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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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was sein Vorgänger über den Charakter des Earl von Mountwalsh gesagt hatte.
    Lord Cornwallis hatte kein Blatt vor den Mund genommen. »Ein furchtbar lästiger Mensch.« Er hatte wie immer Recht.
    ***
    John MacGowan sah sich um. Ihm blieben nicht einmal mehr zwei Stunden. Wie um alles in der Welt sollte er William von hier wegschaffen?
    Der Aufstand würde in einer Katastrophe enden, das spürte er in aller Deutlichkeit. Er stellte erschrocken fest, dass auch die Brüder Smith gegangen waren. Emmet hatte den Mantel abgelegt und über die Stuhllehne gehängt und seine grüne Uniform angezogen. Sie sah prächtig aus, doch vermutete MacGowan, dass sie noch einem anderen Zweck diente. Sie sollte Emmet helfen, in seine Rolle zu finden, sodass es kein Zurück mehr gab. Sie war seine Rüstung.
    Was in William vorgehen mochte? Ob der junge Mann wusste, dass sie alle sterben würden? Um halb neun trat MacGowan zu ihm und schlug vor, eine kurze Pause draußen an der frischen Luft im Hof zu machen. Emmet schrieb Berichte.
    Draußen war es warm. Einige Männer ruhten sich aus. Die beiden traten zu der Leuchtrakete mit ihrer zweieinhalb Meter langen Stange und der langen Zündschnur, die auf einer aus Balken gezimmerten Rampe ruhte und zum Himmel zeigte.
    »Die besten Leute sind gegangen«, sagte MacGowan leise.
    »Ich weiß«, erwiderte William ruhig.
    »Wir sollten Robert vor sich selbst retten. Der Aufstand wird scheitern, und wir werden alles verlieren.«
    »Die Würfel sind gefallen. Robert kehrt nicht mehr um. Ich kenne ihn.«
    »Und du?«
    »Ich lasse meine Freunde nicht im Stich.« William sagte es im Brustton der Überzeugung. Er hatte dieses Leben gewählt und er wählte auch diesen Tod. MacGowan musterte ihn bewundernd.
    »Sehr wohl«, sagte er nur und kehrte nach drinnen zurück.
    Was zum Teufel sollte er jetzt tun?
    Zehn Minuten vergingen. Emmet schrieb ununterbrochen an seinem Tisch, doch bemerkte MacGowan, dass er von Zeit zu Zeit unruhig aufsah.
    John MacGowan wanderte durch das Lager. Niemand beachtete ihn. Er betrachtete prüfend verschiedene Waffen und wählte zuletzt eine große, schwere Pistole aus und steckte sie in den Gürtel. In einem anderen Raum befanden sich Leitern und aufgerollte Seile. Er nahm ein kurzes Seil und warf es sich über die Schulter. Auch ein Verbandspäckchen nahm er mit.
    Er hatte sich einen ungefähren Plan zurechtgelegt, aber er würde auch improvisieren müssen. Er kehrte in den Hauptraum zurück, in dem sich Emmet und rund hundert Männer aufhielten, und ging nach draußen. Es war vier Minuten vor neun.
    John MacGowan überquerte den Hof und trat auf die Straße hinaus. Ein paar Passanten waren unterwegs. In der Nähe befanden sich einige Wirtshäuser. Die Dämmerung war hereingebrochen, und ein Laternenanzünder machte die Runde. Eine seltsam zweideutige Zeit, die Stunde zwischen Tag und Nacht. MacGowan holte tief Luft, drehte sich um und rannte zum Lager zurück.
    »Soldaten«, schrie er. »Soldaten kommen! Von allen Seiten. Sie wollen uns umzingeln. Sofort raus!«
    Robert sprang vom Tisch auf. Die im Lagerhaus versammelten Männer sahen einander an. Auch William stand, bleich im Gesicht.
    »Wir sind entdeckt«, rief MacGowan.
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Die Männer wussten nicht, was sie tun sollten, er konnte es an ihren Blicken ablesen. Mehr brauchte er nicht, nur diesen kurzen Moment der Kapitulation. Wenn Robert jetzt gleich sagte: »Es ist vorbei, Leute, lauft, wenn ihr könnt!« – dann würde er sich mit dem jungen William in Sicherheit bringen. Doch Robert sagte es nicht. Zur Hölle mit seinem Heldenmut!
    »Greift zu den Waffen«, rief er stattdessen. »Wir kämpfen.«
    Einige Männer sahen sich unsicher an, andere johlten beifällig. Würden sie Emmet folgen?
    »Startet die Rakete«, rief Emmet.
    »Das tun wir«, sagte MacGowan. Er packte William am Ärmel und zog ihn hinter sich her auf den Hof. Mit einem Feuerstein entzündete er eine Kerze. Dann hielten sie die Kerze an die Zündschnur und traten zurück. Wenige Augenblicke später stieg die Rakete zischend und mit einem Feuerstoß einige hundert Meter zum Himmel auf. Die Männer blickten ihr nach. Sie explodierte in einem Regen von Sternen. Ganz Dublin musste sie sehen.
    »Mir nach, Leute! Zur Burg!« Das war Emmets Stimme. Er führte die Männer auf die Straße hinaus. Wie prächtig er in seiner grünen Uniform aussah. Mit erhobenem Degen lief er die Thomas Street entlang. Falls sie auf Soldaten trafen,

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