Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
die Frauen holen.«
Er schnaufte wieder und unterdrückte seine Angst und seine Schuldgefühle. Dann nahm er die beiden Lichtpillen, die er behalten hatte, und warf sie in die Glut. Die Flammen flackerten wieder auf und erhellten das Dorf erneut.
Andin brach mit den beiden ehemaligen Soldaten und den Pferden auf, um ihre Freunde und die verschiedenen Karren zu holen. Keiner von ihnen rechnete damit, sie hinter einer Flammenwand vorzufinden.
Je näher sie kamen, desto stärker breitete sich tiefe Furcht in ihnen aus. Beim Anblick der Pferdekadaver und der Leichen der Soldaten, die auf dem Boden verstreut lagen, wurden ihre Gesichter blass.
» Virgine! Virgine!«, schrie Allan.
Hinter den Karren stand eine Frau auf; ihre blonden Locken wehten im heißen Luftzug des Feuers.
» Sie ist hier! Wir sind hier!«
Die drei Reiter ritten um die Karren herum und fanden ihre Freunde. Sie waren entsetzt, als sie das Blut, mit dem alle bedeckt waren, und Cebans reglosen Körper sahen, der neben Virgine und Erby am Boden ausgestreckt lag. Aber es war nicht ihr Blut: Ceban war nur benommen, Virgines Verwundung war nicht schwer, und Erby war bloß eingeschlafen.
» Was ist geschehen?«, fragte Allan und drückte seine Frau an sich.
» Zehn Männer sind uns in den Rücken gefallen«, antwortete Ceban, der noch immer unter Schock stand. » Tanin hat uns gerettet.«
Der kleine Junge stand hoch aufgerichtet an seiner Seite. Sein Stolz war nicht geheuchelt, er hatte nur darauf gewartet, als Held des Tages eingeführt zu werden, um das Wort zu ergreifen.
» Als Ceban umgefallen ist, habe ich eine Schlafspitze auf den letzten Soldaten abgeschossen, und ich habe ihn in den Hals getroffen!«
Andin beglückwünschte ihn und lächelte über seine triumphierende Miene. Dann strich er Erby mit der Hand über die Stirn.
» Und er? Was ist ihm zugestoßen?«
» Nichts«, antwortete Tanin, dem der Fehler seines Freundes unangenehm war. » Er ist es noch nicht gewohnt, mit den Spitzen umzugehen. Mir ist das auch schon passiert. Er wird in ein paar Stunden wieder aufwachen.«
Virgine bestand trotz ihrer Verletzung darauf, ihren Karren zu lenken; Tanin kümmerte sich glorreich um den seiner Mutter und Ceban um den, den Erwan gefahren hatte. So konnten sie ins Dorf einziehen, ohne noch einmal umkehren zu müssen.
Ihr Zustand rief bei Erwan und Elea dieselbe Besorgnis wie bei den anderen hervor, ihre Erklärungen dieselben erleichterten Seufzer. Tanin glaubte, dass er vor Freude in den Armen seiner Mutter ohnmächtig werden würde, so glücklich war er darüber, dass sie stolz auf ihn war. Sie konnte ihn allerdings nur äußerst schwach an sich drücken: Um die Verwundeten zu heilen, hatte sie auf ihr Füllhorn zurückgegriffen und drohte nun, vor Erschöpfung zusammenzubrechen.
Andin strich ihr mit der Hand über die Wange. Die Geste entrückte sie einen Augenblick lang aus der blutigen Welt. Ein Teil ihrer Mattigkeit schien sogar zu verfliegen. Tanin bewunderte, wie ihr Gesicht sich erhellte.
» Joran hat keine weiteren Soldatentrupps auf der Großen Ebene gesehen«, erklärte Erwan, als er zu ihnen kam. » Bis auf einige Söldner, die auf dem Rückweg zur Burg waren. Ich vertraue dir meinen tapferen, schlafenden Erby an. Ophelia und Tanin werden dir helfen, diese armen Kerle zu verarzten und zu stärken. Ich breche mit den anderen auf, um wie geplant die Waffen zu verteilen. Wir treffen uns morgen früh hier wieder.«
Er war sich noch nicht einmal bewusst, dass er störte. Erwan versuchte, gar nicht mehr nachzudenken. Denn er hatte Angst vor einem Zusammenbruch, wenn er die Folgen erwog, die sich aus dem, was die Scylen erfahren hatten, ergeben mochten. Wenn Muht zurückkehrte, musste alles bereit sein.
» Andin? Bleibst du, oder kommst du mit?«, setzte er ohne Umschweife hinzu.
» Joran kann sich um mich kümmern, wenn ich keine Kraft mehr habe zu kämpfen«, erklärte Elea, bevor der junge Mann seine Entscheidung verkünden konnte. » Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du die anderen begleiten würdest. Ceban ist noch ganz benommen. Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass ein neuer Angriff noch heute Nacht erfolgen wird, wenn er denn überhaupt stattfindet.«
Sie hatte gut daran getan, mit ihm zu sprechen; er hätte diese Entscheidung nicht getroffen und zögerte immer noch. Ein Flügelrauschen überzeugte ihn. So unausstehlich Joran auch sein mochte, er war ebenso erpicht darauf wie Andin, die junge Frau zu
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