Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
hinab.
Justin tippte einen neuen Code in die Konsole. Inzwischen war mir klar, was er da tat. Er hatte die erstaunliche Fähigkeit, das Stromnetz der ganzen Umgebung zum Zusammenbruch zu bringen. Auf diese Weise hatte er für eine Ablenkung gesorgt, um dem Jungen die Möglichkeit zur Flucht zu verschaffen.
»Mein Auto ist kugelsicher«, sagte er, »so wie jeder moderne Wagen. Unzerstörbar durch Feuer, Kugelhagel oder sonstige Katastrophen … Aber die Cops schießen immer noch darauf, weil sie es nun einmal so gelernt haben. Du musst zugeben, das ist komisch.«
Ich warf einen Blick auf den Jungen und bemerkte hinter uns das Blaulicht mehrerer Polizeiwagen.
Auch Justin schaute in den Rückspiegel, wirkte aber weiterhin eher amüsiert als beunruhigt. Der Sportwagen wurde noch etwas schneller, und ich sog scharf die Luft ein, als vor uns ein Schild erschien, das die Aufschrift trug: ›STRASSE ENDET IN 500 METERN‹.
»Äh, Justin.« Ich zeigte auf das Schild. Er schaute mich an und grinste.
»Stimmt, ab jetzt wird es spannend«, verkündete er, als hätten wir die letzte halbe Stunde unter Langeweile gelitten. »Du hast nicht zufällig Probleme mit Klaustrophobie, oder?«
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte ich, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach.
»Angst vor Wasser?«
»Wasser?«
Kaum hatte er das gefragt, verwandelte sich die Schnellstraße in eine Schotterpiste, an deren Ende ein weiteres Warnschild stand. STRAND VORAUS. Ich klammerte mich an dem Haltegriff über der Tür fest und machte mich auf das Schlimmste gefasst, als mir klar wurde, dass Justin das Tempo nicht verringerte. Das Auto hob ab, flog einige Meter und landete mit einem dumpfen Aufschlag im Sand. Wir wurden in den Sicherheitsgurtennach vorne geschleudert. Direkt vor uns peitschten Meereswellen auf den Strand zu. Das Wasser sah im Licht der Scheinwerfer metallisch grau aus und schien sich turmhoch aufzubäumen, um uns unter sich zu begraben.
Justin griff unter dem Lenkrad nach vorne und drückte kräftig, woraufhin das Auto zu vibrieren begann. Ein paar Sekunden später holperten die Räder nicht mehr über den Sand, sondern wir schienen zu gleiten. Ich schrie panisch auf, als die Autohaube auf das Wasser traf, aber wir sanken nicht – stattdessen bewegten wir uns in einem taumelnden Auf und Ab über die Meeresoberfläche. Die Wellenkämme brachen sich mit solchem Krachen an der Windschutzscheibe, dass ich sicher war, das Glas würde jeden Moment zerschmettert werden. Der Junge auf der Rückbank stieß ein Begeisterungsgeheul aus, und Justin grinste breit, was die Grübchen auf seinen Wangen zur Geltung brachte. Ich kniff lieber die Augen zu. Wahrscheinlich fehlte mir das nötige Testosteron, um die Situation zu genießen.
Das Auto sauste auf und ab wie auf einer Achterbahnstrecke, während die Wellen versuchten, uns zum Kentern zu bringen. Ich schrie erneut, als wir wild von einer Seite zur anderen geworfen wurden, wie ein Schiff im Sturm. Es grenzte an ein Wunder, dass wir nicht untergingen.
»Wie ist das möglich?«, rief ich.
»Moment«, gab Justin zurück und drückte weiter das Gaspedal durch. Ich schaute mich um und sah die Scheinwerfer zweier Polizeiwagen. Zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass sie uns noch immer auf den Fersen waren und über den Strand auf die Wellen zuglitten. Als ich wieder nach vorne sah, ließ unser Wagen gerade die Brandung hinter sich. Wir hatten stilleres Wasser erreicht und fuhren auf die offene See hinaus. Der Junge auf der Rückbank meldete sich zu Wort.
»Ich habe schon gehört, dass es Autos gibt, die so was können«, sagte er. »Aber gesehen habe ich es bisher nur im Film.«
Justin nickte. »Wenn es nach mir ginge, würde ich immer auf dem Meer fahren statt auf der Straße. Keine nervigen Ampeln.«
Ich presste die Lippen zusammen und warf erneut einen Blick auf die Polizeiwagen, die zwar ein Stück zurückgefallen waren, uns aber immer noch verfolgten.
Als ich mich wieder umdrehte, musste ich blinzeln, denn die Szene sah aus, als wäre ich in einem Traum gefangen. Wir hatten den Strand inzwischen weit hinter uns gelassen und die See war spiegelglatt. Das Auto glitt sanft über die Meeresoberfläche als würden wir auf einer zugefrorenen Eisschicht fahren. Im Licht des Mondes und der Sterne glitzerte das Wasser um uns herum metallisch golden. Ich verlor die Küstenlinie aus den Augen und fragte mich, wie gut solche Amphibienwagen tatsächlich für längere Seefahrten
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