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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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werden, schön und gut. Sie bekommen natürlich nichts, keinen Penny, aber Sie behalten Ihr Leben. Wenn sie dagegen entkommen, dann weiß ich, dass Sie mit ihnen unter einer Decke stecken.« Er trat dicht vor Finn. »Denken Sie dran, O’Byrne, ich habe Sie hier gesehen. Ich kann bezeugen, dass Sie zu den Rebellen gehören.« Er berührte Finn fast mit seinem Gesicht. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie hängen«, zischte er gehässig.
    Er machte kehrt und entfernte sich.
    Finn eilte ihm nach. »Mylord, lasst uns mit der Droschke zur Burg fahren. Vielleicht sind die Rebellen dort. Ihr werdet sie sehen.«
    »Zur Hölle mit der Droschke«, schrie Hercules gegen alle Vernunft. »Und zur Hölle mit Ihnen. Ich gehe lieber zu Fuß.«
    »Und das Fahrgeld, Mylord?«, jammerte Finn. Weiß Gott, in welche astronomischen Höhen es inzwischen gestiegen war. »Das Fahrgeld.«
    »Zahlen Sie es selbst«, rief Seine Lordschaft verächtlich über die Schulter.
    Damit beging er den Fehler des Reichen, der vergisst, was das Fahrgeld einer Droschke für einen Armen bedeutet. Einen Fehler mit verhängnisvollen Folgen.
    Sprachlos starrte Finn O’Byrne Lord Mountwalsh hinterher, und etwas in ihm zerbrach. Ihm fiel plötzlich ein, dass er die zusammenklappbare Pike immer noch unter dem Mantel trug. Er zog sie heraus und klappte sie auf. Hercules, der gerade am Hoftor angekommen war, hörte das Klicken und drehte sich um – O’Byrne rannte auf ihn zu. Das lange, blitzende Blatt der Pike in seiner Hand zeigte geradewegs auf seinen Magen. Der Earl war fassungslos vor Überraschung und zögerte. Erst dann versuchte er vergeblich, die Pike zur Seite zu schieben. Sie fuhr mit einem reißenden Geräusch durch seinen Mantel, und auf einmal spürte er sengende Schmerzen in seinen Eingeweiden. Er sank auf die Knie. Finn setzte ihm den Fuß auf die Brust und zog die Pike heraus. Wieder spürte Hercules die sengenden Schmerzen und hörte ein schmatzendes Geräusch. Er sah noch, wie das schreckliche, blutige Blatt auf seinen Hals niederfuhr, dann schlug er auf den Boden wie vom Blitz getroffen.
    Finn trat einen Schritt zurück. Aus dem Körper von Lord Mountwalsh sprudelte Blut, Finn sah es zitternd. Hoffentlich hatte Emmet mit seinen Männern in die Burg eindringen und dasselbe mit den verfluchten Engländern dort anstellen können.
    Denn obwohl er Emmet verraten hatte: Er spürte Respekt vor ihm.
    Er sah sich um. Die Leiche durfte nicht hier liegen bleiben. Auf die Straße konnte er sie natürlich auch nicht ziehen. Die Mauer, die den Hof umgab, war an einer Stelle nur knapp zwei Meter hoch. Er stellte sich auf eine Kiste und blickte hinüber. Am Fuß der Mauer auf der anderen Seite befand sich ein kleiner Komposthaufen, der zu einem unbebauten, mit Gestrüpp überwucherten Grundstück gehörte. Er ging nach drinnen, holte eine Leiter und rollte die Leiche des Earl darauf. Er lehnte das eine Ende der Leiter schräg gegen die Mauer und konnte die Leiche ohne allzu große Mühe noch einen Meter nach oben schieben, bis sie über der Mauer hing. Dann hob er die Leiter an. Die Leiche rutschte über die Mauerkrone und landete mit einem dumpfen Schlag auf der anderen Seite. Finn zog seinen blutbefleckten Mantel aus und warf ihn zusammen mit der Pike hinterher, dann wischte er das Blut von der Leiter ab und stellte sie wieder in das Lagerhaus. Dort fand er auch ein Becken und einen Krug mit Wasser, mit dem er die Hände wusch. Er spritzte auch etwas Wasser auf seine Stiefel. Auf einer Stuhllehne im größten Raum des Gebäudes sah er den Mantel des jungen Emmet hängen. Emmet würde ihn jetzt kaum brauchen.
    Er kehrte zum Hof zurück. Dort erwartete ihn der Droschkenkutscher.
    »Sind die Herren endlich fertig?«, fragte er.
    »Die Herren sind schon längst weg«, erwiderte Finn. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich bin Robert Emmet, aber Sie haben mich hier nicht gesehen, sonst sind Sie ein toter Mann.«
    »In Ordnung, Sir. Aber wer zahlt den Fahrpreis?«
    »Fahrpreis? Das haben Sie für die Sache getan.« Finn O’Byrne ahmte Emmets Stimme geschickt nach. »Jetzt fahren Sie.«
    »Nicht ohne das Geld.«
    »Ach ja?« Vor Finns Füßen lag ein Degen. Finn bückte sich, hob ihn auf und stürzte sich auf den Kutscher. Der Kutscher floh auf die Straße hinaus. Vor lauter Schreck sprang er nicht einmal auf seinen Kutschbock, sondern rannte nach Osten, in Richtung der Innenstadt.
    Es war Zeit zu gehen. Finn O’Byrne warf den Degen in den Hof und

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