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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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jedes Bild. Ja, wenn Sie pünktlich liefern, Miss Paxton, können Sie ein kleines Vermögen verdienen.« Er zückte eine Börse und legte drei Münzen auf den Tisch. »Ihr Honorar für Euston Station. Ich nehme an, Sie können das Geld brauchen. Sie waren ja neulich so freundlich, mir Ihre derzeitigen Umstände etwas näher …« Mitten im Satz brach er ab. »Aber was haben Sie? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Emily schüttelte den Kopf. »Ich kann das Geld nicht annehmen.«
    »Warum nicht?«, fragte Mr. Harper irritiert.
    »Ich habe meine Gründe.«
    »Um Himmels willen, was für Gründe? Bietet Ihnen die Konkurrenz mehr? Wenn es das ist, werde ich nochmal Mr. Jones telegrafieren. Nur bitte versprechen Sie mir, dass Sie Ihre Bilder keiner anderen Zeitung anbieten, bevor ich Antwort aus Manchester habe.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Emily. »Ich möchte ja selber, dass Sie meine Bilder drucken. Ich will nur kein Geld dafür. Das ist alles.« Bevor Mr. Harper etwas erwidern konnte, nickte sie ihm zu und verließ das Büro. Victor blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    »Aber vergessen Sie nicht«, rief Mr. Harper ihr nach, »uns auch morgen eine Zeichnung zu bringen!«

12
     
    Henry Cole atmete einmal tief durch, bevor er den Türklopfer am Londoner Stadthaus der Paxtons betätigte. Dutzende Male hatte der goldgelockte Messinglöwe ihn wie ein freundlicher Hausherr empfangen, doch heute erschien er ihm so bedrohlich wie ein lebendiger Löwe in freier Wildbahn.
    Warum hatte Joseph Paxton ihn zu sich gerufen?
    Cole machte sich keine Illusionen. Emily war in Manchester bei ihrer Tante, er hatte gehört, wie Paxton auf dem Eröffnungsball dem Prinzgemahl von ihrer Reise erzählt hatte, und er konnte sich an drei Fingern abzählen, warum sie Hals über Kopf verschwunden war. Heute würde die Aussprache erfolgen, die schon seit Wochen ausstand – seit der Auflösung ihrer Verlobung. Bis zur Eröffnung der Ausstellung hatten sie alle so viel zu tun gehabt, dass die privaten Dinge dahinter hatten zurückstehen müssen. Aber jetzt war der gemeinsame Kraftakt geschafft, und Henry Cole hatte seine Schuldigkeit getan.
    Würde Paxton ihm den Rücktritt von seinen Ämtern nahe legen? Die Vorstellung weckte in Cole zwiespältige Gefühle. Für seine eigene Person war er durchaus bereit, die Entlassung zu akzeptieren, als folgerichtige Konsequenz seiner Verfehlung. Um Marian hingegen tat es ihm unendlich Leid. Wenn er seine Ämter tatsächlich aufgeben musste, würde er keine Gelegenheit mehr haben, sie der Königin vorzustellen, sodass auch dieses Versprechen, vielleicht das letzte, das er ihr je geben konnte, wieder nur eine schäbige Lüge sein würde. Er war daher entschlossen, für den Verbleib in seinen Ämtern zu kämpfen.
    Paxton empfing ihn in seinem Arbeitszimmer,
    »Meine Frau lässt sich entschuldigen. Sie hätte Sie gern begrüßt, aber sie ist leider verhindert. Eine Veranstaltung des Damenkomitees, in Anwesenheit der Princess Royal – Sie verstehen.« Und ob Henry Cole verstand! Sarahs Abwesenheit war eindeu- tig ein schlechtes Zeichen. »Ihre Frau leistet in dem Komitee wirklich unverzichtbare Dienste«, sagte er in der Hoffnung, dass man ihm seine Verunsicherung nicht anmerkte.
    »Wie Sie sicher wissen«, fuhr Paxton fort, ohne ihm einen Platz anzubieten, »muss ich nach Paris. Der Bürgermeister hat mich eingeladen, zusammen mit Lord Granville und ein paar Mitgliedern der Königlichen Kommission sowie den Bürgermeistern unserer wichtigsten Großstädte. Das Spektakel im Hyde Park hat den Froschschenkelfressern keine Ruhe gelassen – sie planen, die nächste Weltausstellung an der Seine zu veranstalten.«
    »Ich bin im Bilde«, sagte Cole. »Aber bitte kommen wir gleich zur Sache. Ich nehme an, Sie haben mich rufen lassen, um mir die Demission nahe zu legen. Dazu möchte ich allerdings anmerken, dass …«
    »Demission? Wie kommen Sie denn darauf?« Paxton blickte ihn an, als hätte Cole einen unanständigen Witz gemacht. »Ach so!«, sagte er dann. »Sie meinen, wegen unserer gescheiterten privaten Pläne? Nein, nein, mein Lieber – ein Wort ist ein Wort, und Geschäft ist Geschäft! Ich brauche Sie dringender denn je.
    Aber bitte, nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie vielleicht einen Sherry?«
    Wie aus dem Nichts tauchte der Butler mit einem Tablett auf. Cole war so verwirrt, dass er aufpassen musste, nichts von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit zu verschütten, als er sein Glas an

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