Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
Scheiben und Glasmalereien der Fenster zerbarsten; sogar die Marmorblöcke schienen zu erzittern und sich zu lockern. Der Adler draußen schrie wie ein Mensch, aber seine Rufe verklangen im allgemeinen Lärm. Der rote Rauch, der schon seit einer Weile in den Raum drang, sprudelte hoch und wallte auf. Abscheuliches Hohngelächter ertönte zur Antwort auf Kortas Lachen.
In derselben Sekunde fanden sich der Hofstaat und sämtliche Begleiter des Königs von Pandema auf den Knien vor dem Thron wieder und krümmten sich vor Bauchschmerzen. Korta triumphierte in seinem schwarzen, mit goldenem Brokat gefütterten Umhang, die Arme zum Himmel gereckt. Über ihm hatte sich ein dämonisches Gesicht aus Rauch gebildet.
Selbst die stärksten Männer aus Pandema hatten Schwierigkeiten, wieder aufzustehen. In dem Versuch, den Schmerz zu unterdrücken, stützten sie sich auf ihre Waffen. Manchen gelang es, die Schultern zu straffen, aber ihre Gesichtszüge zitterten vor Qual. Nur einem gelang es, aufzustehen und ohne große Anstrengung sein Schwert auf Korta zu richten: Frederik von Pandema. Eine Kraft half ihm, der Prüfung zu widerstehen, ein schützendes Feld, das von seiner Brust ausstrahlte: Sein goldenes Füllhorn funkelte unter seinem Purpurmantel. Aber warum war die Macht der Feen nur so schwach? Die Ewigen Geister sollten doch heute Abend gleich stark sein?
An Eleas Hals leuchtete das zweite Füllhorn ebenfalls auf und beschützte die junge Frau, die zu empfindlich auf Ibbaks Gegenwart reagierte. Aber nur das Wirbeln der Opaline, die um die drei jungen Leute auf der Galerie herumschwirrte, konnte die Einwirkungen des bösen Geists ganz ausgleichen.
Da die kleine Gottheit ein zweites Mal wiederbelebt worden war, kurz bevor sie die Höhlen verlassen hatten, war sie bereit, dem Hexergeist die Stirn zu bieten. Obwohl sie ganz allein war und sich einem starken Gegner gegenüberfand, zeigte der Grad ihres Leuchtens, wie entschlossen sie war. Ihre Lebensspanne war jeweils unterschiedlich bemessen, und heute Abend schienen die Minuten, die ihre Heiligenscheine sonst anzeigten, zu Stunden werden zu können. Dies hier war die Mission all ihrer Leben!
Wie sein Bruder und Elea war Andin von der Heftigkeit und Schnelligkeit all dessen, was im Saal geschehen war, überwältigt. Aber es war ihm gelungen, sich völlig aufzurichten. Als er sah, wie sein Vater aufstand, verspürte er abermals jene Kraft, die ihn in jedem Kampf überkam, den Siegeswillen, der ihn über seine Beschränkungen hinausgehen ließ. Seine Muskeln lösten sich aus ihrer Verkrampfung, und er vergaß einen Moment lang den Schmerz, der im ganzen riesigen Saal herrschte.
Seine erste Sorge galt Muht und Gorth.
»Gas chilla!«, hatte der Scylenanführer seinem Gehilfen zugerufen.
Obwohl sie sich kaum weniger als Chloe vor Ibbak fürchteten, stiegen sie langsam die Stufen des Throns hinab, um sich dem Kind zu nähern. Andin wollte auf die Treppe zulaufen, die sich am Ende der Galerie befand. Aber da hörte er, wie Korta zornig das Todesurteil über den König von Pandema fällte:
»Tötet ihn! Reißt diesen Mann in Stücke!«
»Nein!«, schrie Andin.
Die Söldner und die verhüllten Kolosse, die ebenso wenig wie die Scylen unter Ibbaks Angriffen zu leiden hatten, umzingelten den Herrscher bereits. Für Andin kam es nicht mehr infrage, die Treppe zu nehmen. Er vergaß sogar Chloe. Statt dessen schwang er sich über das Geländer und sprang, obwohl es neun Fuß tief hinabging. Um seinen Sturz abzufedern, rollte er sich ab und versuchte noch nicht einmal herauszufinden, ob er sich verletzt hatte oder nicht: Wie ein Wilder rannte er auf seinen Vater zu. Die Opaline versuchte, den jungen Mann einzuholen, und zerfetzte im Vorüberfliegen zugleich kraftvoll die Wolken aus rotem Rauch.
Der Abflug der Sylphe ließ Eleas Kräfte zusammenbrechen; das Füllhorn beschirmte sie nicht ausreichend vor Ibbaks Hexerei. Aber Cedric, der die junge Frau mit den Armen stützte, konnte das beschränkte Schutzfeld ausnutzen. Auch er wollte den Seinen helfen, und so rannte er mit Elea los und stürmte die Stufen am Ende der Galerie hinunter.
Mehrere Schläger mit olivfarbener Haut hatten sich Andin in den Weg gestellt, aber er hieb sich mit großen Rundumschlägen seiner stählernen Klinge den Weg frei. Er hielt sich nicht mit Einzelheiten auf. Sein Vater wurde von Kortas Söldnern angegriffen, die gemeinsam auf ihn eindrangen, und seine Reflexe waren aufgrund der Schmerzen verlangsamt,
Weitere Kostenlose Bücher