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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Mutter und Tante Mary um das Baby kümmerten. Dann jedoch, kurz bevor sie nach Dublin zurückkehrten, eröffnete ihm seine Mutter, dass sie das Baby dort lassen würden.
    »So ist es am besten für den kleinen Daniel«, sagte sie mit einem Lächeln, obwohl er eine Träne in ihrem Auge sah. »So ist es für alle am besten.« Mehr wollte sie nicht sagen.
    Maurice musste seinen Vater um eine nähere Erklärung bitten.
    »Es war Onkel Orlandos Idee«, erklärte der ihm. »Deine Tante Mary leidet darunter, dass sie keine Kinder hat, musst du wissen. Sie schrieb mir gegen Jahresende, ob sie nicht den kleinen Daniel großziehen könnten. Ich sprach mit deiner Mutter darüber, und wir kamen überein, dass es so am besten sei. Deiner Tante und deinem Onkel wird es Freude machen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass der kleine Daniel bei ihnen glücklich wird.« Maurice stimmte es traurig, seinen kleinen Bruder zu verlieren, aber seine Eltern würden schon wissen, was sie taten.
    »Darf ich ihn denn besuchen?«, fragte er.
    »Aber natürlich«, antwortete sein Vater.
    Die ersten Monate des Jahres vergingen wie im Flug. Die Nachricht von O’Byrnes Hochzeit traf ein. Maurice hätte gern daran teilgenommen und fragte seine Eltern, ob sie nicht hingingen, aber sie verneinten. »Könnte ich nicht Onkel Orlando begleiten?«, fragte er. »Er wird doch bestimmt an der Feier teilnehmen.« Was aber nicht der Fall war.
    Kurze Zeit nach diesem Gespräch sah Maurice, wie seine Mutter allein dasaß und ins Leere stierte. Sie sah sehr traurig aus. Er wollte gerade zu ihr gehen und fragen, ob etwas vorgefallen sei, da trat sein Vater von hinten zu ihm, nahm ihn am Arm und raunte ihm zu, dass er draußen seine Hilfe brauche. Als Maurice zu ihm sagte, dass die Mutter traurig aussehe, erwiderte Walter: »Deine Mutter hat das Bedürfnis, eine Weile allein zu sein.« Später an diesem Tag sah er, wie sein Vater schweigend den Arm um sie legte, was er nicht oft tat, und er hatte den Eindruck, dass seine Mutter in den folgenden Tagen und Wochen wieder etwas fröhlicher war.
    Im März belebte sich Dublin, denn das irische Parlament wurde einberufen. Wentworth kehrte für kurze Zeit zurück, um den Vorsitz zu führen. Der König war so zufrieden mit ihm, dass er ihm den Titel Earl of Strafford verliehen hatte. Das Parlament lockte alle möglichen wichtigen Persönlichkeiten in die Stadt, so etwa die neuenglischen Grundbesitzer, denen die großen Landzuweisungen in Ulster und Munster zugefallen waren, und die protestantischen Gentlemen, die neue Wahlkreise vertraten und Wentworth eine Mehrheit von Protestanten der Kirche von Irland sicherten. Doch daneben gehörten nach wie vor viele altenglische Gentlemen und auch einige irische Aristokraten dem Parlament an.
    Eines Tages, als Maurice mit seinem Vater durch die Straßen ging, deutete dieser auf einen dieser irischen Prinzen, Sir Phelim O’Neill. Maurice, der wusste, dass O’Byrne mit Sir Phelim bekannt war, musterte den Aristokraten aus Ulster neugierig. Aber wenn er eine grüblerische, imposante Erscheinung erwartet hatte, eine Gestalt aus den Tagen der Flucht der Grafen, so sah er nur einen Mann Ende dreißig, den man für einen Gentleman aus Fingal hätte halten können wie seinen Onkel Orlando. Er schlenderte mit zwei Herren ähnlichen Aussehens die Straße entlang und gab soeben einen Witz zum Besten.
    »Seine beiden Begleiter sind Rory O’More und Lord Maguire«, sagte sein Vater leise. »O’Neill ist mit dem großen Tyrone verwandt, natürlich nur entfernt, aber er soll bis über beide Ohren verschuldet sein. Um die Wahrheit zu sagen, sind auch die beiden anderen nicht besonders gut gestellt. Als irische Führer haben sie schwerlich das Format ihrer Vorfahren.«
    »Aber im Parlament hat ihre Stimme doch Gewicht?«
    »Sie sprechen für das alte Irland, wenn man so will, und für die katholische Sache. Außerdem sind sie im Parlament, um zu sehen, was sie dabei herausschlagen können.«
    »Ich dachte«, erwiderte Maurice, »die meisten Parlamentsmitglieder seien aus diesem Grund hier.«
    »Wahrscheinlich.« Sein Vater schmunzelte und setzte, wieder ernster, hinzu: »Allerdings wurde ihnen und ihrem Stand in der Vergangenheit so viel Land weggenommen, dass man ihnen kaum einen Vorwurf daraus machen kann, wenn sie sich davor zu schützen suchen, noch mehr zu verlieren.«
    Wentworths Absicht war offensichtlich: Er wollte das irische Parlament dazu bewegen, für den Krieg des Königs gegen die

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