Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
Clare. »Er hat die Angewohnheit, einfach so in meine Gespräche zu platzen.«
»Noah«, nannte er seinen Namen und streckte mir über den Tisch einen langen, muskulösen Arm entgegen.
»Hallo«, sagte ich und schüttelte ihm die Hand. »Madeline.«
Sein Händedruck war kräftig und die Haut seiner Finger angenehm rau.
»Er spielt bei der Band mit, die heute auftritt«, sagte Clare.
»Wir sind uns noch nicht über den Weg gelaufen, oder?«, fragte er mich.
»Dabei ist sie kaum eine Meile entfernt von uns aufgewachsen«, sagte Clare. »Ist das nicht verrückt?«
»Ehrlich? Und wir sind uns nie begegnet?«
Ich zuckte die Schultern: »Ich bin ein bedauerliches Opfer des DS-Systems.«
»Ah, jetzt wird mir alles klar«, sagte Noah und blinzelte seine Schwester spöttisch an. »Du wurdest erst kürzlich von den Freiheitskämpfern aus deiner Sklaverei befreit?«
Ich lachte und Clare verdrehte die Augen. Grinsend schaute Noah mich an. Es fühlte sich gut an, wieder zu lachen.
»Irgendjemand muss ja für eine bessere Welt kämpfen«, meinte Clare.
»Und jemand muss die Songs dazu schreiben«, konterte Noah.
»Mein Bruder ist nicht ganz so politisch engagiert wie gewisse andere Leute«, sagte Clare.
Er zuckte mit den Schultern. »Aber ich bin ein dankbarer Unterstützer. Wenn meine kleine Schwester die Menschheit vor dem Untergang bewahrt hat, werde ich ihr auf jeden Fall ein Bier ausgeben und auf der Siegesparty die passende Musik spielen.«
Ich musste wieder lachen und Clare seufzte.
»Schön, dass wir uns mal kennengelernt haben«, sagte Noah zum Abschied und schlenderte in Richtung Bar. Lächelnd schaute ich ihm nach.
»Du hast einen niedlichen Bruder«, stellte ich fest.
»Ja, das finden eine Menge Mädchen«, sagte sie trocken. Wir blickten auf die wachsende Anzahl weiblicher Wesen, die vor der Bühne die Tanzfläche belagerten.
Noah kam noch einmal an unserem Tisch vorbei und hielt zwei Drinks in der Hand. »Die Runde geht auf mich«, sagte er. Mit einem Blinzeln in Richtung seiner Schwester fügte er hinzu: »Clares Lieblingsgetränk« und grinste breit, bevor er wieder abschwirrte.
Ich starrte auf die pinkfarbene, sprudelnde Flüssigkeit.
»Was soll das denn sein?«, fragte ich.
Clare zog eine Grimasse. »Ein neuer Energydrink. Wenn du mich fragst, ist der nur legal, weil die Behörden noch nicht dazu gekommen sind, ihn als Aufputschmittel auf den Drogenindex zu setzen.«
Ich nippte. Das Zeug war so süß, dass ich fast einen Zuckerschock bekam.
»Wow, ist das widerlich«, sagte ich.
»Ja, ich weiß«, meinte Clare. »Aber für Noah ist das so was wie ein Hauptnahrungsmittel. Er hat die Drinks nur bestellt, um mich zu ärgern. Große Brüder sind was Tolles, kann ich dir sagen.«
Auf der Bühne begann nun die Band zu spielen und wir schauten hinüber. Die Sängerin war noch jung, aber sie hatte eine dunkle, verführerische Stimme, bei der man augenblicklich jemandem in die Arme sinken wollte. Clare und ich schwiegen einen Moment, um zuzuhören. Ihr Bruder spielte den Bass, eine Mischung aus Reggae und Rock. Immer, wenn ihm eine Haarsträhne in die Augen fiel, bekam die Hälfte der schmachtenden Zuhörerinnen fast einen Ohnmachtsanfall.
»Was ich gerne wissen würde«, sagte ich zu Clare, »ist Scott eigentlich euer Anführer?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, auch wenn er sich das gerne einbildet. Er hat nur das meiste Technikwissen und ist dadurch so etwas wie der Drahtzieher hinter dem Ganzen. Unser Superhirn und Hacker. Er hat vermutlich mehr Sicherheitssysteme geknackt als sonst jemand auf der Welt. Aber wenn wir überhaupt einen Anführer haben, dann wohl Justin. Er wird am meisten respektiert, er lebt seine Ideale und meidet Computer wie die Pest. Er ist insgesamt der Aktivere. Justin braucht den Kontakt zu Menschen, um das Gefühl zu haben, dass er etwas bewegt.«
»Ich glaube, Molly kann mich nicht besonders leiden«, sagte ich.
Darüber musste Clare grinsen. »Molly kann niemanden besonders leiden. Dazu ist sie zu verbissen. Sie ist erst achtzehn, hat aber schon ihren Abschluss in Psychologie und arbeitet an einem medizinischen Doktortitel.«
Mir blieb der Mund offen stehen.
»Auf so viel Intelligenz kann ich persönlich gut verzichten«, fügte Clare hinzu. »Anscheinend wird es mit jedem IQ-Punkt schwieriger, das Leben zu genießen. Als wenn einem die Neugier abhanden kommt, wenn man zu viel weiß.«
Clares Theorie war, dass Molly mich angeschwiegen hatte, weil sie zu
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