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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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waren bereits Ende des vergangenen Jahres am königlichen Hof kursiert, und Höflinge hatten die Gerüchte an irische Freunde weitergegeben. Diese erste Saat wurde durch einen Briefwechsel zwischen wichtigen irischen Persönlichkeiten und dem Hof zum Sprießen gebracht, und innerhalb der vergangenen Wochen hatte das Ganze allmählich konkrete Formen angenommen. »Wenn wir dem Hof Anträge vorlegen, die die Stellung der loyalen katholischen Gentry in Irland verbessern, wird der König sie freundlich aufnehmen, das hat er im Privaten angedeutet. Jedenfalls habe ich das so verstanden.« Orlando blickte erwartungsvoll in die Runde.
    »In Dublin halten das alle für wahrscheinlich, egal, ob Katholiken oder Angehörige der Kirche von Irland«, bestätigte Doyle. »Wir haben alle davon gehört. Und es ist sicher, dass die Berichte direkt aus London kommen. Die Dubliner Regierung hat nichts damit zu tun. Sie wissen zwar Bescheid, aber der Gedanke sagt ihnen gar nicht zu. Sie wollen die Katholiken unterdrücken und nicht ermutigen.«
    »Sie müssen sich aber dem königlichen Willen beugen«, betonte Orlando. »Sie haben gar keine Wahl. Ich halte diese Entwicklung für sehr gut.« Er sah O’Byrne an. »Und zwar für uns alle.«
    »Für die Altengländer auf jeden Fall«, sagte O’Byrne skeptisch. »Ob ich davon profitieren werde, wird sich noch herausstellen.«
    »Doch, bestimmt«, antwortete Orlando. »Der König muss schon alle Katholiken unterstützen, nicht nur einen Teil.« Er setzte hinzu: »Ich kenne sogar hier in Fingal mindestens ein Dutzend katholische Grundbesitzer, in deren Adern irisches Blut fließt. Conran, Dowde, Kennedy, Kelly, Malone und Meagh sind irische Gentlemen, genau wie du, Brian. Es wäre für den König unmöglich, zwischen ihnen und mir zu unterscheiden. Außerdem sind vier von fünf einfachen Leuten in Fingal Iren. Von den Dienstboten hier im Haus bis zu den Fischern und Kleinbauern. Wenn man uns erlaubt, unsere Religion auszuüben, dann gilt das auch für sie.«
    »Falls diese religiöse Toleranz die Engländer auch davon abhält, unser Land zu stehlen, dann wäre das auf jeden Fall Grund zur Dankbarkeit«, erwiderte O’Byrne trocken.
    »Ich bin immer noch der Meinung, dass wir zuversichtlich sein dürfen«, beharrte Orlando.
    »Vielleicht.« Nun ergriff Lawrence das Wort. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Jesuit stumm dagesessen, die Hände auf dem Tisch verschränkt. Er sah alle der Reihen nach ernst an. »Aber deinen Optimismus kann ich leider nicht teilen. Warum nimmst du an, dass der neue König den katholischen Glauben bevorzugt?«
    »Er hat schließlich eine Katholikin geheiratet«, erwiderte Orlando.
    »Das war reine Staatsräson. Er wollte Frankreich zu seinem Verbündeten machen.«
    »Er ist nun wirklich kein Protestant.«
    »Er ähnelt in Verhalten und Temperament sicher mehr uns als seinen protestantischen Untertanen«, räumte Lawrence ein. »Aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass er sein Land oder seine Familie Rom unterordnen wird.« Er legte eine Pause ein, und seine drei Zuhörer warfen sich wechselseitig Blicke zu. Alle wussten, dass die Jesuiten immer die bestunterrichteten Männer in Europa waren.
    »Woran glaubt er dann?«, fragte Orlando.
    »Sein Vater war der Überzeugung, dass Könige durch Gottes Gnade regieren, und augenscheinlich hat sich sein Sohn dieser Überzeugung angeschlossen. König Karl glaubt, dass er vor niemandem außer vor Gott für seine Taten verantwortlich ist. Er erhält seine Weisungen direkt von Gott, ohne die Heilige Kirche oder die Weisheit der Älteren zu berücksichtigen.« Er zog eine schmerzliche Grimasse. »Ein solcher Glaube ist derartig verblendet, dass kein katholischer Geistlicher ihn tolerieren würde.« Er zuckte die Achseln. »Wenn er an dieser närrischen Überzeugung festhält, dann wird er sicher lieber bei seiner eigenen englischen Kirche bleiben. Schließlich ist er ihr Oberhaupt. Bei der römischen Kirche müsste er sich in geistlichen Angelegenheiten immer der Autorität des Papstes unterordnen.«
    »Und dennoch will er Katholiken begünstigen.«
    »In Irland vielleicht.« Lawrence tippte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Aber eines ist sicher: Er wird auch eine Gegenleistung verlangen.«
    »Und was sollte das sein?«
    »Geld, Orlando. Er braucht Geld.« Lawrence legte die Hände zusammen, ein sicheres Zeichen, dass er einen Vortrag halten wollte. »Denk mal daran, was sich in letzter Zeit am englischen Hof abgespielt hat.

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