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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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überquerte die Straße. Wenig später war er verschwunden.
    ***
    Georgiana presste die Lippen zusammen. Ihr Kutscher wurde allmählich nervös. Er wusste immer noch nicht, mit welchem Ziel seine Herrin durch die Straßen fuhr, und die Lage wurde allmählich bedrohlich.
    Vor einiger Zeit war ihnen auf der Straße vor der Christ-Church-Kathedrale eine große Gruppe von Männern begegnet. Die Männer hatten die Kutsche angehalten und höflich gefragt, ob sie einen jungen Mann mit einer weiteren Gruppe von Männern gesehen hätten. »Ich suche auch jemanden«, hatte Georgiana erwidert und ihnen William beschrieben. Doch die Männer kannten ihn nicht. »Woher kommen Sie?«, hatte Georgiana gefragt. Aus Wexford, hatten die Männer geantwortet und waren weitergezogen. Jetzt dagegen füllten die Straßen sich mit einem ganz anderen Mob.
    »Fahren Sie hier lang«, befahl Georgiana.
    »Auf diesem Weg gelangen wir in die Liberties, Mylady«, gab der Kutscher zu bedenken, doch Georgiana beharrte auf ihrem Willen.
    Die Nachricht vom Aufstand verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Einige der Männer, die in den Wirtshäusern eingekehrt waren, trugen ihre Waffen noch bei sich. Auf den Straßen rottete sich der Pöbel zusammen, darunter viele Betrunkene. Rufe nach Rebellion wurden laut.
    Georgiana kümmerte das nicht. Sie war bei der Burg gewesen, die von Soldaten abgeriegelt wurde, und drunten an den Quais. Jetzt wollte sie es noch in den Liberties versuchen. Solange die Chance bestand, ihren Enkel zu finden, wollte sie nicht aufgeben. Sie überquerten die Francis Street. Gruppen von Männern und Frauen behinderten sie verschiedentlich in ihrem Fortkommen und schlugen einmal sogar mit Fäusten an die Seite der Kutsche. Als dann noch ein Bursche ihren Kutscher mit der Pike warnend in die Rippen stach, sah Georgiana ein, dass sie nicht von ihm verlangen konnte, weiterzufahren. »Fahren Sie zur Thomas Street«, sagte sie. »Sie ist breiter als die Gassen hier, und von dort kehren wir zur Christ-Church-Kathedrale zurück.«
    Doch in der Thomas Street fanden sie den Weg endgültig versperrt. Eine Menge von mehreren hundert Menschen hatte sich versammelt. Dem Geschrei und den Flüchen nach zu urteilen war die Stimmung am Überkochen. Die Menschen hatten soeben eine Kutsche mitten auf der Straße angehalten. Einige von ihnen trugen Laternen, und in ihrem Licht sah Georgiana Piken aufblitzen. Der Kutscher wollte die Pferde mit der Peitsche antreiben, doch einige Männer hielten sie an den Zügeln fest. Die Randalierer brachen die Kutschentür auf und zerrten einen älteren Herrn heraus und dann noch einen zweiten Passagier, dem Aussehen nach ein Geistlicher. Georgiana hörte Schreie. Einige begannen den Gentleman mit Füßen zu treten. Dann sah Georgiana plötzlich, wie einige Piken sich wie von selbst über die Köpfe der Menge auf die beiden Männer zubewegten. Sie sah eine Pike und dann noch eine nach unten stechen. Die Menge johlte. Soeben war der Geistliche aufgespießt worden.
    Georgianas Kutscher versuchte, die Pferde zurückzusetzen und die Kutsche zu wenden, doch schon strömte die Menge wie eine Flut auf sie zu und schloss sie ein. Fäuste schlugen an die Tür.
    Georgiana hatte keine Wahl. Sie zog das Fenster herunter und zeigte sich.
    »Was wollt ihr?«, rief sie hinaus.
    »Es ist eine Frau«, schrie jemand. Ein Mann sprang hoch und steckte den Kopf durchs Fenster. »Es ist wirklich nur eine Frau«, rief er nach draußen. Langsam wich die Menge zurück und die Kutsche fuhr an. Georgiana wandte den Blick von der Stelle ab, an der die beiden niedergemetzelten Männer lagen. Sie fuhren auf die Christ-Church-Kathedrale zu.
    Der Überfall erfolgte so plötzlich, dass Georgiana nicht einmal Zeit blieb, Angst zu haben. Der Mann rannte auf die Straße, sprang zur Tür hinauf und schwang sich geschickt nach drinnen, noch bevor sie schreien konnte. Der Kutscher bemerkte nichts. Georgiana wollte sich wehren, doch der Eindringling ließ sich auf den Sitz fallen.
    »Fahren Sie die Winetavern Street entlang, schnell«, sagte eine vertraute Stimme, und Erleichterung überkam Georgiana. Der Eindringling war John MacGowan.
    Er erklärte nichts, sondern gab ihr nur leise Anweisungen, in welche Richtung der Kutscher fahren sollte. Sie fuhren wieder nach Westen, in die Gegend der Quais, und bogen in ein enges Sträßchen ein. Am Eingang einer dunklen Gasse ließ er Georgiana anhalten.
    »Sagen Sie dem Kutscher, er soll warten. Und was Sie auch sehen,

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