Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
Vom Netzwerk:
dienen sollte, sein Verhalten zu kontrollieren, sondern ein Ruf: Ibbaks Ruf.
    Korta wollte ihn nicht sehen! Er konnte ihm sein neuerliches Versagen nicht gestehen! Er traf die Entscheidung, sich zu wehren, indem er sich weigerte aufzustehen. Ein heftiges Fieber stieg in ihm auf. Aus dem gewaltigen Kamin mit den düsteren Tierfresken drang ein roter Rauchfaden ins Zimmer. Muht verzerrte das Gesicht, denn die Macht und die Gegenwart des Hexergeists entsetzten ihn. Er allein war fähig, den Willen der Gottheit auszuloten, und das nicht nur dank des schmerzverzerrten Gesichts des Herzogs.
    Mit zusammengebissenen Zähnen und angespannten Muskeln wollte Korta noch immer kämpfen. Er hatte den Eindruck, dass etwas von innen heraus an seinem Schädel nagte. Sein Körper erhob sich unter dem Schmerz, aber er umklammerte mit den Händen weiter die Armlehnen, die Nägel in den tiefroten Samt gegraben. Er glaubte, weiter Widerstand leisten und den Gehorsam verweigern zu können, als er einen noch stärkeren Schmerz empfand. Seine Heftigkeit überwältigte und lähmte ihn: Er fiel auf die Knie, und es verschlug ihm den Atem. Mit erstarrtem Gesicht lag er Muht zu Füßen.
    Der Schmerz wurde schwächer, aber Korta wusste, dass er wieder beginnen würde, wenn er nicht sofort nachgab. Noch zitternd vor Entsetzen über die Folter stand er auf, um zu gehorchen.
    »Wir müssen es ihm sagen«, murmelte Muht.
    Korta wirbelte herum und packte den Scylenkrieger so heftig am Hals, dass er ihn beinahe erwürgte. »Sag auch nur ein Wort zu ihm – dann töte ich dich«, warnte er flüsternd.
    Er ließ los, aus Angst, zu viel Zeit zu verlieren, und streckte den Arm aus, um den Hebel am Kamin zu betätigen.
    Der mit Ungeheuern verzierte Marmorblock drehte sich. Dichter, roter, kalter Rauch füllte das vornehme, in derselben Farbe gehaltene Zimmer. Muht krümmte sich ein wenig mehr auf seinem Sitz zusammen. Zu seiner großen Verwirrung umschlang der Rauch nicht allein Korta, sondern kam auch zu ihm, um ihn aufzufordern, sich zu erheben. Wie hypnotisiert oder unter Drogen betrat der Herzog den Gang. Muht folgte ihm.
     
    Nur von Fackeln beleuchtet schienen die Stufen in einen Abgrund hinabzuführen. Der Totentanz der Flammen übersäte die Wände mit seltsamen und beunruhigenden Schatten. Olivfarbene Statuen, die fette, kahlköpfige Kolosse darstellten, schienen den Männern mit Blicken zu folgen. Der Rauch war lebendig und ekelerregend. Mit seinen zerfaserten und zerfetzten Fädchen, die an lange Skeletthände denken ließen, zerrte er Korta am Hals in die Hölle hinab. Mit hervorquellenden Augen und mechanischen Schritten drang der Herzog in den dichten Nebel vor, wo er die Wände und die Decke nicht mehr sehen konnte. Muht, der ängstlich hinter ihm ging, erkannte nur drei oder vier Stufen auf einmal.
    Einige Minuten genügten, um das Ziel der Reise zu erreichen. Korta fand sich auf einem Platz wieder; Muht blieb an die Wand geschmiegt auf der Treppe zurück. Nur ein leichter Dunst breitete sich um sie aus und enthüllte die schwärzesten und tiefsten Keller der Burg. Der rote Rauch hatte seinen Ursprung wieder erreicht: Einen geöffneten Schrein, der aus dem Stein herausgehauen war. Ein weißglühendes Licht brannte noch immer in seinem Innern.
    Muht Dabashir stand zum fünften Mal vor dem Angesicht des Hochgeists, aber er würde sich nie an diesen Anblick gewöhnen. Er wagte es nicht, wie Korta aufrecht zu stehen, und konnte sich noch nicht einmal vorstellen, das Wort zu ergreifen. Die einzig angemessene Haltung war, zu kriechen und zuzuhören. Der Große Ibbak hatte viel Macht verloren: Er glich einem gewaltigen Tscharas, dem man die Klauen gestutzt hatte, aber er konnte immer noch beißen. Muht spürte seine Kräfte wachsen: Er nahm den Unterschied zur letzten Begegnung wahr. Der Scyle sah Szenen von Eroberungen und altem Hass, die Massaker, die Vergewaltigungen, die Plünderungen im Krieg der Jahrhunderte, die entfremdende Frustration, entmachtet und eingesperrt worden zu sein, blutrünstige Wünsche und Rachepläne, die über ganze Völker kommen sollten. Der Hexergeist war seine Gottheit. Die Ungewöhnlichen Lande verdankten ihm die Macht des zweiten Gesichts und die Lebensart, die auf Gier und Kampfeslust ausgerichtet war. Muht Dabashir sank am Ende auf die Knie, wie jedes Mal.
    Der Herzog von Alekant kam würdiger wieder zu sich. Er wusste ganz genau, wo er sich befand, aber es gefiel ihm nicht, gewaltsam hierhergeholt worden zu sein.

Weitere Kostenlose Bücher