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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Tanin! Erby! Melanie! Chloe! Kommt sofort zurück!«
    Rechts von Andin lag die Bibliothek, aus der nun die braunhaarige Virgine hervorkam; ihre Wut durchbrach die Stille des Moments. Aus dem Augenwinkel sah der junge Mann die vier Schlingel, die sich im Geäst des Baums versteckten. Aber Chloe schaute ihn so lieb an, dass Andin sie nicht verraten konnte.
    Nach einigen leeren Drohungen gab Virgine die Suche auf und kehrte in die Bibliothek zurück. Als die junge Frau verschwunden war, ließ sich Tanin bis auf die Rampe gleiten und wollte Chloe beim Hinunterklettern helfen. Andin ging näher heran und nahm die beiden kleinen Mädchen auf die Arme, um sie neben den Jungen abzustellen. Er hielt all dieses Herumtoben für recht gefährlich für die Kinder.
    Chloe und Melanie bedankten sich bei ihm und Tanin warf ihm keinen bösen Blick zu. Im Gegenteil, er schien Andin heute vorurteilsfreier zu betrachten. Ein unmerkliches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, obwohl er nichts zu sagen wagte.
    » Tanin und ich werden den Männern auf der Verlorenen Insel helfen– schließlich sind wir ja auch Männer!«, rief Erby, der zu begeistert war, um still zu bleiben.
    » Ich dachte, ihr müsstet heute Erwan helfen«, bemerkte Andin.
    » Am Nachmittag– die Mädchen zumindest, wenn er damit fertig ist, die Mittel anzumischen«, antwortete Tanin. » Heute Morgen haben wir noch Unterricht.«
    » Reichen denn alle Glasfenster der Bibliothek nicht aus, damit dein Geist entkommen kann?«
    » Bei Estelle schon«, gestand Tanin mit schuldbewusstem Blick, » aber Virgine ist viel langweiliger.«
    » Ich brauche ihre Unterrichtsstunden nicht«, verkündete Chloe stolz. » Ich kann schon seit einem Jahr lesen. Und ich kann es Erby und Melanie beibringen, sie sind doch jetzt mein Bruder und meine Schwester.«
    Tanins Miene ließ Andin begreifen, dass Chloe eines ihrer Geheimnisse verraten hatte.
    » Warum verheimlichst du das vor Virgine?«, fragte er.
    » Weil die Erwachsenen zu stolz sind, um zu ahnen, dass Kinder manche Dinge schneller herausfinden als sie«, erwiderte Tanin.
    Andin wandte sich zu dem Kind um, ein wenig verstört über diese Bemerkung.
    » Ich will ihr keinen Kummer machen, ich gehe nur einfach lieber Imma besuchen«, erklärte Chloe in weit größerer Unschuld.
    Auf diese Bemerkung hin wagte der junge Mann eine Vermutung auszusprechen, die sonst niemand ernst zu nehmen schien: » Weil ihre Sicht über die der Augen hinausgeht– so wie deine?«
    » Wer hat dir das erzählt? Woher weißt du das?«, fragte Tanin panisch.
    » Sie ist eine halbe Scylin! Warum sollte das so außergewöhnlich sein?«
    Tanin wusste nicht mehr, ob er seine feindselige Haltung Andin gegenüber wieder einnehmen sollte oder nicht.
    » Mama hat diese Macht nicht. Die Frauen aus den Ungewöhnlichen Landen haben sie nicht. Du verrätst es doch nicht, nicht wahr?«, fragte Chloe traurig.
    Andin kniete sich vor ihr hin.
    » Das ist zu wichtig! Es könnte für alle nützlich sein!«
    » Das würde Mama zum Weinen bringen«, antwortete das kleine Mädchen, die Augen selbst voller Tränen. » Und Papa… er… Du verrätst es doch nicht, nicht wahr?«
    Andin sah zur Bibliothek hinüber, dann zu den Kindern. Erby und Melanie schienen von der Situation überfordert zu sein, Tanin war bereit, die Zähne zu zeigen, und Chloe weinte, während sie zugleich versuchte, den Geist des jungen Mannes auszuloten, um zu erfahren, welche Entscheidung er fällen würde.
    » Ich sage dir alles, aber erzähl ihnen nichts davon«, flehte sie.
    Andin sah wieder ihre großen Scylinnenaugen an, die so golden waren wie die der Akaler.
    » Bitte«, sagte sie noch einmal.
    » Einverstanden, komm mit«, antwortete Andin.
    Sie streckte ihm die Hand hin, noch bevor er danach griff, und zog ihn selbst auf die Hütte zu, in der er geschlafen hatte. Die drei anderen Kinder folgten ihnen.
    » Was hast du mit ihr vor?«, knurrte Tanin, als er hinter ihnen eintrat.
    Chloe war aufs Bett gestiegen und hatte sich dann dort niedergelassen, aufrecht und entschlossen, ein Geständnis abzulegen. Andin setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett und musste die erste Frage gar nicht stellen.
    » Ich weiß nicht, warum ich Gedanken sehen kann, Mama aber nicht. Aber es würde ihr sehr wehtun, davon zu erfahren.«
    Andin öffnete den Mund, aber Chloe fuhr in eifrigem Ton fort, bevor er etwas sagen konnte: » Ich weiß nicht, ob ich so sehe wie alle Scylen – niemand weiß, wie sie es machen.

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