Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Familie zurückgekehrt. Aber der Brief nahm noch eine andere Wendung.
    Sie wolle nicht, schrieb die Schwester, dass ihr Sohn nach Irland gehe. Barnaby sei von einem gottesfürchtigen Jungen zu einem jungen Mann von strengstem Glauben herangewachsen. Er habe sogar darüber nachgedacht, England zu verlassen. Ihr Bruder wisse doch sicher, dass einige englische Puritaner hofften, eine Kolonie der Gottesfürchtigen in Amerika zu gründen. Barnaby spreche ernsthaft davon, nach Amerika aufzubrechen, sofern sich die Gelegenheit biete. Und wer könne ihm das übel nehmen, da doch die wahre protestantische Religion von allen Seiten bedroht werde? Besonders von König Karl I. und seiner papistischen Königin, denen man offensichtlich nicht trauen durfte. »Wir fürchten um Barnabys Sicherheit«, schrieb sie, »aber niemals um seine Seele.«
    Was solle Barnaby also in Irland, wo allen Berichten zufolge der papistische Götzendienst nicht ausgemerzt wurde, sondern prächtig gedieh? Die Plantation von Ulster hätte das Gebiet zu einer großen, protestantischen Kolonie machen sollen, aber alle berichteten, dass die neuen englischen Grundbesitzer ihr Land nun wieder an dieselben altirischen Katholiken, diese Tiere, verpachteten, die zuvor schon darauf gelebt hatten. Unten in Munster habe man englischen Gentlemen, wohlhabenden Freisassen und ehrlichen Handwerkern Land angeboten. »Und doch sagt man, dass dort nur Schurken und Abenteurer, die ihre Vergangenheit verbergen wollen, leben.« Und was Dublin anging: »Und dir, Bruder, scheint es nichts auszumachen, dass die Papisten die Kirchen benutzen, im Stadtrat sitzen und wahrscheinlich sogar an deinem Tisch essen.«
    Fassungslos starrte er auf den Brief. Am schlimmsten war, dass einige ihrer Anschuldigungen sogar der Wahrheit entsprachen. Natürlich gab es gute englische Siedler in Munster, aber viele der englischen Freisassen, Kaufleute und Handwerker, die das Rückgrat Englands bildeten, hatten keinen Grund, ihre sichere Stellung in England zu verlassen und die irische See zu überqueren. Und in Munster gab es auch viele Landbesitzer, die einen zweifelhaften Ruf genossen und hofften, in Irland möglichst billig als Gentlemen durchzugehen. Was Ulster anging, so hatte Simeons Schwester auch Recht. Die neue Kolonie entwickelte sich nicht wie geplant. Die englischen und schottischen Investoren hatten einfach nicht genug ehrbare Protestanten gefunden, um ihre riesigen Besitztümer zu bewirtschaften. Also hatten sie teilweise die alteingesessenen Iren wieder auf ihr Land gelassen – das diese sowieso als ihr eigenes betrachteten –, gaben ihnen schlechte Pachtverträge und verlangten exorbitante Pachten. Ulster war nicht die ruhige Landschaft voller freier Bauern und kleiner Marktstädte, die man sich vorgestellt hatte, sondern ein Flickwerk aus umkämpften, protestantischen Städten und zu Wucherpreisen verpachteten Feldern. In Dublin wusste Pincher zwar die guten Protestanten aus Trinity und der Dubliner Burg auf seiner Seite, aber obwohl sie nach ihren Worten alle den Katholizismus ausmerzen wollten, setzten sie diese Absicht nur zögernd in die Praxis um. Das galt sogar für Christ Church: Die Gemeinde der Kathedrale lebte in einer stolzen Enklave inmitten unverbesserlicher, abergläubischer Papisten. Dennoch verpachtete Christ Church seines Wissens immer noch Land an katholische Gentlemen, die mit diesem Land dann ihre eigenen Privatpriester unterstützten.
    Ihren schärfsten Vorwurf jedoch sparte sich Simeons Schwester bis zum Schluss auf. Als er vor Jahren Cambridge – »aus Gründen, die ich vergessen will« – verlassen musste, hatte sie gehofft, er habe sich geläutert. Aber die Berichte, die sie aus Irland hörte, ließen sie daran zweifeln, schrieb sie. Deshalb werde sie Barnaby auf keinen Fall zu ihm schicken.
    ***
    Würde sie es nie vergessen? Würde sie ihm die dumme Sache in Cambridge denn niemals verzeihen? Und worüber war sie eigentlich so wütend? Über sein Verbrechen oder die falschen Anschuldigungen, die ihm gefolgt waren?
    Seltsamerweise hatte alles in der Kirche begonnen. Man hatte ihn gebeten, in einem Dorf in der Nähe von Cambridge zu predigen. Sir Bertram Fielding und seine Gemahlin waren unter den Gemeindemitgliedern gewesen. In der folgenden Woche hatten sie ihn eingeladen, mit ihnen zu speisen. Das war nichts Ungewöhnliches. So gewann ein junger Mann Freunde und Gönner.
    Lady Fielding war eine schöne, vollbusige Frau. Pincher schätzte sie auf Mitte

Weitere Kostenlose Bücher