Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
zusammengebissen und mit der Faust gegen einen Baumstamm geschlagen.
» Ich weiß, wie wichtig es ihr ist, die Prinzessinnen zu retten«, hatte er hervorgestoßen.
» Ich auch. Sie hat genau das Heilmittel gefunden, das…«
» Ach, dachtest du, sie würde keines finden?«, hatte Ceban ihn brüsk unterbrochen.
» Ich verstehe deine Reaktion nicht. Soll sie nicht ihrem Land den Frieden zurückbringen? Ist die Heilung der Prinzessin Elisa kein Schritt in diese Richtung?«
» Sie ist meine Schwester. Ich weiß, wozu sie in der Lage ist. Ich weiß, wie weit sie zu gehen bereit ist, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Aber das Leben einer Prinzessin ist mir nicht derart wichtig wie ihres. Ich spüre, dass sie in Gefahr ist. Sieh doch… Sieh diese Wolken, man könnte fast sagen, dass sie eine Falle bilden. Eine Falle, die zuschnappt. Wie gestern. Es ist keine gute Nacht, um den Wald zu verlassen.«
» Ich bin nicht abergläubisch«, hatte Andin erwidert. » Das Wetter ist auch nicht seltsamer als an jedem anderen Tag.«
» Halte sie davon ab zu gehen. Sie ist ausgelaugt. Ich dachte, dir würde etwas an ihr liegen!«
» Ja, aber…«
» Sie will nicht auf mich hören, aber auf dich…«
» Auch nicht auf mich. Und wenn du mich noch weiter aufhältst, werde ich ihr nicht helfen können. Dann wird sie sich für einen noch riskanteren Weg zur Burg entscheiden. Und das wäre deine Schuld!«
Ceban hatte ihn aus schierer Verzweiflung gehen lassen. Andin sah noch immer seinen besorgten Blick vor sich. Aber er konnte Elea nicht mehr aufhalten. Er war sich noch nicht einmal mehr sicher, ob er es wollte, da Elisas Heilung nun doch zum Greifen nah war.
Andin fand Elea auf dem Felsen vor, ganz wie am Vortag. Sie hatte die Haare schon zu einem Knoten geschlungen und wartete ruhig auf ihn, während sie mit recht ernster Miene zusah, wie die Wolken sich verdichteten. Als Andin erschien, sprang sie auf: Sie schien sich wieder ein wenig erholt zu haben. Zumindest erweckte sie den Eindruck. Andin spürte, dass sie nur noch eines wollte: Erfolg haben.
Sie wollte die Phiole nehmen, die Andin von Erwan hatte vorbereiten lassen, um sie mit dem Öl der Blume des Weißen Erwachens aufzufüllen, aber Andin wehrte ihre Bewegung ab.
» Deine Sicherheit kommt zuerst!«
Er nahm das Seil vom Vorabend und schoss es so geschickt wie gestern mit einem seiner Pfeile durch den Ring. Aber er steckte außerdem zwei Kugeln, die Erwans Elixier enthielten, in getrennte kleine Säcke und beförderte sie, indem er seine Pfeile an dem gespannten Seil entlangschoss, in die Gräben. Einige Sekunden später richteten sich die Tentakel der Sarikeln abrupt auf und sanken dann wie jedes Mal mit einem Grollen wieder ins Wasser.
Alles wirkte einfach und gut geplant. Ceban bildete sich sicher etwas ein!
Eine halbe Minute später bedeckten die Wolken endgültig den Himmel, und eine düstere Kuppel senkte sich über Leiland: Nur ein Feuerstreif am Horizont verbreitete noch mühsam einen Lichtschein über das Land. In dieser verfrühten und seltsamen Dunkelheit richteten Eleas und Andins Blicke sich auf einen Turm der Burg. Sie wussten, an welchem Fenster sie Elines Kerze sehen konnten.
In diesem Augenblick zog Andins Herz sich zusammen. Plötzlich lief ihm ein Schauer die Wirbelsäule herunter, und die Furcht, die Ceban ihm vergeblich zu vermitteln versucht hatte und die er schon seit der letzten Nacht unterdrückte, stieg schlagartig in ihm auf. Elea musste dasselbe heftige Gefühl verspüren, denn sie sah ihn einen Augenblick lang sichtlich erschrocken an, bevor sie sich rasch wieder der Burg zuwandte, um ihre Empfindungen zu verbergen.
» Ich könnte unten am Turm warten«, schlug Andin vor, der an seiner Entscheidung zu zweifeln begann.
Elea schüttelte den Kopf in entschiedener Ablehnung.
» Wie soll ich erfahren, ob du in Gefahr bist?«
» Es wird keine Gefahr geben.«
Andin sagte nichts mehr.
» Wenn du dir wirklich Sorgen machst, dann achte auf die Kerze«, setzte sie sanft hinzu.
» Ich würde Flügel und mehr als Gebete brauchen, um dir zu Hilfe zu eilen, wenn sie erlischt.«
Einen Augenblick lang trat wieder Schweigen ein, einige Gedanken huschten ihnen durch den Sinn– dann war ein einzelner Eulenruf zu vernehmen. Elea konnte Andin nicht in diesem Unbehagen zurücklassen. Sie wollte gern glücklich sein und lächeln.
» In manchen Königreichen«, flüsterte sie, » gibt es Männer, die weder Berge noch Meere fürchten. Ihre
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