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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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regen Zulauf von allen, die sich noch an die Gastfreundschaft des alten Fortunatus und ihres Mannes erinnerten. Geistesverwandte Menschen aller politischen Richtungen waren willkommen. Sogar Besucher aus der Burg konnte Georgiana bei sich begrüßen.
    Denn Hercules und seine Freunde mochten zwar nach Rache an den Revolutionären und ihren katholischen Anhängern dürsten, doch gab es in der britischen Regierung auch gemäßigtere Stimmen. Die einflussreichste Stimme war die des neuen Vizekönigs.
    Lord Cornwallis hatte zwar vor den amerikanischen Kolonisten kapitulieren müssen, doch war er ein tüchtiger General und inzwischen auch ein weiser Staatsmann. Als irischer Vizekönig suchte er nach Niederschlagung des irischen Aufstands nach Lösungen, nicht nach Rache. Auf die Meinung Hercules’ und seiner protestantischen Freunde gab er wenig.
    Viele Rebellen waren verhaftet worden. Die Anführer mussten verurteilt werden, aber es sollte nur wenige Hinrichtungen geben und alle anderen sollten begnadigt werden. Anführer der United Irishmen wie Tom Emmet, die schon vor dem Aufstand verhaftet worden waren, mussten zwar im Gefängnis bleiben, doch wurden Verhandlungen für ihre spätere Freilassung aufgenommen.
    »Das größte Problem Irlands jedoch ist das irische Parlament«, befanden Charles Cornwallis und seine Berater.
    Siebzehn Jahre zuvor hatte Grattans Parlament Hoffnung auf eine neue, liberale irische Regierung geweckt, doch die Wirklichkeit hatte anders ausgesehen. Triumphiert hatten Hercules und seine Gesinnungsgenossen und die Troika. Und die Folgen davon? Ein Aufstand hatte das Land erschüttert und die Franzosen hatten dreimal versucht, in Irland einzufallen. In Westminster setzte sich zunehmend die Ansicht durch, die irischen Protestanten seien nicht in der Lage, das Land zu regieren. »Sie werden die Katholiken immer unterdrücken. Wenn wir aber gegen die Franzosen kämpfen, können wir keine Unruhen an unserer westlichen Flanke gebrauchen.« Einige kluge Männer waren bereits zu dem Schluss gelangt, das System der zwei Parlamente könne gar nicht funktionieren. »Das Londoner Parlament wird den irischen Handel immer als Bedrohung empfinden und entsprechend einschränken wollen. Dublin und London werden immer darum streiten, wer was zahlt.« Die Lösung?
    Die Union. Man musste England und Irland vereinigen, wie man England und Schottland vereinigt hatte. Die beiden Länder würden ein Doppelkönigreich werden. Hundert irische Abgeordnete würden im Londoner Parlament sitzen und die Regierung beider Länder mitbestimmen. Zweiunddreißig irische Adlige und Bischöfe würden in das britische Oberhaus einziehen. Sämtliche Handelsschranken würden fallen. Irland konnte nur davon profitieren, wenn Iren und Engländer gemeinsam eine in sich gefestigte Nation bildeten. Überwogen nicht die Vorteile?
    Keineswegs, befanden die Iren. Ihnen das altehrwürdige Dubliner Parlament in seinem prächtigen klassizistischen Gebäude wegnehmen? Undenkbar. Anfang 1799 stimmten sie dagegen. Doch die englische Regierung ließ sich nicht so leicht abweisen und erneuerte ihren Vorschlag beharrlich.
    Die Vereinigung Irlands und Englands war bald das wichtigste Gesprächsthema in Georgianas Salon.
    Ihre Freunde waren geteilter Meinung. Grattans Anhänger verteidigten beredt das Parlament, das ihr Anführer geschaffen hatte. Andere Patrioten waren so schockiert von Hercules und seinen Freunden, dass sie den Glauben an Dublin verloren hatten. »Wahrscheinlich kommen wir in London besser zurecht«, gestanden sie.
    Auch der harte Kern der protestantischen Machthaber war in sich gespalten. Einige glaubten, erschüttert durch die Revolte, dass ein vereinigtes Königreich Irland durchaus mehr Ruhe und Frieden bringen könnte. Hercules bestritt das energisch. »Ich habe mit den Oranier-Logen in Ulster gesprochen«, sagte er zu Georgiana. »Sie wollen die Union nicht. Sie sind der Ansicht, dass London viel zu nachsichtig mit den Katholiken umgeht. Und sie haben Recht. Wir brauchen das Dubliner Parlament.«
    Das vielleicht interessanteste Gespräch fand Anfang des Sommers in Georgianas Haus statt. Alte Freunde hatten sich versammelt, Patrioten hauptsächlich aus den Tagen des alten Fortunatus. Auch John MacGowan war zugegen. Ein Patriot hatte einen jungen Anwalt mitgebracht. »Ich weiß doch, wie gern Sie viel versprechende junge Männer kennen lernen.«
    Der junge Anwalt war hochgewachsen und hatte ein hübsches Gesicht mit einem Schopf

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