Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
fester und wir beschleunigten unsere Schritte. Er warf einen Blick auf sein Handy, bevor er es wieder in der Tasche verschwinden ließ.
»Du trainierst also für den Marathon, was?«, fragte er.
Ich nickte und wir bogen um eine Häuserecke. Gleich darauf ließ Justin meine Hand los.
»Dann kannst du jetzt zeigen, wie gut du bist«, sagte er und sprintete los. Ich rannte hinter ihm her über die Straße und quer über einen offenen Platz. Am Ende erwartete mich ein weiterer Fußweg, der genauso stockfinster war wie der erste. Immer weiter jagte ich Justin nach, rannte breite verlassene Straße entlang durchdie schwarze Leere, wo sonst Häuserblöcke standen und nun Taschenlampenstrahlen wie Kometenschweife über den Nachthimmel huschten. Die Abendluft strich kühl und belebend über meine Haut und füllte meine Lungen. Draußen war das Laufen ganz anders als auf der Maschine im Keller, wo sich meine Schritte monoton aneinanderreihten. Hier traf ich auf den Widerstand des Bodens, konnte mich abstoßen und beschleunigen. Wir bogen scharf ab, durchquerten eine Seitengasse zwischen zwei hohen Bürogebäuden, und dann blieb Justin so plötzlich stehen, dass ich fast in ihn hineingerannt wäre. Er richtete seine Taschenlampe auf einen Müllcontainer, der an die Mauer geschoben stand. Dahinter versteckt hockte ein Junge von vielleicht fünfzehn Jahren. Er hatte sich eng an den Boden geduckt, und als Justin ihn anleuchtete, wirkte sein Gesicht so fahlweiß wie das einer Geistererscheinung.
»Okay, dann wollen wir mal«, sagte Justin und der Teenager erhob sich ohne zu zögern. Justin packte sein Handgelenk und benutzte ein kleines Gerät, um das Senderarmband zu deaktivieren, mit dem der Junge versehen worden war. Nachdem er das Armband gelöst und in den Müll geworfen hatte, wandte er sich mir zu.
»Mach das Licht aus«, sagte er mit einer Kopfbewegung zu meiner Taschenlampe, und dann rannten wir zu dritt weiter durch die Gasse. Unsere Schritte hallten von den engen Wänden wider, und Schmutzwasser spritzte an mir hoch, wenn ich in eine Pfütze trat. Inzwischen hatten sich meine Augen gut genug an die Dunkelheit angepasst, um erkennen zu können, wohin ich lief. In der Ferne hörte ich Sirenen aufheulen, die sich in unsere Richtung bewegten. Der Junge keuchte vor Anstrengung und seine Schritte wurden langsamer.
»Wir sind fast da«, ermutigte ihn Justin mit einem Blick über die Schulter. Blasses Mondlicht und das Glitzern der Sterne erleuchteten unseren Weg durch die Vorstadt, wo sich Eigenheime aufgereiht im Schatten duckten. Wir erreichten den Rand derSiedlung und ein Metallzaun schnitt uns den Weg ab. Gleich dahinter lag die Schnellstraße. Justin und der Junge schwangen sich über den Zaun, doch ich blieb mit einem Bein am oberen Rand hängen. Entschlossen packte Justin mich bei der Taille und zog mich hinüber.
Nachdem er mich abgesetzt hatte, mussten wir uns einen Weg durch die eng bepflanzte Plastikböschung bahnen. Ich schnitt mir das Bein an einer scharfen Kante auf und fühlte, wie warmes Blut meine Wade hinunterlief, war aber so high vom Adrenalin, dass ich keinen Schmerz spürte. Als wir auf den Seitenstreifen sprangen, kamen zwei Autoscheinwerfer direkt auf uns zugerast. Starr vor Schreck sah ich sie näher kommen und dann direkt neben uns eine Vollbremsung machen. Ich erkannte Justins Wagen. Er war vollständig leer.
»Steigt ein«, befahl Justin. Der Teenager warf sich auf die Rückbank und ich sprang auf den Beifahrersitz. Kaum hatte Justin die Tür zugezogen, kamen aus der Böschung hinter uns zwei Polizeibeamte gestürmt. Sie schossen auf das Auto, doch die Kugeln prallten an den Scheiben ab. Mit einem Schrei duckte ich mich, kniff die Augen zusammen und verbarg den Kopf zwischen den Händen. Ich spürte, wie der Wagen beschleunigte und hörte Justin neben mir lachen. Ungläubig schaute ich zwischen den Fingern zu ihm hoch.
»Was ist daran so lustig?«, brachte ich keuchend hervor. Justin sah völlig entspannt aus und atmete nicht einmal schneller.
»Sorry, aber es ist jedes Mal das Gleiche. Sie sehen mein Auto und beginnen wie wild darauf zu schießen.« Er lachte wieder, und ich versuchte, etwas Komisches an der Situation zu finden. Zögernd ließ ich die Hände sinken. Der Junge hinter mir setzte sich auf. Justin schaltete einen Gang hoch und das Auto schoss geradezu die Straße entlang. Nasse Haarsträhnen klebten mir im Gesicht, Schweißtropfen liefen mir den Nacken und die Brust
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