Die Rebellen von Irland
Schotten Geld einzutreiben und Truppen auszuheben. Die Zustimmung des Parlaments ließ nicht lange auf sich warten. »Sie haben das Geld bewilligt, um Wentworth loszuwerden«, bemerkte sein Vater trocken. Und in der Tat war Wentworth im April wieder in London, wo das englische Parlament einberufen wurde.
Aber die Engländer waren nicht geneigt, ihrem König zu helfen. Elf Jahre lang hatte Karl I. ohne Parlament regiert, hatte sie mit Steuern geschröpft und mit Willkürakten drangsaliert, und obendrein hatte er ihnen eine Kirche aufgezwungen, die seinen größtenteils puritanischen Untertanen verhasst war. Beinahe zwei Prozent der Bevölkerung waren in den zurückliegenden zehn Jahren nach Amerika ausgewandert. Jetzt kam der Tag der Abrechnung. Die Parlamentsführer standen mit den Schotten im Bund, und sie wussten um ihre Stärke. Bei einer zufälligen Begegnung auf der Straße hatten die Smiths mit Doyle über die Lage in London gesprochen.
»Sie werden den König unter Druck setzen«, hatte ihnen Doyle mit grimmigem Lächeln prophezeit. Und das hatten sie auch getan. König Karl tobte. Keinen Monat später traf die Nachricht ein: »Er hat sie alle wieder nach Hause geschickt.«
In jenem Monat sah Maurice die erste Einheit der neuen Soldaten, deren Aushebung das irische Parlament zugesagt hatte. Er hatte Doyle am Tor zum Dublin Castle getroffen, als ein etwa hundert Mann starker Trupp den Hügel heraufmarschiert kam und durchs Tor verschwand.
»Das werden die Leute sein, die sie in Kildare angeworben haben«, bemerkte der Kaufmann. Die meisten Rekruten waren arme Schlucker, katholische Tagelöhner und dergleichen, doch an ihrer Spitze ritt ein kleiner Mann mit harten Gesichtszügen, der Maurice wie ein Ausländer vorkam. »Das ist der Oberst, der Mann, der die Soldaten angeworben hat«, erklärte Doyle. »Die Mannschaften sind Katholiken, aber die Offiziere werden Protestanten sein. Manche wie der da sind Söldner vom Kontinent, die das Parlament dafür bezahlt, Soldaten zu rekrutieren und auszubilden.« Er seufzte. »So stellt man Armeen auf, Maurice. Es ist ein Geschäft wie jedes andere.« Bis auf weiteres, so erfuhr Maurice, sollten die Soldaten nach Ulster in Garnison gelegt werden.
Sie hatten sich gerade von der Burg abgewendet und schlugen den Weg zur Christ Church ein, als Maurice den alten Mann und das Mädchen bemerkte, die ihnen entgegenkamen. Der Mann, vor dem sich Doyle höflich verneigte und der seinen Gruß mit einem diskreten Lächeln des Erkennens erwiderte, war eine vornehme Erscheinung, elegant gekleidet, jedoch so klein, dass er Maurice kaum über die Schulter reichte. Er hatte ein schmales Gesicht, einen schneeweißen Bart und freundliche Augen vom blassesten Blau, das Maurice jemals gesehen hatte.
»Das war Cornelius van Leyden«, murmelte Doyle, sowie sie vorüber waren. »Ein niederländischer Kaufmann.« Maurice kannte mehrere Niederländer in der Stadt, aber er war sich ziemlich sicher, dass er den Alten noch nie gesehen hatte. »Er ist erst seit kurzem hier«, erklärte Doyle. »Sein Sohn hatte hier ein Geschäft, ist aber gestorben, und so ist der alte Mann herübergekommen, um nach dem Geschäft zu sehen. Es gefällt ihm hier, sagt er, und so hat er sich zum Bleiben entschlossen. Wie ich höre, hat er oben in Nord-Fingal ein Gut gepachtet.«
»Ist er Protestant?«
»Ja. Wie die meisten Niederländer. Und er hat gute Beziehungen. Er kennt den Grafen von Howth, und anscheinend ist er ein alter Freund von Ormond.« Von den beiden großen altenglischen Dynastien Irlands hatten die Fitzgeralds größtenteils an ihrem katholischen Glauben festgehalten, während der reiche Lord Ormond, Oberhaupt der Butlers, zur protestantischen Kirche von Irland übergetreten war. »Der Niederländer ist ein liebenswürdiger alter Knabe«, sagte Doyle zum Schluss. »Und wohlhabend.«
»Und das Mädchen?«, fragte Maurice.
»Seine Enkelin.« Doyle warf ihm einen kurzen Blick zu. »Hübsch, findest du nicht?«
Maurice drehte sich um und schaute ihr nach. Der Alte stützte sich mit einer Hand auf ihren Arm, während er steif die Straße hinunterstakste. Maurice schätzte sie etwas jünger als er selbst war. Sie hatte eine schlanke, elegante Figur und trug ihr langes goldenes Haar offen, sodass es ihr Gesicht rahmte. Im Vorbeigehen hatte er bemerkt, dass sie cremefarbene Haut und makellos weiße Zähne hatte. Und dass sie seinen Blick mit einem Anflug von Interesse erwidert hatte. Sie wirkte wie ein
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