Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
mit den hohen Absätzen, die am Hof inzwischen Mode waren, reichte der König dem Dubliner nur bis zur Brust. Aber mindestens ebenso sehr überraschten Doyle die Hände des Königs: feingliedrig, die längsten, schmalsten Finger, die er je gesehen hatte. Hatte dieser elegante, spinnenbeinige kleine Kerl wirklich vor kurzem seinen Pariamentariern in sehr deutlichen Worten mitgeteilt, sie seien nur dazu da, seinen Befehlen zu gehorchen?
    Der alte Ratsherr stellte Doyle vor, der sich tief vor Karl I. verbeugte. Danach zog er sich zurück und ließ Doyle und den Monarchen allein. Mit einem feinen Lächeln dankte der König dem Dubliner für seine Geduld während der langen Verhandlungen und für seine Mitarbeit als Mitglied der Delegation.
    »Wir haben schon viel Gutes von Ihnen vernommen, Master Doyle«, sagte er leise. »Wir wissen, dass Sie Uns treu ergeben sind. Außerdem sind Sie ein kluger, besonnener Mann.«
    »Ich danke Eurer Majestät.« Doyle verbeugte sich noch einmal.
    »Master Doyle, glauben Sie, dass eine Einigung mit den irischen Katholiken möglich ist?«
    »Ja, das glaube ich«, antwortete Doyle ehrlich. »Ich habe viele katholische Verwandte, Euer Majestät, mit denen ich eng verbunden bin. Sie alle sind Eurer Majestät treu ergeben, und ihre Familien halten der britischen Krone seit mehr als vier Jahrhunderten die Treue. Solche Menschen sind loyale Freunde Eurer Majestät.«
    »Wir wissen das«, sagte der König und nickte nachdenklich. »Und seien Sie versichert, dass Wir uns auf diese Freundschaft verlassen werden. Wir würden gerne mehr für sie tun, aber in England gibt es sehr puritanische Gentlemen, die Uns nicht so treu ergeben sind und Uns viele Steine in den Weg legen.« Der König machte ein Zeichen, dass die Audienz sich dem Ende zuneigte.
    Doyle wollte sich gerade von dem Monarchen verabschieden, da wurde ihm klar, dass es noch eine Sache gab, die er zur Sprache bringen musste. Seit letztem Sommer wartete er bereits auf eine Gelegenheit dazu. Er hatte das Thema zwar bereits ein- oder zweimal in Dublin angesprochen, aber ohne viel Erfolg. Doch nun war ihm die beste Gelegenheit dazu einfach in den Schoß gefallen.
    »Allerdings wird die Loyalität vieler Dubliner – und das Aufbringen einer finanziellen Zuwendung«, setzte er schlau hinzu, »durch verschiedene puritanische Elemente behindert, die meiner Meinung nach Eurer Majestät nicht freundlich gesinnt sein können.«
    Die königlichen Augen blickten ihn scharf an.
    »Wie das?«
    »Ich spreche von jenen, die offen gegen die Regierung Eurer Majestät predigen und sogar vor Euren Vertrauten nicht haltmachen. Denn sie säen Zwietracht in der Bevölkerung, die auch wir Weiseren nicht überwinden können«, erklärte er in ernstem Ton.
    »Erzählen Sie Uns mehr davon.«
    Der Kaufmann brauchte nicht lange, um Pinchers Predigt zusammenzufassen. Er betonte, dass die Haltung, die in ihr zum Ausdruck gerate, eine Einigung mit den Altengländern unmöglich mache. Außerdem sei ein solch unerbittlicher Puritanismus in der moderaten Kirche von Irland, der Pincher doch schließlich angehöre, sicherlich fehl am Platz. Entsprach dies wirklich den Wünschen des Königs?, fragte er respektvoll.
    Ernst hatte sich der König Doyles Ausführungen angehört.
    »Dies entspricht nicht Unseren Wünschen, Master Doyle«, antwortete er. »Und Wir werden das deutlich machen, seien Sie unbesorgt. Aber Wir fürchten, dass in Dublin viele diese Meinung teilen.«
    »Manche, Eure Majestät. Aber die meisten folgen nur Doktor Pincher nach.« Doyle legte eine Pause ein, und der König nickte wieder. Es war Zeit für sein Meisterstück. Einen Moment lang gab Doyle vor zu zögern, dann schlug er zu: »Ich bin aber nicht nur besorgt über den aufwieglerischen Angriff auf die Kirche und die Regierung Eurer Majestät, sondern besonders über die Worte, die an Eure Frau, die Königin, gerichtet waren.«
    Der König hob die Augenbrauen.
    »An die Königin?«
    Doyle machte ein verlegenes Gesicht. Nun ja, erklärte er stockend, Pincher habe wiederholt auf den katholischen Einfluss, unter dem der König stehe, hingewiesen, und zwar auf sehr beleidigende Art und Weise. Er habe von der katholischen Hure, der Metze, der Isebel gesprochen. Und er habe gefordert, diese Hure müsse niedergeschlagen werden.
    »Vielleicht hat er es auch nicht so gemeint, Euer Majestät. Aber mir kam es vor, als meine er damit die Königin.« Unheilvolles Schweigen. »Vielleicht«, sagte Doyle mit einer

Weitere Kostenlose Bücher