Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
den Karren und überschwemmte mit seinem Blut die Frauen und Erby, so dass nur Tanin seine Bewegungsfreiheit behielt.
Cebans abrupte Bewegung hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht; er versuchte, auf den Fässern Halt zu finden. Der Schwerthieb, den ein Soldat von hinten gegen ihn führte, streifte seine Taille und zerfetzte sein Hemd. Er stürzte auf den Lebensmittelkarren, prallte mit den Lenden auf ein weiteres Fleischfass und mit dem Kopf auf einen Ölkrug und verlor schließlich das Bewusstsein.
Die zehn erwarteten Soldaten trafen nicht ein. Muht verstand nicht, warum sie sich verspäteten. Das verhieß nichts Gutes. Er war sich nicht einmal mehr sicher, in all diesem hassenswerten blauen Rauch, der kaum verflog, die Oberhand zu behalten. Soweit er es beurteilen konnte, waren zahlreiche Soldaten gefallen. Er hatte nicht übel Lust, einen Rückzug zu befehlen, um Bilanz zu ziehen: Hunderte von Söldnern würden in den beiden kommenden Tagen eintreffen, dann würde er in dieses Dorf zurückkehren oder sich ein anderes aussuchen können. Aber da entdeckte er den Akaler der Maske, der gerade dabei war, einem Soldaten das Schwert in den Bauch zu rammen. Jetzt konnte Muht nicht abziehen!
Auch sein Gehilfe Gorth hatte den Akaler gesehen. Er war es, der als Erster auf ihn eindrang.
Im ersten Augenblick war Erwan erschrocken, einen der großen Scylen vor sich zu sehen. Andins Worte kamen ihm noch rechtzeitig wieder in den Sinn. Die Schwerter der Erzfeinde prallten klirrend aufeinander.
» Warum hast du Angst, Akaler? Hat dich deine Feigheit gezwungen, dein Zwergenland zu verlassen?«
Erwan war einen Moment lang aus der Fassung gebracht. Er hatte noch nie Angst vor den Scylen gehabt! An den Kampf denken, an den Hass … Er zielte auf den Bauch.
Muht zog es vor, die beiden ihren Kampf ausfechten zu lassen, stand jedoch bereit, um einzugreifen, falls Gorth in Schwierigkeiten geriet. Er war neugierig über diesen Versuch eines Verhörs. Was verheimlichte der Akaler nur? Er hatte Bilder gesehen, wie Andin ihm irgendetwas zurief, um ihn zu ermuntern, Widerstand gegen ihre Kräfte zu leisten. Woher kannte der Prinz, der einige Schritt weit entfernt kämpfte und in dem Muht sehr wohl den jungen Söldner wiedererkannte, dem er auf der Burg begegnet war, ihre Schwächen?
» Du bist ein Feigling! Du bist geflohen!«, bekräftigte Gorth. » Und deine Mittelchen können dich nicht länger verbergen!«
Erwan führte zwei aufeinander folgende, gerade Stöße. Er war zu klein, um dem Scylen die Maske zu entreißen, und war zornig darüber. Warum hatte er Sten nicht bei sich?
» Ich werde eine Lösung finden, das Glas zum Schmelzen zu bringen! Ich werde die Macht deiner Augen vernichten! Joran! Komm, hilf mir!«
» Du eingebildeter Wicht!«
» Frag nur Erkem! Ich habe ihn getötet!«
Das Bild vom Tode des Scylen kehrte in seinen Verstand zurück. Das war für Muht und Gorth ein harter Schlag. Während das Leben einer Frau für sie nichts wert war, war das eines Kriegers kostbar.
» Ich bin ein Oberalchemist aus Akal!«, fuhr Erwan im selben Ton fort. » Ich werde ohne Unterlass nach einem Mittel suchen, deine dämonische Macht und dein Volk von Folterern auszumerzen!«
Warum hatte er das sagen müssen? Weil er Joran in Falkengestalt hatte eintreffen sehen? Weil er glaubte, dass dieser Scyle ruhig sein Geheimnis erfahren konnte, wenn er ohnehin sterben würde? Sein erster Satz verband sich mit einem kleinen Mädchen mit kupferrotem Haar, das seine Liebe gezähmt hatte, der zweite mit einer Frau mit perlmuttfarbener Haut, die bis an ihr Lebensende von Albträumen gezeichnet sein würde.
Gorth war einen Augenblick lang verstört, als er diese Bilder sah, gerade lange genug für Joran, um das Stahlgeflecht seiner Maske zu packen und das schützende Harz abzureißen. Aber obwohl der Scyle vor Schmerz schrie, gelang es Erwan nicht, ihn zu töten: Ein Schwert parierte seinen Hieb und schleuderte seinen Arm so kräftig zurück, dass er hintenüberfiel. Vor ihm ragte Muht auf, bleicher denn je, außer Atem angesichts seiner Entdeckung: » Deine Frau ist Utahn Qashiltars verschollene Tochter! Deine Tochter…«
Er fuhr nicht fort. Trotz der erschreckenden Neuigkeit, die er eben erfahren hatte, vergaß er den Falken nicht, der über ihm kreiste. Er hatte den Geist des reifen Mannes erkannt, den er zu Anfang für die Maske gehalten hatte. Ganz wie Erkem überraschte es ihn, die Gedanken des Vogels lesen zu können, aber nichts
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