Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
beruhigt.«
»Absolut«, sagte ich.
»Hast du hier unten schon mal Haie gesehen?«, fragte der Junge.
Justin schüttelte den Kopf. »Die sind fast ausgerottet«, sagte er.
Ich starrte in die schwarze Tiefe. Noch immer wirbelten Flocken vorbei wie Konfetti.
Leiser fügte Justin hinzu: »Seit fast zehn Jahren ist an der Küste keiner mehr aufgetaucht.«
Wir schwiegen alle und sahen die Ozeanlandschaft an uns vorüberziehen. Aus Dokumentarfilmen und von Fotos wusste ich, wie die Meere früher ausgesehen hatten, voller bunter Riffe und märchenhaft aussehender Lebewesen. Vor uns huschten ein paar winzige Fische durchs Wasser, die uns neugierig betrachteten. Ihre Augen funkelten im Licht der Scheinwerfer wie glühende Sterne. Als wir uns wieder der Küste näherten, kam der Meeresgrund in Sicht, der nur aus Sand und Felsen bestand. Es gab fast keine Vegetation, alles sah so kahl und leblos aus wie eine Wüste.
Die Autoreifen trafen auf den Sandboden, kurz darauf tauchten unsere Fenster langsam aus dem Wasser auf, und wir befanden uns wieder über dem Meeresspiegel. Ich stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
Justins Stimme brach die Stille.
»Wir sind gleich da, Mark. Ab jetzt kümmern sich meine Freunde um dich.« Er schaute den Jungen über die Schulter an und grinste. »Und ganz nebenbei: Willkommen in der Wirklichkeit.«
Kapitel 11
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Wir parkten neben einem kleinen Bungalow und ich sah Riley durch den Vorgarten auf uns zukommen. Er wurde von einem Mädchen in meinem Alter begleitet, das ich noch nicht kannte.
Wir stiegen alle drei aus und ich dehnte mich, um meine Schultern zu entkrampfen. Justin warf Riley die Autoschlüssel zu und grinste zu dem Mädchen hinüber.
»Emily«, sagte er. »Ich schulde dir was.« Ihre ernste Miene hellte sich auf.
»Schon okay«, sagte sie.
Ich gesellte mich zu den beiden und fragte: »Was meinst du damit, ›du schuldest ihr was‹?«
Justins Grinsen wurde breiter. »Eigentlich hätte sie Mark abfangen sollen. Heute ist Emily an der Reihe. Aber sie hat mir den Job überlassen.«
Ich starrte den Wagen an und ließ die letzten zwei Stunden meines Lebens vor mir ablaufen. Meine Lippen wurden schmal.
»Soll das heißen, wir hätten das alles gar nicht tun müssen? Du hattest nur gerade Lust darauf?«, fragte ich mit einem mörderischen Blick.
Justin nickte. »Ist schon ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal unter Wasser vor der Polizei geflohen bin. Außerdem bleibe ich gerne in Übung.«
»Wie hat sie sich unter Wasser gehalten?«, fragte Riley. Justin warf mir einen Blick zu.
»Zuerst eine kleine Panikattacke, aber ich glaube, am Ende hat sie sich entspannt.«
Riley lächelte spitzbübisch. »Mensch, ich meine doch unsere flotte Dame da drüben.« Justin hob die Augenbrauen und schaute in Richtung des Autos. Jetzt musste ich auch grinsen.
»Oh«, sagte er. »Gar nicht schlecht, nur manchmal ein bisschen schwer zu steuern.«
Ich war immer noch etwas geschockt, weil mich dieser Wagen wie ein U-Boot durchs Meer kutschiert hatte, und betrachtete ihn ungläubig blinzelnd.
»Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Justin in diesem Moment und zeigte auf mein verfärbtes Hosenbein. Ich schaute an mir herunter auf den Blutfleck. Da plötzlich begann meine Wade schmerzhaft zu pochen. Ich beugte mich vor, um die Jeans hochzuziehen, und entdeckte einen tiefen Schnitt, der sich meinen Unterschenkel entlangzog. Die Haut war angeschwollen und mit feuchtem Blut beschmiert.
»Nettes Souvenir«, meinte Riley. »Tut es weh?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht besonders.«
»In ein paar Stunden dürfte sich das ändern«, sagte Justin. »Komm, das waschen wir besser aus, bevor wir uns auf den Weg machen.«
Riley fuhr das Auto in die Garage, während der Rest von uns nach drinnen ging. Der Bungalow sah aus, als wäre er von einer achtzigjährigen Dame mit Blümchenfimmel eingerichtet worden. Auf den pastellfarbenen Bezügen sämtlicher Stühle und Sessel befanden sich florale Muster. Blumengemälde hingen an den Wänden und zu meinen Füßen lag ein Teppich mit einer riesigen Sonnenblume.
Justin schleppte einen Erste-Hilfe-Kasten herbei und befahl mir, mich auf das Sofa zu setzen. Er hockte sich neben mich hin und rollte vorsichtig mein Hosenbein hoch. Als er meine Wade sah, stieß er einen Pfiff aus.
»Beeindruckend«, stellte er fest. Ich lehnte mich vor und betrachtete die Blutkruste, die den größten Teil meines Unterschenkels bedeckte. Justin tropfte
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