Die Rebellion
war jetzt ein
Reporter und einer heißen Geschichte auf der Spur, und das
reichte aus, um ihn innerlich warmzuhalten.
Toby blickte suchend in das dichte Schneegestöber ringsum.
Außerhalb der Leuchtweite der Scheinwerfer herrschte nur
tiefe Finsternis. Es gab zwei kleine Monde und Sterne am
Himmel, doch sie waren hinter dichten Wolken und heftigem
Schneefall verborgen. Ein Stück weit draußen in der Nacht
schimmerte aufsässig ein schwacher Lichtfleck rings um ein
flaches Gebäude ohne Fenster. Toby klopfte Flynn auf den
Arm und deutete in die Richtung, und die beiden Männer stapften durch den tiefen Schnee voran. Flynns Kamera schwankte
geduckt tief hinter seinem Rücken, wo sie vor Wind und
Schnee geschützt war.
Das flache Gebäude entpuppte sich als langgestrecktes Zelt
aus metallischem Gewebe, auf dem das vertraute rote Kreuz
der Barmherzigen Schwestern abgebildet war. Wie auf so vielen Schlachtfeldern im gesamten Imperium, so war das Zelt
auch hier ein Hospital für alle, die es benötigten. Die Schwestern ergriffen keine Partei. Der Fabrikkomplex bot nur für eine
kleine Krankenabteilung Raum, und lediglich Offiziere wurden
dort versorgt. Die Fußsoldaten, Sicherheitsleute und Söldner
waren auf das Erbarmen der Schwestern angewiesen. Die Offiziere hofften, ihren Männern auf diese Weise einen zusätzlichen Anreiz zu geben, sich nicht verwunden zu lassen.
Es war ein großes Zelt, und während Toby und Flynn durch
den Schnee darauf zugingen, schien es stetig zu wachsen. Sie
waren noch nicht weit gekommen, doch Tobys Oberschenkel
schmerzten bereits vor Anstrengung vom ständigen Kampf
gegen den unbeständigen Sturm und die hüfthohen Schneewehen. Schweiß rann ihm über die Stirn, gefror zum Teil in den
ungeschützten Brauen und brannte ihm in den Augen. Toby
hatte das Fluchen bereits vor einer Weile aufgegeben. Er benötigte seinen Atem noch.
Nach einigen Minuten hielt er am einen Ende des langgestreckten Zeltes an und fand sich vor einer recht stabil wirkenden Metalltür mit einer beschrifteten Klingel wieder. Er hämmerte mit der Faust auf den Knopf, weil er seine Finger nicht
mehr spüren konnte, und ein Schirm in der Tür leuchtete auf.
Der verschleierte Kopf und die Schultern einer Schwester wurden sichtbar. Sie wirkte alles andere als erfreut, ihn zu sehen.
Toby griff in seine Felle, zog den Presseausweis hervor und
hielt ihn so, daß sie ihn vom Schirm aus betrachten konnte. Die
Schwester rümpfte die Nase, und der Schirm wurde dunkel.
Toby und Flynn wechselten einen unsicheren Blick. Jetzt
nachdem sie sich nicht mehr angestrengt durch den Schnee
vorankämpfen mußten, zitterten beide unkontrolliert vor Kälte.
Dann schwang die Tür nach innen, und Licht und Wärme ergossen sich nach draußen in die Nacht. Toby und Flynn beeilten sich, in das behagliche Innere zu treten, und die Tür krachte
hinter ihnen zu.
Toby zog den Schal vom Mund und warf die Fellkapuze in
den Nacken. Seine Augen tränten, während sie sich an das
Licht und die Wärme gewöhnten. Gegenseitig klopften er und
Flynn sich den Schnee von den Schultern, und dann wandte
Toby sich zu der Schwester um, die ihn eingelassen hatte, und
lächelte sie schmeichlerisch an. Es war nie verkehrt, freundlich
zu einer Barmherzigen Schwester zu sein. Sie besaßen ein langes Gedächtnis, und man konnte nie wissen, ob man nicht eines
Tages auf ihre Hilfe angewiesen sein mochte. Diese Schwester
hier schien Ende Zwanzig zu sein, doch um Mund und Augen
hatten sich bereits tiefe Linien gebildet. Der tägliche Umgang
mit Tod und Leid, ohne ein absehbares Ende, verlangte eben
seinen Tribut. Sie war bekleidet mit der üblichen schmucklosen
weiße Robe und der Haube einer Schwester im Feld. Beides
war mit alten und frischen Blutspritzern beschmutzt. Die
Schwester schien kräftig genug, um einen herannahenden Panzer aufzuhalten, und sie funkelte die beiden Neuankömmlinge
mit einem Blick an, der jeden entmutigt hätte, nur nicht einen
Reporter. Flynn ging verstohlen hinter Toby in Deckung, nur
für den Fall, und Toby versuchte erneut sein einschmeichelndes Lächeln.
»Hallo auch. Wir sind gekommen, um mit Mutter Beatrice zu
sprechen. Ich bin Tobias Shreck, und das hier ist mein Kameramann. Man erwartet uns.«
Die Schwester trat einen Schritt vor, zog Tobys Felle auseinander und filzte ihn mit geschäftlicher Effizienz. Als sie fertig
war, machte sie bei Flynn weiter, und Toby betete im stillen,
daß
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