Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
hastig den Blick ab, schnappte mir die zwei Gläser mit Mineralwasser und kehrte zu unserer Sitzecke zurück. Hier war ich außer Sichtweite.
Clare merkte gleich, wie aufgelöst ich war.
»Was ist denn los?«
»Justin ist hier.«
Sie nickte. »Ja, ich weiß.« Dann wurden ihre Augen groß. »Oh, das war dir vorher nicht klar?«
»Natürlich nicht«, sagte ich und kroch in mich zusammen, als könne ich mich so vor ihm verstecken.
»Ich dachte, du weißt, dass er in der Stadt ist.«
Mit einem Stöhnen krallte ich mir die Finger ins Haar.
»Er war schon die ganze Zeit da drüben. Hast du ihn nicht bemerkt?«
»Nein.«
»Na ja, ist doch nicht so schlimm. Du brauchst dir bestimmt keine Sorgen zu machen, dass er rüberkommt. Justin ist so einer, der merkt das schon, wenn Leute nicht mit ihm sprechen wollen.«
Ich knabberte nervös an meinen Nägeln. »Klar, aber allein seine Nähe ist irgendwie …«
»Ablenkend?«
»Eher erdrückend«, seufzte ich.
Ich nahm einen ausgiebigen Schluck aus meinem Glas und wartete darauf, dass sich mein Herzschlag wieder beruhigte. Dann versuchte ich mich auf andere Gedanken zu bringen und fragte Clare, was sie später mal machen wollte. Als die Musiker eine Pause einlegten, gesellte sich Noah zu uns, und er war genau die Ablenkung, die ich brauchte. Er erzählte witzige Anekdoten von den Roadtrips mit seiner Band. Sein Blick brachte mich nicht durcheinander wie Justins, sondern war nur freundschaftlich, was mir im Moment ausgesprochen guttat. Nach zwanzig Minuten war die Pause jedoch zu Ende und Noah verschwand wieder in Richtung Bühne. Die zweite Konzerthälfte begann mit einem schnellen, rhythmischen Beat und Clare zog mich auf die Tanzfläche. Wir schlängelten uns durch die Menge, bis wir die Mitte erreicht hatten. Kurz darauf kamen zwei gleichaltrige Jungs auf uns zugetanzt. Der eine war ein Stück größer als ich und trug ein blaues Hemd mit Knopfleiste, dessen Farbe zu seinen Augen passte.
»Mike«, rief er über die Musik hinweg, um sich vorzustellen.
»Madeline«, rief ich zurück. Auf seiner Stirn stand der Schweiß vom Tanzen. Er hatte wellige, schwarze Haare und seine Kleidung wirkte wie die von einem Jungunternehmer. Der Kragen war bis oben hin zugeknöpft und das Hemd ordentlich in eine beigefarbene Hose mit Bügelfalte gesteckt.
»Bist du mit ihm zusammen?«, fragte er und nickte in Noahs Richtung. Ich lachte und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich habe ihn heute erst kennengelernt.«
»Oh, gut zu wissen«, meinte er und verringerte den Tanzabstand. Sein Freund, der sich als Chris vorstellte, hatte einen freien Fleck neben Clare gefunden.
Als ich ein paar Songs durchgetanzt hatte und mir der Schweiß den Nacken hinunterlief, schlug ich vor, etwas zum Trinken zu besorgen. Wir steuerten im Zickzack durch die Menge und ich ließ mich auf einem Barhocker nieder. Während ich mein Mineralwasser trank, stürzte Mike einen Tequila herunter. Er bot an, mir auch ein Glas zu bestellen, aber schon beim Geruch seines Atems wurde mir ganz flau im Magen.
»Nein, danke«, lehnte ich ab. Mike genehmigte sich noch einen. Seine Wangen begannen Farbe anzunehmen, und er vernuschelte die Worte, während er mir von seinem Job als IT-Buchhalter erzählte. Als seine Hand mit meinen Haarspitzen zu spielen begann, stand ich auf.
»Ich schaue mal, wo Clare steckt«, sagte ich, doch er folgte mir durch die Menge wie ein Hündchen an der Leine. Ich seufzte und hatte keine Ahnung, wie ich ihn loswerden sollte. Schließlich wusste er, dass ich Single war, und der Club bestand nur aus einem einzigen Raum, in dem man sich schlecht verstecken konnte. Solche Situationen war ich nicht gerade gewöhnt. Wir drängten uns zwischen den Tanzenden durch, und als ich den Hals streckte, um Clare zu finden, sah ich sie zusammen mit Chris an einem Tisch sitzen und sich angeregt unterhalten. Unschlüssig, was ich jetzt tun sollte, drehte ich mich um und prallte fast in Mike hinein, der direkt hinter mir stand. Er hielt mir eine Hand entgegen, um mich zum Tanzen aufzufordern. Zögernd ging ich darauf ein und legte meine Hand in seine. Er grinste, zog mich sofort an sich und schlang seine Arme um meine Taille. Ich lehnte mich zurück, so gut ich konnte.
»Lass mir ein bisschen Luft zum Atmen«, rief ich über die Musik hinweg. Mit einem Lächeln versuchte ich, die Ablehnung für ihn zu versüßen. Schließlich hatte ich nichts dagegen, mit ihm zu tanzen, bloß nicht gleich in seinen Armen.
Er
Weitere Kostenlose Bücher