Die Rebellen von Irland
Unterredung mit ihm. An diesem Abend bat Doyle alle katholischen Mitglieder der Delegation in seine Wohnung. Er fasste das Gespräch folgendermaßen zusammen:
»Der König würde den Katholiken wirklich gerne helfen. Aber er steht vor zwei großen Problemen. Zum einen sind die Puritaner hier sehr stark. Zum anderen muss eine parlamentarische Zuwendung an die Krone von allen irischen Parteien befürwortet werden, also auch den Protestanten in den Plantations. Er kann den Katholiken nicht alles geben, was sie verlangen, aber er wird sein Möglichstes tun, ihnen zu helfen.«
»Wie viel?«, fragte der jüngste Abgesandte.
»Er kann und will Irland keine Bürgerwehr erlauben. Die englischen Parlamentarier würden das als Bedrohung auffassen. Aber«, fuhr er fort, »der König ist bereit, Katholiken das Tragen von Waffen zu erlauben. Er erkennt also, wenn man so will, eure Loyalität an, und das ist schon sehr gut.«
»Was ist mit den Bußgeldern für Rekusanten und dem Oath of Supremacy?« ,fragte ein anderer katholischer Gentleman.
»Der Schwur auf den König als Haupt der Kirche ist auch weiterhin Pflicht für alle, die ein öffentliches Amt übernehmen wollen. Die Protestanten werden nichts anderes akzeptieren. Und er wagt nicht, die Bußgelder offiziell abzuschaffen – jedenfalls noch nicht. Aber er versichert euch persönlich, dass sie nicht eingesammelt werden. Außerdem wird er dafür sorgen, dass katholische Priester unbehelligt bleiben, solange sie sich diskret verhalten. Kurz gesagt: Er will den gegenwärtigen Zustand aufrechterhalten und den Forderungen von Leuten wie Pincher nicht nachgeben.«
»Wir hatten uns eigentlich mehr erhofft.«
»Es gibt einen Fortschritt. Es geht um das Erbrecht und die Drohung, katholische Erben den Oath of Supremacy schwören zu lassen. Wenn das Land seit mindestens sechzig Jahren in Familienbesitz ist, geht es ohne Treueprüfung an die Nachkommen über.« Dies bedeutete eine große Erleichterung für viele altenglische Familien. Und zu Doyles Befriedigung bedeutete ein solches Gesetz auch, dass irische Familien wie die O’Byrnes nicht länger um ihr Erbe fürchten mussten.
»Es ist ein Schritt in die richtige Richtung«, stimmte der Gentleman, der die Frage gestellt hatte, zu.
»Es gilt allerdings noch, die Geldfrage zu klären«, fuhr Doyle fort. Nach einer kleinen Pause setzte er hinzu: »Sie verlangen kein Geld von uns. Aber sie hoffen, dass wir es ihnen anbieten.«
»Und auf wie viel Geld hoffen sie genau?«
»Vierzigtausend Pfund.«
Den Abgesandten stockte der Atem.
»Zahlbar vierteljährlich in einem Zeitraum von drei Jahren. Natürlich von ganz Irland, auch den protestantischen Siedlern.«
»Das ist sehr viel Geld«, warf der katholische Gentleman ein.
»Der König ist eben sehr knapp bei Kasse«, erwiderte Doyle trocken.
Am nächsten Morgen schrieb er unverzüglich an Walter Smith und seinen Cousin Walsh und fragte sie, ob eine solche Summe beschaffbar wäre. Drei Wochen später erreichte ihn die Antwort: Sie waren der Ansicht, es sei zu schaffen.
Anfang Mai nahm ihn der Ratsherr erneut beiseite und bat ihn, am folgenden Tag an einem privaten Treffen mit einigen Freunden teilzunehmen. Doyle sagte natürlich gerne zu und traf den alten Mann am nächsten Morgen am kleinen Monument von Charing Cross nördlich von Whitehall. Doyle und der Ratsherr liefen gemeinsam nach Süden in Richtung Westminster. Aber plötzlich bog der Ratsherr in ein Seitentor des Whitehall-Palastes ein. »Hier herein, bitte«, sagte er und führte Doyle einen Flur entlang. Am Ende des Flures sahen sie prächtige Flügeltüren, vor denen zwei Soldaten Wache hielten. Als die beiden Besucher sich näherten, öffneten sie sofort die Türen.
Und einen Augenblick später stand der Kaufmann aus Dublin vor dem englischen König.
Doyle erkannte König Karl I. von England sofort, denn er hatte schon oft Portraits von ihm gesehen. Seine langen Haare, sein sauber gestutzter Spitzbart und die braunen, fein geschnittenen Stuart-Augen, die immer ein wenig traurig dreinblickten, waren unverwechselbar. Aber eines wurde Doyle erst jetzt klar.
Der Mann war winzig. Elegant in ein Wams mit Spitzenkragen gewandet, aber dennoch winzig. Er erinnerte sich an die Worte eines Malers, den er in einer Taverne kennen gelernt hatte: »Sie wollten, dass ich ein Bild male, auf dem der König imposant und heroisch aussieht. Ich antwortete, die einzige Möglichkeit wäre, ihn dazu auf ein Pferd zu setzen.« So gar
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