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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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sich. Aber diese letzten Worte weckten das Ungeheuer. Mit einem Prankenhieb grub es das Schwert des jungen Mannes aus der Erde. Der Atem stockte ihm und beschleunigte sich dann, als es die Klinge betrachtete. Es packte mit den großen, gekrümmten Klauen den reglosen Körper des jungen Mannes und drehte ihn wie eine verrenkte Marionette hin und her. Sein mächtiges Schnauben löste alle Sandkörner und das Blut von Andins Nacken: Sein Königsmal erschien.
    In der folgenden Sekunde schleuderten die Pranken des Monsters den Körper vor Entsetzen heftig in die Luft. Andin flog widerstandslos in einem Regen aus Sand davon. Bei seinem Verschwinden in einem weißglühenden Blitz schrie die Bestie ihren Hass in den ehernen Himmel hinauf.
    Wasser floss über sein Gesicht, eine zarte Hand strich ihm über die Stirn, die Schläfe, die Wange. Zwei- oder dreimal erahnte Andin diesen kühlen Sinneseindruck nur, bevor er ihn wirklich wahrnahm. Sein Körper erwachte, aber er fand noch nicht die Kraft, sich zu bewegen. Paradoxerweise verspürte er keine Schmerzen außer in seinem linken Arm unter dem ledernen Armschutz. Erwiesen sich diese kleinen Wunden also als die schlimmsten?
    Er blähte ängstlich die Lunge und spürte nichts als ein Druckgefühl. Ein leises Wimmern zerriss den letzten Schleier seines Albtraums. Die zärtlichen Finger, die seine nassen Haarsträhnen beiseitestrichen, mussten Victoria gehören. Sie war zu ihm gekommen, hatte ihn aus der Hölle des Verbotenen Waldes gerettet… Er strengte sich an, die Lider zu heben. Doch statt in schöne, blaue Augen blickte er in Ophelias haselnussbraune.
    Die Haare des jungen Mädchens waren zerzaust, ihre Wange verschrammt, und ihre umschatteten Augen füllten sich mit Tränen. Ein Träger ihres Kleids war abgerissen und enthüllte eine nackte Schulter, auf der die Abdrücke großer Hände als Blutergüsse erschienen. Aber über ihr leuchtete es bis an den Rand des Gesichtsfeldes azurblau.
    Ophelia, die zwischen einem Fluss mit klarem Wasser und Andin saß, lächelte sanft das Gesicht an, das sich aufs Neue dem Leben öffnete. Nis berührte ihn besorgt mit zitterndem Maul. Andin sah sie alle beide an, beruhigt, dass sie bei ihm und in guter Verfassung waren. Er lag ausgestreckt im grünen Gras einer ruhigen Lichtung, umgeben von Bäumen mit dichtem Laub, und hatte den Eindruck, in einem Paradies zu erwachen.
    Als er sprechen wollte, hinderte ihn Ophelia daran.
    » Sprich nicht, rühr dich nicht. Du bist in den Verbotenen Wald gelangt, aber ich weiß nicht, um welchen Preis.«
    Ihr Blick schweifte über den Körper des jungen Mannes. In was für einem Zustand er war! Sie wagte es nicht, ihn zu berühren oder ihm das Hemd abzustreifen, um das Ausmaß seiner Verletzungen zu sehen. Das Mädchen hatte nicht die geringste Ahnung, was man in einem solchen Fall tun musste. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann wieder zu weinen; die Geschehnisse waren ihr über den Kopf gewachsen.
    » Es ist alles meine Schuld!«, brach es aus ihr hervor. » Ich hätte nie dem Wunsch folgen dürfen, nach Waldsaum zurückzukehren! Ich hätte den Verbotenen Wald nie verlassen sollen!«
    Andin streckte sanft den Arm nach ihr aus. Sie ergriff erschrocken seine Hand.
    » Beweg dich nicht!«
    » Ich bin noch nicht tot«, sagte er langsam und gewann seine Selbstsicherheit zurück.
    Er spürte ein Ziehen, aber keinen richtigen Schmerz. Ophelia hielt ihn zurück, als er aufstehen wollte.
    » Beweg dich nicht, mein Leben ist das eines Prinzen nicht wert!«
    Ruckartig setzte er sich auf und legte der entsetzten Ophelia die Hand auf den Mund.
    » Sei still.«
    Er hatte das Bewusstsein für seinen Körper noch nicht wiedererlangt, und dieser Reflex ließ ihn plötzlich die Lage erkennen: Zwar hatte er den Eindruck, zermalmt, zerhackt und in Stücke gerissen worden zu sein, so sehr machte sich ein Muskelkater in jedem einzelnen Muskel bemerkbar. Aber er hatte keine Wunden mehr. Wenn er so recht darüber nachdachte, hatte er überhaupt keine Verletzungen bis auf die unter seinem ledernen Armschutz. Sein ganzer Kampf mit dem Ungeheuer war ausgelöscht worden. Ein Traum? Nein, das bewiesen der Zustand seiner Haut und seiner Kleider und das getrocknete Blut, mit dem sie bedeckt waren.
    Diese Magie erstickte ihn. Er sah zu, wie grauer Sand aus seinen zerfetzten Ärmeln hervorrieselte. und wusste nicht, was er denken sollte. Einen Moment lang hielt er den Blick ins Leere gerichtet, dann bewegte er vor Ophelias

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