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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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von dem, was Sie momentan bezahlen. Allerdings hätte ich Ihre Pacht schon längst erhöhen müssen, nur …«
    »Das Doppelte?« Eamonn war verblüfft. »Unmöglich. Wer kann sich das leisten?«
    »Es ist der Bauer, der das übrige Land hier gepachtet hat. Er will nicht darauf leben, damit wir uns richtig verstehen. Er will das Haus abreißen und überall Getreide anbauen. Er wird schon einen kleinen Profit machen, sonst hätte er mir das Angebot nicht unterbreitet.«
    »Aber das ist unser Land. Die Maddens leben schon immer hier.«
    »Machen Sie mir ein Angebot.« Callan wirkte sehr ruhig. »Aber es muss dem anderen schon nahe kommen.« Ob dies die späte Rache für die Clare-Wahl war? Möglich. Aber wahrscheinlich hatte es rein geschäftliche Gründe.
    »Eigentum hat Rechte, Mr Callan«, sagte Eamonn und deutete auf seine Kinder. »Aber es hat auch Pflichten.«
    »Thomas Drummond, der Euch das immer vorgebetet hat, ist tot.«
    »Ich brauche etwas Bedenkzeit.«
    »Ich gebe Ihnen eine Woche«, sagte Callan ruhig und ritt davon.
    Drei Tage lang betrachteten sie und ihr Vater die Angelegenheit von allen Seiten. Konnten sie einen anderen Hof finden? Unmöglich, denn wie sie bald feststellten, wurde der Pachtzins, der Callan angeboten wurde, auch von anderen Grundherren verlangt. Es schien kein Ausweg in Sicht. Doch Eamonn wollte sich einfach nicht damit abfinden. Der Gedanke, sein Land zu verlieren, war ihm unerträglich.
    Am vierten Tag nahm Maureen Madden die Sache in die Hand und fuhr mit ihrem Wagen nach Ennis.
    ***
    Sie würden dort sehr glücklich werden, sagte sie zu den Kindern. Und in der Tat hatte sie alles gut vorbereitet.
    Das längliche, aus drei Zimmern bestehende Cottage gehörte zu den besseren der rund sechshundert vergleichbaren Katen, die es in und um Ennis gab. Die Lehmwände waren dick und trocken, und das Strohdach war dicht. Und Maureen hatte beim Eigentümer eine Jahresmiete von nur vierzig Shilling herausgehandelt. Nachdem sie das Vieh zu einem guten Preis verkauft hatten, konnten sie Eamonns Schulden bezahlen und hatten sogar noch etwas Geld übrig. Das Geld kam ihnen sehr gelegen, denn als sie ein Stück Conacre-Land oder mock ground, wie man hier in der Gegend sagte, pachten wollten, um Kartoffeln für den Eigenbedarf darauf anzubauen – das war Ackerland, das einem nur für eine Erntesaison überlassen wurde –, erfuhren sie, dass sie die Pachtgebühr im Voraus entrichten mussten.
    »Das höre ich zum ersten Mal, dass man im Voraus bezahlen muss«, hatte Eamonn gemurrt. Aber in diesem Jahr konnte der Agent darauf bestehen.
    Jetzt musste Eamonn nur noch Arbeit finden.
    In den folgenden Monaten lernten sie Ennis näher kennen. Den Kindern gefiel es hier. Die Stadt mochte schmutzig und unansehnlich sein, aber es herrschte immer reges Treiben. Der kleine Platz vor dem Gerichtsgebäude war gewöhnlich voll von Verkaufsständen und Straßenhändlern, die alle erdenklichen Dinge feilboten. Und obwohl anscheinend niemand den Wunsch verspürte, die Stadt sauber zu halten, waren Verbesserungen nicht zu übersehen. So waren in den vergangenen zehn Jahren eine Anzahl öffentlicher Gebäude errichtet worden. Manche wirkten zwar ziemlich unfreundlich, wie etwa das neue Fieberspital. Und noch abstoßender war das düstere Arbeitshaus im Norden der Stadt, das man für eine Kaserne oder ein Gefängnis hätte halten können. Doch anlässlich der Thronbesteigung der jungen Königin Viktoria hatte man auch eine recht schöne neue Steinbrücke gebaut, und in dem Jahr, als sie in die Stadt zogen, war die ganze Gemeinde, Katholiken wie Protestanten, zusammengekommen, um auf einem großen Grundstück neben dem Zeitungshaus der Grundsteinlegung einer katholischen Kathedrale beizuwohnen, die eines Tages der gesamten Region als Gotteshaus dienen sollte.
    Andere Teile der Stadt mied man besser. Gleich auf der anderen Straßenseite begann das Labyrinth von Gässchen, die zum River Fergus hinunterführten. Maureen hatte Mary und Caitlin eingeschärft, dass sie diesem Viertel fernbleiben sollten. Zwar hatte sie nie gehört, dass Kinder dort zu Schaden gekommen wären, aber sie wusste, dass in den Türeingängen der bunt gemischte Haufen der Stadthuren seine Dienste anbot und dass sich dort Bettler herumtrieben, die, wenn sie betrunken oder zornig waren, Menschen mit Knütteln bedrohten.
    Maureen war es wichtig, dass sie, ihr Vater und ihre jüngeren Geschwister als anständige Leute galten. Im Umland lebten ungefähr

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