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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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sein Gesicht mit Küssen.
    »Sagen Sie mir, dass Sie mich lieben, Henry. Bitte sagen Sie es, ich möchte es hören.«
    »Aber was ist denn mit Ihnen, Miss Paxton«, erwiderte er und versuchte sich aus ihren Armen zu befreien. »Natürlich liebe ich Sie. Wie können Sie daran zweifeln?«
    »Was mit mir ist?«, fragte sie unter weiteren Küssen. »Ich bin Ihre Verlobte und kann es nicht mehr erwarten, Ihre Frau zu werden. Warum weisen Sie mich immer zurück?«
    Sie hielt in ihren Küssen inne und sah ihn prüfend an. Beschämt schlug er die Augen nieder. Er wusste ja nur zu gut, wovon sie sprach. Er hatte ihre Schwäche nicht ausgenützt, und das verübelte sie ihm. War das ein Wunder? Für eine Sekunde dachte er daran, Emily die Wahrheit sagen, warum er so gehandelt hatte. Sie war eine vernünftige, klar denkende Frau – wahrscheinlich würde sie ihn verstehen. Doch als er den Blick hob, reichte sein Mut für ein solches Geständnis nicht aus.
    »Ich weise Sie nicht zurück, Emily«, sagte er. »Wie können Sie so was nur denken? Der Grund ist, ich respektiere Sie viel zu sehr, als dass ich vor unserer Hochzeit meinem Verlangen nachgeben dürfte. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Das tue ich ja, liebster Henry, und ich weiß auch, welche Motive Sie leiten. Nur, ich bin für so viel Edelmut und Sittsamkeit nicht geboren! Wann wird endlich unsere Hochzeit sein?«
    Ihr Drängen tat ihm im Herzen weh, doch er hatte keine Wahl, er musste Emily ein weiteres Mal mit der Erklärung vertrösten, zu der er seit ihrer Verlobung immer wieder Zuflucht nahm.
    »Sie wissen doch, dass eine vorzeitige Eheschließung unseren großen Plan gefährdet. Ein zweiter Korruptionsverdacht würde mich ein für alle Mal untragbar machen.«
    »Bitte verzeihen Sie mir.« Emily nahm seine Hände und verschränkte ihre Finger mit den seinen. »Ich weiß, ich hätte nicht kommen dürfen, aber ich hatte solche Sehnsucht nach Ihnen,dass ich es nicht länger aushielt. Ich musste Sie einfach sehen! Aber was ist das?«, fragte sie und deutete mit dem Kinn auf den Schreibtisch.
    »Eine Gliederung der Ausstellung«, sagte Cole. »Ich schlage der Kommission vor, die Exponate in vier Sektionen aufzuteilen und diese wiederum in dreißig Klassen. Entsprechend dem Aufbau des Katalogs.«
    »Sie befassen sich auch mit dem Katalog?«
    Cole war erleichtert, dass sie das Thema wechselte. »Alle praktischen Probleme dieser Ausstellung«, sagte er mit einem Seufzer, »haben die eigentümliche Neigung, ganz von allein den Weg zu mir zu finden. Gestern war es die Frage, wie wir die Benutzung der Toiletten im Pavillon organisieren, heute ist es der Katalog.«
    »Gott sei Dank, dass es so ist«, erwiderte Emily. »Der Katalog wird eines der wertvollsten Bücher sein, das je in englischer Sprache erschienen ist. Ein Werk, mit dem sich nur die Enzyklopädie von Diderot und d’Alembert messen kann.«
    »Das ist sehr lieb, dass Sie das sagen, und der Vergleich ehrt mich sehr, aber …«
    »Kein Aber, Henry. Manchmal habe ich den Eindruck, Sie wissen gar nicht, was Sie in Wirklichkeit leisten. Mit Ihrem Werk stellen Sie sogar Diderot und d’Alembert in den Schatten. Die Enzyklopädie war ja nur der Anfang, die Franzosen haben ja nur vom Paradies geträumt, zu dem ihr Buch eine erste Anleitung gab, aber Sie, Henry, Sie machen aus diesen wunderbaren Träumen Wirklichkeit!« Sie drückte seine Hände. »Erlauben Sie mir eine Bitte?«
    »Jede, Emily.«
    »Darf ich Illustrationen zu Ihrem Katalog beitragen? Ich meine, wenn Sie mit meinen bescheidenen Talenten vorlieb nehmen können? Ich würde Ihnen so gerne helfen, Sie unterstützen, Sie und Ihr Werk.«
    »Das möchten Sie wirklich?«, fragte Cole gerührt.
    »Ja, Henry. Es wäre mein größter Wunsch.«
    Während er den Druck ihrer Hände erwiderte, spürte er einen warmen Strom in seinen Adern, wie eine Flut ergriff die Liebe von ihm Besitz. Ein Karussell von Gefühlen setzte sich in seinem Innern in Gang. Wie konnte er nur empfinden, was er für diese Frau empfand? Das war doch gar nicht vorgesehen … Und doch hatte er ein so starkes Bedürfnis, Emily zu beweisen, dass seine Liebe hinter der ihren nicht zurückstand, dass er fast den Verstand darüber verlor. Plötzlich hatte er eine Idee – eine Idee, vor der er im selben Moment, da sie ihm kam, entsetzt zurückschrak. Nein, das durfte er nicht tun, es wäre Verrat an Marian! Doch was für ein Beweis seiner Liebe zu Emily …
    »Kennen Sie den Seufzerhügel im Hyde

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