Die Rebellen von Irland
dreißig. Er hatte bemerkt, wie ihre großen braunen Augen aufleuchteten, als er das Haus ihres Mannes betrat. Sie signalisierte, dass er ihr gefiel und drückte sogar seine Hand, als er sich verabschiedete. Aber er hatte keinen weiteren Gedanken daran verschwendet.
War es also Zufall, dass sie ihm drei Tage später auf seinem täglichen Nachmittagsspaziergang am Fluss begegnete? Nein. Beim Essen in ihrem Haus hatte er arglos von dieser Angewohnheit gesprochen. Hatte sie Hintergedanken, als sie ihn bat, ihr das College zu zeigen? Zweifellos. Steckte eine eindeutige Absicht hinter ihrer Bitte, seine Gemächer zu sehen? Oh ja. Oh, ganz bestimmt.
Bis zu diesem Tag war er unschuldig gewesen. Das war ungewöhnlich, aber nicht seltsam. Er war für den Dienst am Herrn rein geblieben. Vielleicht hatte sie gerade das an ihm gereizt, vermutete er. Sie war jedenfalls fest entschlossen, ihn nicht so unschuldig zurückzulassen, wie sie ihn vorgefunden hatte. Und sie hatte genau gewusst, wie sie ihn verführen konnte. Mit genüsslichen Seufzern hatte sie ihn entkleidet, seinen blassen Körper erforscht und ihn gelehrt, ihren zu entdecken. Sogar jetzt noch spürte er nicht nur Scham, sondern auch Entzücken und Stolz – ja, Stolz –, wenn er sich an die Dinge erinnerte, die sie zusammen getan hatten.
Sie hatten sich oft getroffen, es war nicht schwierig gewesen. Ihr Ehemann hielt sich oft in London auf, und sie besuchte Pincher in seiner Wohnung im College. Das Semester hatte noch nicht wieder angefangen, es waren keine Studenten im College, die Universität war verwaist. Beinahe sechs Wochen lang hatte er sich der Sünde der Lust und der noch schwereren Sünde des Ehebruchs schuldig gemacht.
Er fand nie heraus, wie Sir Bertram von der Affäre erfahren hatte. Aber er hatte offensichtlich Verdacht geschöpft, also ließ er seine Frau wahrscheinlich beobachten.
Denn eines schrecklichen Abends, als Pincher sich mit Lady Fielding in seiner Wohnung aufhielt und die Dämmerung gerade hereinbrach, hämmerte es plötzlich so laut an der Tür, dass er fürchtete, im College sei ein Feuer ausgebrochen. Schnell warf er sich ein Nachthemd über und öffnete die Tür.
Die folgenden Minuten versuchte er seit Jahren zu vergessen. Sir Bertram war kleiner als er, aber kräftig gebaut. Und er hatte sein Schwert gezückt. Der Anblick der Klinge, die im Kerzenlicht glitzerte, ließ Pincher augenblicklich die Flucht ergreifen. Was hätte er sonst auch tun sollen? Er war noch nicht aus der Tür hinaus, da packte Sir Bertram ihn hinten am Nachthemd. An der Treppe riss der Stoff. Erst als er sich schließlich die Treppe hinuntergekämpft hatte und in den Hof hinausgerannt war, bemerkte er zu seinem Entsetzen, dass das verblichene Nachthemd in Sir Bertrams Hand geblieben war. Er war splitterfasernackt.
Aber Sir Bertram war ihm noch immer auf den Fersen. Pincher rannte los und spürte im gleichen Augenblick einen brennenden Schmerz auf den Schultern. Fielding hatte ihm mit der flachen Seite des Schwertes einen Hieb versetzt. Pincher rannte wie der Wind, aber der gehörnte Ehemann war überraschend schnell. Wieder hieb Sir Bertram nach ihm. Pincher wich aus, aber er spürte, wie die Spitze des Schwertes ihm in den Rücken schnitt.
Der nackte Gelehrte rannte um den Hof herum, Sir Bertram dicht hinter sich. Gott sei Dank war es bereits dämmrig, aber es war immer noch zu hell, um seine Schande zu verbergen. Wäre Pincher nicht nackt gewesen, wäre er an der Portierloge vorbei auf die Straße geflüchtet. So konnte er das nicht. Da Fielding nicht aufgeben wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als um Hilfe zu schreien. Rund um den Hof öffneten sich ein paar Fenster, und Pincher wusste nicht, was geschehen wäre, wenn der Portier ihm nicht geholfen hätte. Er zerrte ihn in die Loge und schlug dem wütenden Sir Bertram die Tür vor der Nase zu. Zehn Minuten später verließen Sir Bertram und seine Gemahlin das College. Simeon Pincher lieh sich vom Portier eine Decke, wickelte sie um sich und kehrte immer noch vor Schreck zitternd in seine Wohnung zurück. Erst als er drinnen die Decke abnahm, merkte er, wie stark er geblutet hatte. Die Narbe würde ihm bis ans Ende seiner Tage bleiben.
Er vermutete, dass der Portier wahrscheinlich sehr genau wusste, was sich zwischen ihm und der Lady abgespielt hatte. Glücklicherweise hatte er in der Loge einen kühlen Kopf behalten. Als der Portier ihn fragte, ob er den Disziplinarbeamten rufen solle, lehnte er
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