Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Walter und ihre älteste Tochter würden die Familie in Christ Church repräsentieren. Sie wollten gerade aufbrechen, da erschien Orlando in der Tür.
    Überrascht bemerkte sie, dass ihn ein Mann begleitete, den sie noch nie vorher gesehen hatte: ein gut aussehender, hellhaariger Mann, der wahrscheinlich ein paar Jahre jünger war als sie. Er stand direkt hinter Orlando im Eingangsbereich.
    »Dies ist Brian O’Byrne von Rathconan«, stellte ihn Orlando vor. »Er wird mit mir nach Fingal reiten, aber da er Doyles Schwiegermutter überhaupt nicht gekannt hat, wollte ich fragen, ob er vielleicht hier im Haus auf mich warten darf, bis das Begräbnis vorbei ist.«
    »Selbstverständlich«, sagte Walter freundlich. »Anne bleibt ohnehin hier, er kann ihr Gesellschaft leisten.« Er begrüßte den Besucher, der sich höflich vor Anne verbeugte. Anne wusste natürlich, wer die O’Byrnes von Rathconan waren, aber sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen von ihnen persönlich kennen gelernt zu haben. Sie lächelte und hieß ihn willkommen. Plötzlich rief der junge Maurice, der näher an der Tür stand und den Besucher fasziniert angestarrt hatte, laut aus:
    »Schaut mal, der Herr hat grüne Augen, genau wie ich.«
    O’Byrne trat einen Schritt vor und sah dem Jungen in die Augen.
    »Wie heißt du?« fragte er.
    »Maurice, Sir.«
    »Nun, Mwirish«, er sprach den Namen irisch aus, »du hast wirklich sehr grüne Augen.« Er lachte leise. Es war schon beinahe neunzig Jahre her, dass Maurice Fitzgerald, der illegitime Sohn von Sean O’Byrne, nach Dublin gezogen war und den englischen Namen Smith angenommen hatte. Brian vermutete, dass sein Gastgeber wusste, dass sie deshalb entfernt miteinander verwandt waren. Trotzdem wählte er seine nächsten Worte mit Bedacht:
    »Bei den O’Byrnes«, sagte er beiläufig, »tauchen die grünen Augen nicht in jeder Generation auf, aber früher oder später kommen sie immer wieder.« Er warf Walter einen fragenden Blick zu. Dieser nickte, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. »Weiß es der Junge?«, murmelte Brian, ohne dass Maurice es hörte. Walter schüttelte den Kopf. »Dann wird er es nicht von mir erfahren«, sagte O’Byrne leise. Zu dem Jungen gewandt fuhr er fort: »Also ist es in deiner Familie wahrscheinlich genauso, Mwirish.«
    In diesem Moment begann die große Glocke der Kathedrale zu läuten, und kurz darauf brachen Walter und Orlando auf.
    Die nächste Stunde war für Anne sehr angenehm. Während sie sich mit Hausarbeiten beschäftigte und nach ihrer kranken Tochter sah, setzte sich Brian O’Byrne mit Maurice, der ihn offenbar sehr faszinierend fand, ins Wohnzimmer. Walter Smith besaß ein Schachspiel und hatte seinem Sohn beigebracht, wie man spielte – eine Leistung, auf die Maurice sehr stolz war –, und bald fragte er den Iren, ob er Schach spielen könne. Belustigt beobachtete Anne, wie O’Byrne ihren Sohn unauffällig gewinnen ließ. »Schachmatt«, hörte sie ihren Sohn bald glücklich ausrufen.
    Später unterhielt sie sich ein bisschen mit Brian O’Byrne über Rathconan. Er erzählte ihr, dass er vor ein paar Jahren geheiratet habe und zweifacher Vater sei. Er erklärte ihr auch, warum er für immer in der Schuld ihres Vaters stand. Aus diesem Grund hatte er sich, als er vor kurzem Rechtsbeistand gebraucht hatte, auch sofort an ihren Bruder Orlando gewandt. Ihr Bruder mochte den gut aussehenden irischen Gentleman offenbar sehr, und sie konnte verstehen, warum. Tatsächlich ertappte sie sich dabei, dass sie hoffte, ihn wiederzusehen.
    Die zweite Stunde war schon längst angebrochen, und als Annes Tochter nach ihrer Mutter verlangte, schlug Brian O’Byrne vor, mit Maurice die anderen vor der Kirche abzuholen.
    Er lief mit dem Jungen zum alten Stadthaus und der Krypta der Kathedrale, in der nach dem Gottesdienst das Begräbnis stattfand. Sie warteten auf der gegenüberliegenden Straßenseite und unterhielten sich, bis nach kurzer Zeit die Trauernden auf die Straße traten. Manche gingen in Richtung von Doyles Haus, wo es noch einen Empfang geben würde, andere standen in Grüppchen zusammen und redeten. Nach ein paar Minuten sahen sie Orlando und Walter Smith herauskommen. O’Byrne blieb stehen, aber Maurice ging zu ihnen und führte sie zu seinem neuen Freund. Alle schwiegen einen Moment lang und beobachteten, wie die restliche Gemeinde auf die Straße strömte.
    »Ich habe Cousin Doyle und seiner Familie bereits mein Beileid ausgedrückt«, erklärte

Weitere Kostenlose Bücher