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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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verbundenen Hand die Wange streichelte.
    »Weine nicht um mich. Jetzt, da ich weiß, dass du die Maske bist, kann es mir gar nicht um meine Augen leidtun. Du bist nicht schuldig«, sagte sie mehrfach leise zu ihr. »Nur die Männer, die mich geblendet haben, müssen bezahlen. Niemals wird dir jemand deine Geburt zum Vorwurf machen – das Böse war schon lange vor dir da. Man wird dir nur dankbar sein können, denn du bist wahrscheinlich die Einzige, die uns davon erlösen kann … Elea, du bist keine Verbrecherin, dein Vorname und deine Seele sind nicht auf diese Weise verbannt worden. Steh auf, ich bin diejenige, die dir Respekt schuldet. Denk an die Zukunft, nicht mehr an die Vergangenheit. Das Kind, das deinen Platz in der Wiege eingenommen hat, ist eines natürlichen Todes gestorben. Also vergiss das alles, verbanne es aus deinem Geist, ich bitte dich! Das Wichtigste ist jetzt, dass du stark und glücklich bist, um zu siegen. Geh zurück zu den anderen; ich werde schlafen. Amüsier dich, ich weiß, dass es heute Abend ein Fest gibt, wie in allen Dörfern bei deiner Ankunft. Mach dich für Andin schön, er ist ein junger Mann, dessen Herz leicht bricht. Geh, lauf! Verschwinde! Ich bin überzeugt, dass er auf dich wartet!«
    Nahe beim Brunnen saß Andin auf einem Steinhaufen und beobachtete den Unterschlupf aus Zeltbahnen in der Hoffnung, das junge Mädchen herauskommen zu sehen. Sein Verstand konnte sich nicht von ihr lösen. Es musste mindestens sieben Uhr abends sein. Das Pastetenessen am Mittag war lange her, aber es gelang Andin nicht, etwas zu sich zu nehmen. Victoria würde seine Schwäche werden, wie sein Vater es ihm vorausgesagt hatte. Es war beschämend, ihm einmal mehr Recht geben zu müssen.
    Der Geruch nach Linden hatte die Luft schon gereinigt. Vor dem jungen Mann lag alter Unrat: Abgetragene Kleider, alte Möbel aller Arten und andere Erinnerungen an eine elende Vergangenheit. Das würde ein großes Freudenfeuer werden! Das Unglück würde wieder an Boden verlieren. Plötzlich loderten Flammen auf und setzten den Himmel in Brand. Die Freudenschreie der Kinder hallten im Hohlen Hügel wider. Der Brunnen funktionierte, und das Wasser strömte rein. Bald würde die vergiftete Erde ihr schönes Grün zurückgewinnen, und ihre Verletzung würde heilen.
    Nach dem Dorf waren nun die Leute an der Reihe, sich zu säubern. Ein Teil der Häuser war bewohnbar, und man erahnte eine gewisse Geschäftigkeit im Innern. Alle bereiteten den Abend vor. Vor allem Askia brachte ihre Talente als Köchin zum Einsatz, indem sie sich im allgemeinen, überschäumenden Freudentaumel um die Zubereitung der Braten kümmerte.
    Selbst angesichts dieses Glücks blieb Andin trübsinnig. Wie können diese Dörfler die Bedrohung durch Korta so schnell vergessen? Er fühlte sich losgelöst, wie am falschen Ort. Ein einziges Mal zu weit weg von zu Hause. Er dachte an Pandema, an die Feen und an sein Leben.
    Das Gefühl, dass jemand in der Nähe war, ließ ihn den Kopf wenden. Ophelia stand da und sah ihn hoffnungsvoll, aber schüchtern an. »Habe ich deinen Rat gut befolgt?«, wagte sie zu fragen und schürzte die Lippen.
    Andin verschlug es ob der Veränderung die Sprache. Sie trug einen weiten, kastanienbraunen Rock. Ihre Bluse aus feiner Baumwolle wurde von einem roten Mieder, dessen Schnürung ihre Taille und ihre Brust betonte, vorteilhaft hervorgehoben. Die offenen Haare fielen ihr, hell wie eine Sonne im Zenit, in einem Schwall aus goldenen Locken jeder Größe über die Schultern. Sie war schön und natürlich, ohne Schminke, die die Jugend ihres Gesichts hätte verderben können.
    »Du bist wunderhübsch!«, rief er aus.
    Er staunte, und Ophelia hätte beinahe vor Freude über seine Reaktion geweint.
    »Ceban wird auf die Knie sinken, wenn er dich sieht – sofern er nicht so erschlagen ist, dass er gleich tot umfällt!«
    Sie lachte vor Glück und wirbelte herum. Ihre aufrichtige Freude verscheuchte Andins Kummer. Er vergaß seine düsteren Gedanken.
    »Aber du – du ziehst dich nicht um? Dein Hemd ist nicht mehr sehr weiß«, machte Ophelia ihn darauf aufmerksam, ohne aufzuhören, sich im Kreis zu drehen.
    Die Grübchen erstarben, die funkelnden Augen verschwanden hinter bernsteinfarbenen Wimpern. Andin hatte keine Lust, sich zu amüsieren. Er sah in Richtung des Zelts und verzog leicht die Lippen. Ophelia war nicht naiv. Es war leicht zu durchschauen, was ihn quälte. Die junge Waldsaumerin zog die zarten Brauen zusammen.

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