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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Flynn nicht kichern würde. Nachdem die Schwester sich
davon überzeugt hatte, daß die beiden nächtlichen Besucher
unbewaffnet gekommen waren, trat sie wieder zurück und musterte sie mit unnachgiebigem, versteinertem Gesicht. »Sie
sagte, man solle Euch beide zu ihr lassen, aber Ihr werdet sie
nicht ermüden. Das ist ihre Schlafperiode. Sie arbeitet all die
Stunden, die Gott uns sendet, ohne Unterlaß, und dann nimmt
sie sich noch die Zeit, um mit Euresgleichen zu reden. Ich will
nicht, daß Ihr sie müde macht. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Selbstverständlich, Schwester«, erwiderte Toby. »Wir werden wieder weg sein, bevor Ihr zwinkern könnt.«
Die Schwester rümpfte zweifelnd die Nase, dann wandte sie
sich um und führte die beiden Reporter durch den schmalen
Mittelgang der Station, die den größten Teil des Zeltes vereinnahmte. Toby und Flynn folgten ihr in respektvollem Abstand.
Auf beiden Seiten standen Betten in dichtgedrängten Reihen,
ohne auch nur für den Luxus eines Besucherstuhles Platz zu
lassen. Es waren nicht die Standardbetten aus den Krankenhäusern zivilisierter Welten mit ihren eingebauten Sensoren und
der diagnostischen Ausrüstung. Es waren flache, harte Pritschen mit rauhen Decken und hin und wieder einem Kissen.
Der Gestank von Blut und anderen, schlimmeren Dingen war
so stark, daß er sogar den penetranten Geruch des Desinfektionsmittels zu verdrängen drohte. Die Patienten lagen meist
ruhig, unter Schmerzmitteln, wie Toby hoffte, doch einige
stöhnten leise oder wälzten sich unruhig hin und her. Ein Mann
ohne Beine weinte leise und hoffnungslos vor sich hin. Flynns
Kamera filmte alles. Vielen der Patienten fehlten Gliedmaßen
oder Teile des Gesichts. Toby wurde übel. Man erwartete einfach keine derartigen Verletzungen mehr, es sei denn auf den
primitivsten Welten. Er wandte den Blick ab. Man hatte ihn
hergeschickt, um Dinge wie diese zu vertuschen.
»Versorgen Euch die Wolfs nicht mit besserer Ausrüstung als
dieser hier?« erkundigte er sich schließlich, bemüht, die Wut
aus seiner Stimme herauszuhalten, um die Patienten nicht zu
beunruhigen.
Die Schwester schniefte laut, ohne sich umzuwenden oder ihren Schritt zu verlangsamen. »Wir sind hier ganz auf uns allein
gestellt. Offiziell gewinnen die Wolfs diesen kleinen häßlichen
Krieg, also darf niemand sehen, wie sie größere Krankenhausanlagen und Versorgungseinrichtungen nach Technos III schaffen. Gerüchte über die wahre Zahl von Toten und Verletzten
und darüber, wie schlecht es in diesem Krieg steht, könnten
nach draußen dringen. Also versorgen sie uns nur mit dem, was
absolut erforderlich ist, um die wenigen Verwundeten zu behandeln, die es nach offizieller Darstellung gibt. Es ist wichtig
für die Wolfs, den Eindruck zu erwecken, daß auf Technos III alles genau nach Plan läuft, und sie kontrollieren die Lage.
Diese Bastarde! Ich würde sie ersäufen, wenn ich könnte.
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr das in Euren Bericht aufnehmen.«
»Mich interessieren die Ansichten aller Seiten«, entgegnete
Toby diplomatisch. »Ich möchte den Menschen die Wahrheit
über das berichten, was hier vor sich geht.«
»Wenn Ihr das wirklich wollt, dann seid Ihr der erste. Nicht,
daß es einen Unterschied machen würde. Die Wolfs werden
alles zensieren, was sie in Verlegenheit bringen könnte, bevor
sie Euch erlauben, Euren Bericht zu senden.«
Toby schwieg noch diplomatischer. Er rechnete mit einer
Zensur. Das hatten sein Beruf und das Einsatzgebiet so an sich.
Der Trick an der Sache war, Informationen an der Zensur vorbeizuschleusen.
Auf halbem Weg das langgestreckte Zelt hinunter war ein
kleiner Raum durch Wandschirme abgetrennt worden. Toby
dachte im ersten Augenblick an eine Toilette und war nicht
wenig überrascht, als die Schwester respektvoll, beinahe
schüchtern an einen der Schirme klopfte.
»Es sind die Presseleute«, sagte sie zaghaft. »Wünscht Ihr
immer noch, mit ihnen zu sprechen, oder soll ich sie hinauswerfen?«
Eine leise gemurmelte Antwort kam aus dem Innern, und die
Schwester schnitt eine mürrische Grimasse, als sie sich zu Toby und Flynn umwandte. »Dreißig Minuten und keine einzige
Sekunde mehr. Und wenn Ihr sie müde macht, packe ich Euch
bei den Eiern.«
Die Schwester schob einen der Wandschirme zur Seite und
schuf so einen Durchgang. Toby und Flynn nickten ihr respektvoll zu und drängten sich nacheinander an ihr vorbei wie
an einem bissigen Wachhund. Als

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