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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Gesicht.
    »Wer … wer sind Sie?«, stammelte er.
    Die fremde Frau schüttelte den Kopf und ließ ihn stehen. Emily hatte ihn versetzt.

15
     
    »Mr. Coles Privatadresse? Sie meinen, Sie wollen wissen, wo er wohnt?«
    »Ja, was denn sonst? Habe ich mich so unklar ausgedrückt?«
    »Tut mir Leid, aber die Adresse darf ich Ihnen nicht geben. Mr. Cole legt größten Wert auf die Wahrung seiner Privatsphäre. Außerdem – wer sind Sie überhaupt?«
    »Emily Paxton ist mein Name.«
    »Oh, Miss Paxton? Die Tochter von Mr. Joseph Paxton? Das ist natürlich etwas anderes! Einen Moment bitte!«
    Der Beamte beugte sich über einen Karteikasten und begann darin zu blättern. Emiliy musste sich beherrschen, um nicht wütend zu werden. Nicht nur auf den Umstandskrämer vor ihr, sondern auch auf ihren Verlobten. Warum zum Kuckuck machte Cole so ein Geheimnis aus seiner Wohnung? Kein einziges Mal hatte er sie und ihre Eltern zu sich eingeladen. Lebte er in so armseligen Verhältnissen, dass er sich schämte? Jetzt konnte sie von Glück sagen, dass sie am Sonntagmorgen überhaupt jemanden in seinem Büro angetroffen hatte, der ihr weiterhalf. Das war reiner Zufall gewesen – der Beamte hatte seinen Regenschirm bei der Arbeit vergessen und wollte ihn gerade auf dem Weg zur Kirche abholen. Endlich hatte er die Adresse gefunden und schrieb sie auf einen Zettel.
    »Hier, bitte sehr«, sagte er und reichte Emily das Notizblatt.
    »Aber sagen Sie Mr. Cole nicht, dass Sie die von mir haben.«
    Als sie auf die Straße trat, schlug draußen irgendwo eine Glocke.
    Zehn Uhr. Jetzt würde Victor am Drury-Lane-Theater auf sie warten, und sie war nicht da. Was würde er von ihr denken? Die Vorstellung machte sie fast krank, und am liebsten wäre sie in den nächsten Bus gestiegen, um zu ihm zu fahren. Aber das ging nicht, sie brauchte Coles Hilfe, und wenn sie ihn in der nächsten Stunde nicht erwischte, war es zu spät. Cole trat heute eine längere Reise an und würde erst in zwei Wochen wieder nach London zurückkehren. Emily sprang in das Cabriolet, das vor der Tür auf sie gewartet hatte, und schloss den Schlag.
    »Wohin, Miss?«, fragte der Cabman und bleckte die Zähne.
    Emily blickte auf ihren Zettel. »Hamilton Place, Ecke Apsley House!«
    Der Cabman spuckte einen Strohhalm aus und schnalzte mit der Zunge. Sein Pferd zog an, und in raschem Trab rollte das Cabriolet in Richtung Hyde Park.
    »Geht es nicht schneller?«
    »Macht einen Schilling extra, Miss.«
    »Hier haben Sie zwei, aber fahren Sie zu!«
    Der Cabmann nahm die Peitsche, und im Galopp rasten sie den menschenleeren Piccadilly Crescent entlang. Trotzdem kamen sie für Emilys Geschmack viel zu langsam voran. Coles Zug ging um elf Uhr zehn, und ihr Verlobter war der einzige Mensch, der das Unrecht wieder gutmachen konnte, das ihr Vater Victor angetan hatte. Wenn ihr Vater Victor rausgeworfen hatte, sollte Cole ihn zum Vorsitzenden des Arbeiterkomitees ernennen. Das war das Mindeste, was sie für ihn tun konnte, und darum musste sie es für ihn tun, obwohl es ihr alles andere als sympathisch war, zu diesem Zweck ausgerechnet ihren Verlobten um Hilfe zu bitten. Doch ohne eine solche Wiedergutmachung konnte sie Victor nie wieder unter die Augen treten.
    »Hooooo!«, rief der Cabman und zog an den Leinen. »Brrrrrrr.«
    Mit einem Ruck kam der Wagen zum Stehen. Emily stieg aus und schaute an dem Gebäude empor. Jetzt verstand sie ihren Verlobten überhaupt nicht mehr. Das war bei Gott keine Adresse, wegender man sich schämen musste – Cole wohnte in einem der prächtigsten Häuser weit und breit. Vor dem Portal stand ein livrierter Türsteher, die Hände hinter dem Rücken gefaltet.
    »Kann ich Ihnen helfen, Mylady?«, fragte er mit höflichem Respekt.
    »Ich möchte zu Mr. Henry Cole.«
    »Cole? Tut mir Leid. Hier wohnt niemand mit diesem Namen.«
    »Aber es muss hier sein.« Emily vergewisserte sich auf dem Zettel in ihrer Hand. »Hamilton Place, Ecke Apsley House, Nummer siebzehn.«
    Der Türsteher zuckte die Schultern. Emily wusste nicht, was sie davon halten sollte. Hatte der Beamte ihr eine falsche Anschrift gegeben? Sie ärgerte sich über sich selbst. Wäre sie nur gleich zum Bahnhof gefahren! Jetzt blieb ihr nur noch eine halbe Stunde Zeit. Sie machte auf dem Absatz kehrt, um wieder in das Cabriolet zu steigen, das noch am Straßenrand stand, da hatte sie eine Idee.
    »Gibt es vielleicht noch einen zweiten Eingang?«
    Der höfliche Respekt im Gesicht des Türstehers

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