Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
wie wir auf die Burg vordringen können, und nun öffnet man uns das Tor. Wir wissen, dass wir geradewegs in die Falle gehen und dass uns drei Kämpfer fehlen. Aber wir sind gewarnt und können vielleicht auf dieser Burg einiges zum Besseren ändern. Schließlich hält sich dort nicht nur Korta auf. Wenn ich so viele Männer mitgebracht habe, dann aus diesem Grunde. Und Ihr, Joran– Ihr werdet uns damit überraschen, dass Ihr unsere drei Nachzügler herholt. Was haltet Ihr davon?«
»Das ist ganz hervorragend, Vater«, sagte Philip. »Aber wir könnten die Frauen vorerst in der Kutsche in Sicherheit bringen.«
Frederik von Pandema sah Prinzessin Elisa an, die neben ihm stand.
»Danke, Hoheit. Die Begegnung mit Euch hat das Hirn meines Sohns schon ein wenig wachsen lassen.«
Er begann über Philips empörtes Gesicht zu lachen und half seiner Königin Celiane, neben Selene einzusteigen. Diese ließ hoffnungsvoll, wenn auch beunruhigt zu, dass Erwan wieder aufs Pferd kletterte. Dem großen Sten gelang es, seine Frau zu überzeugen, mit Ophelia und den Prinzessinnen in der Kutsche Zuflucht zu suchen. Aber Estelle ließ sich nur darauf ein, weil sie so die anderen Frauen beschützen konnte, wenn jemand ihre Sicherheit bedrohte.
Joran verließ Selenes Hände und verwandelte sich in einen Falken.
»Ich sehe schon einmal nach, wo die anderen stecken!«
Und unter seinen Flügeln, die sich weit ausspannten, rückte die lange Kolonne von Soldaten auf die Zugbrücke der Burg von Leiland vor. Sie waren alle auf der Hut und hatten die Schwerter schon gezogen. Manche warfen besorgte Blicke auf die Gräben, während andere vertrauensvoll den kleinen, rothaarigen Mann ansahen: Der Akaler hatte die Ränder der Brücke mit den Früchten seiner Experimente durchsiebt. Er hatte sein Elixier verbessert, aber die Sarikeln schienen eher einem Befehl zu gehorchen, als dass sie vor der Mixtur des Oberalchemisten zurückgewichen wären.
Halfen die Feen ihnen, auf Ibbaks Gebiet vorzudringen, oder sann Korta auf irgendeine Verräterei, wenn er so selbstsicher war?
»Eline hat diesen Ort mit ihrer Schwester mitten in der Nacht durchquert«, murmelte Cedric erschüttert.
Elea und die beiden Prinzen ritten durch die Furt der Fünf Flüsse. Den Pferden fiel es schwer, durch das schlammige Wasser zu galoppieren. Erschöpft von ihrem langen Lauf, den sie schon seit dem Morgen durchhalten mussten, bäumten sie sich auf, wenn sie die Aale berührten. Der unsichere Grund gestattete es noch nicht einmal, rasch voranzukommen. In jedem warmen Wasserschwall spritzten Braunalgen um sie auf, als sie die Ruhe des Orts störten. Cedric konnte sich mühelos ausmalen, wie sich die Furt im Schleier der nächtlichen Nebel mitsamt den Halluzinationen ausnahm, die von den Gasblasen hervorgerufen wurden. Aber es gelang ihm nicht, sich zwei junge Prinzessinnen hier vorzustellen– noch nicht einmal auf der Flucht.
Sie erreichten das Ufer der düsteren Furt. Die Befestigungsanlagen von Etel erschienen in der Ferne. Als sie an Land ritten, kam sofort ein Falke auf sie zugeschossen. Elea ließ ihn auf ihrem linken Handgelenk landen. Joran äußerte sich weder zu ihrer Verspätung noch zu ihrem Ausreißen. Stattdessen schilderte er sofort die Lage in Etel und teilte ihnen mit, dass die Soldatenkolonne in Pandema gerade in diesem Moment vollständig durchs sperrangelweit offen stehende Tor in die Burg eingerückt war.
»Sie sind wahnsinnig!«, rief Elea aus.
»Vielleicht auch nicht«, antwortete Joran. »Wichtig war nur, dass sie vor Einbruch der Nacht auf die Burg gelangen, ganz gleich wie.«
»Aber Korta hat ihnen sicher eine Falle gestellt, wenn er die Tore so geöffnet hat! Er ist nicht wie du!«
»Das ist sehr wahrscheinlich, aber ihr werdet die Überraschung sein.«
»Willst du uns etwa auf dem Rücken bis auf den Balkon tragen? Das ist nicht sehr unauffällig.«
»Nein. Thalan hat mir gesagt, wo der Geheimgang des Königs verläuft«, antwortete Joran. »Er endet im königlichen Schreibzimmer.«
»Aber ich fürchte, wir werden lange brauchen, den Ausgang zu finden. Eline hat mir geschrieben, dass die Burg ein wahres Labyrinth aus Geheimgängen enthält. Wir könnten uns verlaufen«, wandte Cedric ein.
»Nein, ich habe doch meine Opaline! Sie wird uns führen«, sagte Andin.
»Aber Erwan und Ceban haben mir gesagt, dass in den Höhlen des Etelbergs Amalysen hausen. Ich kann mich ihnen nicht mehr nähern«, rief Elea ihm ins Gedächtnis. »Sie
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