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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Abbild des großen Mannes und immer bestens unterrichtet, schilderte ihm bei seiner Ankunft die Lage.
    »Der Westen Irlands ist stärker betroffen als andere Landesteile. In Clare ist fast die Hälfte der Ernte verloren, und in Ennis ist es am schlimmsten. Aber das Unglück schlägt nicht überall gleich zu. Selbst hier in der Grafschaft Clare sind einige Landstriche vollkommen verschont geblieben.«
    »Ist es eine Seuche?«
    »Wahrscheinlich. Vielleicht war es auch zu feucht. Manche Kartoffeln scheinen völlig in Ordnung, wenn sie aus dem Boden kommen, und verfaulen erst danach. Wir gehen davon aus, dass wir hier in Ennis im Frühjahr Hilfe aus Dublin brauchen werden.« Er zuckte mit den Schultern. »Solche Dinge passieren in Clare von Zeit zu Zeit.«
    Eine etwas andere Einschätzung bekam Stephen ein paar Tage später zu hören, als der Inhaber des Clare Journal zum Dinner kam. Mr Knox war ein protestantischer Tory, der wie ein sauertöpfischer presbyterianischer Geistlicher aussah. Aber seine Familie, der die Zeitung seit mehreren Generationen gehörte, war in der Gegend beliebt.
    »Die hiesige Gentry ist zu nichts zu gebrauchen, und der Vizekönig in Dublin ist ein selbstgefälliger Esel«, schimpfte Knox. »Gestern sah ich sechs Wagen mit Getreide zu den Quais rollen. Für den Export. Das müsste man verbieten. Spätestens im März brauchen wir hier jeden Sack Mehl, den wir kriegen können.«
    »Aber was ist mit den Bauern?«, fragte Charles. »Die müssen ihr Korn doch verkaufen.«
    »Selbstverständlich. Dann muss man ihnen dasselbe bezahlen, was sie von den Händlern im Hafen bekommen. Und zwar heute. Sonst muss man im Frühjahr Importweizen kaufen, und bis dahin wird die Verknappung die Preise noch höher getrieben haben.«
    »Manche Leute bestreiten, dass es eine Verknappung geben wird.«
    »Das sind Narren.«
    »Um was für eine Art von Krankheit handelt es sich denn?«, fragte Stephen.
    »Ein gewisser Doktor Evens schreibt, es sei ein Pilz«, antwortete Knox. »Aber genau weiß das niemand, Mr Smith.«
    Da Stephen aus Dublin kam und politische Verbindungen hatte, brannte der Zeitungsbesitzer darauf, seine Ansichten an den Mann zu bringen. Am Tag nach dem Dinner arbeitete Stephen zusammen mit seinem Gastgeber an einem Essay. Doch am übernächsten Tag holte ihn Knox mit seinem Einspänner zu einer Fahrt in die Umgebung ab.
    »Die Lebensmittelverknappung ist nämlich auch eine Chance«, sagte er zu Stephen, als sie aus Ennis hinausfuhren. »Sehen Sie sich diese Leute an.« Er deutete auf die Katen und Hütten am Straßenrand. »Kräftige Männer, die Arbeit suchen. Was soll aus ihnen werden, wenn ihr kleiner Kartoffelvorrat aufgebraucht ist? Sie haben kein Geld, um sich etwas zu essen zu kaufen.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Man muss ihnen Arbeit geben. Löhne zahlen. Nichts anderes wollen sie. Man muss ihnen Gelegenheit geben, sich nützlich zu machen.«
    »Gibt es denn Arbeit für sie?«
    »Aber verehrter Sir, Sie sind seit mehreren Tagen hier und stellen mir eine solche Frage? Hier gibt es allerhand zu tun. Ich werde es Ihnen zeigen.« Man musste den Elan des Verlegers einfach bewundern. »Wie Sie sehen, ist ein Teil der Straße hier ausgebessert worden. Die neue Steinbrücke, über die wir soeben gefahren sind, ist ausgezeichnet. Aber wir brauchen dringend eine neue Straße von Ennis nach Quin. Man soll sie bauen. Und dann der River Fergus. Zurzeit wird alles, was auf dem Markt in Ennis an Getreide, Butter und Vieh verkauft wird, unter unnötigen Zusatzkosten mit Flussbooten zu den Quais ein paar Meilen weiter südlich transportiert. Man könnte den Fluss ohne weiteres bis Ennis schiffbar machen und hier neue Quais bauen, zum Wohle der Stadt.«
    »Sie sprühen ja vor Ideen.«
    »Keineswegs. Alle diese Vorschläge liegen schon seit Jahren auf dem Tisch. Nur werden sie nicht in die Tat umgesetzt. Wussten Sie, dass bereits Baupläne für ein neues Gerichtsgebäude vorliegen? Das alte ist so renovierungsbedürftig, dass ein Neubau vernünftiger wäre. Das wäre ein weiteres sinnvolles Projekt, das nur darauf wartet, in Angriff genommen zu werden. Die neue Kathedrale – das Grundstück hat übrigens ein Protestant gespendet – muss fertig gestellt werden. Gewiss, das ist kein öffentliches Bauvorhaben, aber man könnte Spenden sammeln. Aber bis zu meinem Lieblingsprojekt ist es noch ein Stück.« Er fuhr noch eine gewisse Strecke nach Norden, dann hielt er den Einspänner in einer Biegung an und deutete

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