hinterseite ein kleines Fenster, das er aufdrücken konnte. Wenige Augenblicke später war er drinnen.
    Das Haus war leer. Man hatte alles ausgeräumt. Seine Schritte hallten unangenehm laut. Droben unter dem Dach, wo die Dienerschaft geschlafen hatte, stieß er auf ein altes Bett, Bettzeug und einige alte Decken, die man wahrscheinlich als wertlos zurückgelassen hatte. Hatte jemand sie in letzter Zeit benützt? Möglich. Er kehrte nach unten zurück. In der Küche standen zwei Teller, ein gesprungener Krug und eine leere Weinflasche. Auf dem Boden lagen einige Krümel. Finn konnte nicht beurteilen, wie alt sie waren. Er kehrte in die Eingangshalle zurück.
    Er konnte nicht sagen warum, es war nur ein Gefühl, aber es kam ihm vor, als sei er nicht allein. Also schritt er noch einmal durch die Zimmer. Kein Geräusch, kein flüchtiger Schatten. Nur Leere. Er zuckte die Schultern. Offenbar spielte die Einbildungskraft ihm Streiche. Er kletterte wieder nach draußen und schloss das Fenster hinter sich.
    Eine Woche später erstattete er Lord Mountwalsh nervös Bericht und bat ihn um noch etwas Geduld. »Die Anführer stehen kurz davor, sich zu zeigen.« Zu seiner Überraschung schien der Earl gar nicht mehr sonderlich interessiert an Emmet. Stattdessen nahm er eine ovale Miniatur vom Tisch und forderte Finn auf, sie zu betrachten. »Können Sie sich dieses Gesicht merken?«, fragte er. Es gehörte einem jungen Mann, ein breites, markantes und freundliches Gesicht. »Dieses Bild wurde vor vier Jahren angefertigt, aber ich glaube nicht, dass das Gesicht sich seither wesentlich verändert hat.« Finn nickte. »Ich glaube, dass dieser Mann sich in Dublin aufhält, womöglich zusammen mit Emmet. Finden Sie ihn.«
    »Ich werde es versuchen, Mylord. Um wen handelt es sich?«
    »Um meinen Sohn. Er heißt William. Sie könnten damit anfangen, seine Großmutter zu überwachen. Sie wohnt am Merrion Square.«
    Finn ging. Dieser neue Auftrag überraschte ihn doch sehr.
     
    Liebe Großmutter,
    Es kursieren hier Gerüchte, denen zufolge Bonaparte sich wieder auf einen Krieg vorbereitet. Gewisse ihm nahe stehende Personen, heißt es, hätten inoffiziell gewisse andere Personen – ich weiß nicht wen – angesprochen, ob ein Aufstand in Irland durchführbar sei.
    Wie Sie sich vorstellen können, hat dies unter unseren Freunden beträchtliche Aufregung verursacht. Einerseits könnte dies die Gelegenheit sein, auf die sie schon so lange warten. Andererseits wollen sie inzwischen unbedingt verhindern, dass Irland unter die Herrschaft des französischen Diktators fällt, und sicherstellen, dass ein Aufstand unter ihrem Befehl und vor Eintreffen der Franzosen stattfindet. Man munkelt außerdem, der amerikanische Botschafter habe angeboten, mit eigenen Mitteln Waffen zu kaufen.
    Ich selbst überlege gerade, ob ich eine Reise nach Italien mache. Beunruhigen Sie sich also nicht, wenn Sie eine Zeit lang nichts von mir hören.
    Ihr Sie liebender Enkel
    William
     
    Georgiana starrte den Brief an. Er war vor fast zwei Monaten gekommen, und seitdem hatte sie nichts mehr von William gehört. Natürlich konnte er nach Italien gereist sein, aber sie glaubte es nicht. Gewiss handelte es sich nur um einen Vorwand, der erklären sollte, warum er ihr nicht aus Paris schrieb.
    Wahrscheinlich hielt er sich in Dublin auf. Seit seinem letzten Brief sah sie täglich aus dem Fenster, halb in der Hoffnung, ihn über den Merrion Square kommen zu sehen. Natürlich war er nicht gekommen. Falls er sich tatsächlich heimlich in Dublin aufhalten

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