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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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geschlossen und davor waren Soldaten aufgezogen. Ein kurzes Wort mit dem Dienst habenden Offizier genügte.
    »Fertig«, rief Hercules. »Weiter zur Thomas Street.«
    Finn überlegte. »Dazu ist es zu spät, Mylord«, sagte er. »Die Rebellen sind jetzt bestimmt schon am Kohlenquai, um die Männer aus Wexford abzuholen.« Und er fügte hinzu: »Dort könnte es allerdings gefährlich werden.« Hercules streifte ihn nur mit einem verächtlichen Blick.
    »Zu den Quais, aber so schnell wie möglich«, rief er dem Kutscher zu. »Wir müssen nur meinen Sohn eindeutig identifizieren«, sagte er kalt zu O’Byrne. »Alles andere ist vorerst egal.« 
    ***
    An die dreihundert Männer hatten sich zuletzt in dem Lagerhaus an der Thomas Street aufgehalten. Ein Großteil davon war Emmet auf die Straße hinaus gefolgt. Andere hatten sich nach den angreifenden Soldaten umgesehen und waren, da sie nirgends welche sahen, nach drinnen zurückgekehrt.
    Wenig später waren ihre Kameraden aus der Plunkett Street auf das Signal hin überstürzt eingetroffen. Die Männer im Lagerhaus versorgten sie rasch mit Piken und Feuerwaffen und schickten sie hinter Emmet her.
    Doch Robert Emmets Marsch zur Burg war kein Erfolg beschieden. Seine Männer waren nervös und hatten den Mut verloren.
    »Mir nach, Kameraden, im Namen der Freiheit«, rief Emmet und feuerte eine Pistole in die Luft ab, um sie mitzureißen. Doch die Männer zögerten, spalteten sich in Gruppen auf und verschwanden in den Seitengassen. Als die Kathedrale vor ihnen auftauchte, drehte Emmet sich um. Nicht einmal mehr zwanzig Mann waren ihm gefolgt.
    Da wusste er, dass er verloren hatte. Rechts von ihm führte die Francis Street nach Süden aus der Stadt.
    »Hier lang, Leute«, sagte er traurig und eilte die Straße entlang in Richtung der fernen Wicklow-Berge.
    Die Männer von der Plunkett Street trafen nur wenige Minuten später vor der Kathedrale ein. Da sie Emmet nirgends sahen, zerstreuten auch sie sich und verschwanden in der Nacht. Sie waren nicht unglücklich darüber. Vor der Burg wartete eine gewaltige Streitmacht.
    Damit waren nur noch die Männer aus Wexford drunten am Quai übrig.
    * **
    O’Byrne und Lord Mountwalsh warteten fast eine halbe Stunde lang in einer Gasse. Die Droschke stand außer Sicht um die Ecke.
    Bei ihrer Ankunft hatten sie sich zunächst vergewissert, dass die Männer aus Wexford noch nicht losgezogen waren, und sich dann so hingestellt, dass sie die Abteilung aus der Thomas Street sehen konnten, wenn sie kam. Da sie in der Nähe einer Laterne standen, würden sie auch die Gesichter deutlich erkennen.
    Doch nichts war passiert. Hercules war schon bald ungeduldig geworden. Jetzt konnte er kaum noch ruhig stehen. Doch wenn sie gingen, riskierten sie, ihr Opfer zu verpassen. Endlich rannte ein Mann aus Wexford an ihnen vorbei in Richtung des Lagerhauses. Offenbar wollten auch die Männer aus Wexford wissen, wo die anderen blieben. Wenig später kam er zurück.
    »Sie sind weg«, hörten sie ihn rufen. »Das Lager ist leer.«
    Finn hörte den Earl neben sich leise fluchen.
    »Kommen Sie«, zischte Hercules und eilte zur Droschke. Finn spürte, dass er vor Wut zitterte. »Bringen Sie mich zur Thomas Street«, sagte Hercules, sobald sie die Droschke erreicht hatten. »Zeigen Sie mir das Lagerhaus.«
    Sie gelangten zum Lagerhaus, und dort herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander: Überall lagen Piken, Degen und sogar wertvolle Steinschlossgewehre, außerdem Beutel mit Munition und Pulverfässer … doch keine Menschenseele war zu sehen. Emmets Leute waren bis auf den letzten Mann geflohen.
    Hercules überkam eine Wut, die ihn unberechenbar und gefährlich machte. Er nahm einige Manifeste Emmets in die Hand, die sich auf einem Tisch stapelten, und schleuderte sie aufgebracht auf den Boden. Einen schrecklichen Moment fürchtete Finn schon, er werde gegen ein Pulverfass treten. Doch dann ließ der Earl seine Wut an ihm aus.
    »Sie Schurke!«, rief er. »Sie haben mich absichtlich hereingelegt.«
    »Warum sollte ich das tun, Euer Lordschaft? Ich schwöre bei allen Heiligen …«
    »Ihre Heiligen können mir gestohlen bleiben«, brüllte der Earl. »Irischer Flegel, Sie. Papistischer Hund! Lügner! Glauben Sie, Sie könnten mich betrügen? Wo steckt Emmet? Wo ist mein Sohn?«
    »Ich weiß es nicht«, rief Finn verzweifelt.
    »Dann sage ich Ihnen eines.« Aus der Stimme des Earl sprach kalte Wut. »Wenn Emmet und mein Sohn festgenommen und hingerichtet

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