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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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vierzig Familien, die man der örtlichen Gentry zurechnen konnte. Ebenfalls als Arbeitgeber in Frage kamen die besser gestellten Kaufleute in der Stadt, eine Handvoll Angehörige der freien Berufe und einige andere wie Mr Knox, der Besitzer des Clare Journal. Als Maureen und ihr Vater Nuala in die Häuser mehrerer dieser Leute begleiteten, wo sie Arbeit als Hausangestellte suchte, freute sich Maureen, als sie zufällig hörte, wie einer der Gentlemen zu seiner Frau sagte: »Die Maddens? Anständige Bauernfamilie. Nimm sie auf jeden Fall.« Nuala fand eine Stelle bei einem Kaufmann in einem sehr gediegenen Haus in der Nähe des Clare Journal, keine Meile von ihrer Kate entfernt.
    Der gute Ruf der Familie half auch Eamonn. An manchen Tagen arbeitete er auf einem Gut der örtlichen Gentry. An anderen ging er ein paar Meilen nach Süden zu dem kleinen Flusshafen, wo Getreide in Richtung Shannon-Mündung verschifft wurde. Sie hatten immer ein paar Ersparnisse, die sie sorgsam hüteten. Manchmal, wenn Eamonn ein, zwei Wochen lang keine Arbeit fand, mussten sie in diesen kleinen Schatz fassen. Dann gab es Zeiten, in denen sie ihn wieder auffüllen konnten.
    So richteten sie sich in ihrem neuen Leben ein. Maureen führte den Haushalt, unternahm mit dem kleinen Daniel Spaziergänge und spielte mit ihm. Außerdem unterrichtete sie Mary und Caitlin, damit sie wenigstens lesen und schreiben lernten. Einmal in der Woche kam Nuala nach Hause und teilte ihren Lohn mit ihnen. Sie erblühte zu einer hübschen jungen Frau mit schlanker Figur und schönen blauen Augen. Der Vater war sichtlich stolz auf sie. Zudem hatte sie einen erfrischenden Humor und brachte die Familie mit Klatschgeschichten zum Lachen, die sie in der Stadt aufgeschnappt hatte. Mary und Caitlin waren begeistert. Maureen hätte gern gewusst, wie es Norah in England und William und Eamonns Bruder in Amerika ging. Sie schrieb Norah an die einzige Adresse, die sie von ihr hatte, erhielt aber keine Antwort. Von William war nie ein Brief gekommen. »Er wird schreiben, wenn er etwas Erfreuliches zu berichten hat«, beruhigte ihr Vater sie. Wenn die kleineren Kinder nach den beiden fragten, antwortete sie: »Es geht ihnen gut.«
    Im folgenden Frühjahr und Sommer herrschte wieder feuchte Witterung. Bauern, die ihre Kartoffeln nachlässig eingelagert hatten, mussten feststellen, dass ein Teil in der Feuchtigkeit verfault war. Draußen auf dem Land kam es zu weiteren Vertreibungen, denn Agenten wie Callan taten sich nach zahlungskräftigeren Pächtern um. Viele Menschen klagten, weil sie keinen mock ground mehr bekamen, um Kartoffeln anzubauen. Ein in England lebender Grundbesitzer namens Wyndham spendete der Kommune einhundertundfünfzig Morgen, damit sie kostenlos Parzellen zur Verfügung stellen konnte. »Allerdings«, so kommentierte ihr Vater, »besitzt er in Clare siebenunddreißigtausend Morgen und lässt es sich in England gut gehen. Er kann es sich also leisten. Auf der anderen Seite«, setzte er hinzu, »hat er immerhin geholfen. Von unserer lokalen Gentry hat kein Einziger etwas getan.«
    Im Herbst ereignete sich ein unerfreulicher Vorfall. Mr Callan kam vorbei. Er machte sich nicht einmal die Mühe, vom Pferd zu steigen, sondern sprach Eamonn vor dem Cottage an. Maureen stand daneben.
    »Waren Sie draußen, auf Ihrem alten Hof?«, fragte der Agent. Und als Eamonn verneinte: »Können Sie das beweisen?« Der Bauer, der ihr altes Haus abgerissen hatte und jetzt die Madden-Felder bewirtschaftete, hatte Besuch bekommen. Unbekannte hatten eine Torfmiete in Brand gesteckt und mitten auf seinem Land ein Grab ausgehoben. Zur Warnung. Solche Gesten waren im Zusammenhang mit Vertreibungen nicht ungewöhnlich. »Deshalb habe ich an Sie gedacht«, sagte Callan.
    »Das sei Ihnen unbenommen«, erwiderte Eamonn gelassen. »Aber sagen Sie mir eines: Gibt es noch andere Leute, deren Land er übernommen hat?«
    »Ja, mehrere. Er ist ein guter Bauer«, fügte er boshaft hinzu.
    »Dann sollten Sie besser an die denken. Ich war nicht einmal in der Nähe.«
    »Das werde ich«, erwiderte Callan. »Aber Sie stehen auf meiner Liste.«
    »Sorge macht mir nur«, sagte Eamonn später, als der Agent fort war, zu seiner Tochter, »dass er meinen Ruf ruinieren könnte.«
    Callan tat anscheinend nichts dergleichen, aber in den folgenden Monaten strömten unablässig Männer, gute, kräftige Bauern wie Eamonn, die sich die steigenden Pachtgebühren nicht mehr leisten konnten, nach Ennis, sodass

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