Die Rebellion
bitten, mir
einen Ersatzmann zu schicken, der weiß, wie das Universum
funktioniert. Ihr werdet die Zellen mögen. Bei schönem Wetter
könnt ihr durch die Gitterstäbe hindurch die Mauer sehen, an
der wir Verräter erschießen. Und hier draußen entscheiden wir ,
wer ein Verräter ist und wer nicht. Also laßt die Wolfs nur ja
gut aussehen. Laßt die Fabrik gut aussehen. Wenn Ihr wißt,
was gut für Euch ist, kleiner Mann.«
Daniel stürmte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Toby hob die Whiskeyflasche, prostete der geschlossenen Tür
damit zu und trank direkt aus der Flasche. Er hatte Druck erwartet, aber keine derartig unverhohlenen Drohungen. Daniel
Wolf und seine ehrgeizige Hexe von Schwester. Sie steckte
hinter den Drohungen. Daniel hatte einfach nicht genügend
Verstand, um alleine auf eine Rede wie diese zu kommen. Stephanie hatte sie wahrscheinlich niedergeschrieben und von
ihrem Bruder auswendig lernen lassen. Typisch Wolf. Schläger
mit Stammbaum. Toby kam ein Gedanke, und er grinste boshaft.
Der junge Reporter wandte sich wieder seiner Konsole zu,
und bereits nach wenigen Augenblicken fand er die Aufnahmen, die er gesucht hatte. Er ließ sie in Zeitlupe ablaufen. Daniel und Stephanie zusammen. Lily und Michael zusammen.
Lächeln und Seitenblicke und gemeinsame Körpersprache.
Wer Augen im Kopf hatte, der wußte, daß Lily und Michael es
miteinander trieben. Sie waren sehr vorsichtig, damit nichts
davon an die Öffentlichkeit gelangte, aber man mußte nur einen Blick auf ihre Körpersprache werfen, um zu erkennen, was
sie füreinander fühlten. Die Art und Weise, wie ihre Augen
leuchteten, wenn sie sich ansahen, wie ihre Körper sich einander zuwandten, ganz egal, wo sie im Raum gerade standen, die
subtile Art und Weise, wie beide unbewußt bestimmte Worte
und Redewendungen betonten. Toby hatte alles auf Band. Sie
hätten genausogut in der Spitzenzeit eine Anzeige senden können.
Natürlich hatten Daniel und Stephanie nichts von alledem
bemerkt, weil sie sich viel zu sehr füreinander interessierten. In
einigen ruhigeren Augenblicken konnte man glatt auf den Gedanken kommen, daß sie sich weit näherstanden, als es Bruder
und Schwester normalerweise taten. Toby kicherte und trommelte mit beiden Händen auf die Konsole. Er durfte selbstverständlich nichts geradeheraus sagen, aber ein paar sorgfältig
arrangierte Meter Film sollten ausreichen – für beide Paare.
Die Gesellschaft würde darauf anspringen, und das Gerücht
würde die Runde machen. Gar nicht lange, und die Wolfs würden zum Gespött aller Leute werden, bei Hof und außerhalb.
Das würde den verdammten Daniel Wolf lehren, einfach hereinzuplatzen und derartig mit dem armen Toby Shreck umzuspringen.
In diesem Augenblick flog die Tür zum zweiten Mal auf, und
Kardinal Kassar startete seinen Versuch eines dramatischen
Auftritts. Wenn da nicht der Stuhl gewesen wäre, den Toby als
Reaktion auf die erste Störung mitten in den Weg gestellt hatte.
Und wenn der Kardinal nicht direkt in diesen Stuhl hineingerannt wäre. Kassar versetzte dem Stuhl einen Tritt und funkelte
Toby an, der sich mit unschuldigem Gesicht in seinem Sitz
zurücklehnte und den Blick des Kirchenfürsten erwiderte. Er
täuschte den Kardinal nicht eine Sekunde, doch das war auch
nicht Tobys Absicht gewesen.
»Ich habe eine Botschaft von meinen Vorgesetzten in der
Kirche erhalten«, begann Kassar, und der kalte, kontrollierte
Ärger in seiner Stimme spiegelte sich in der offenen Wut seines zerstörten Gesichts wider. »Zusammengefaßt lautet sie:
Eure Liveübertragung hat mich und die Kirche lächerlich gemacht, weil Ihr nicht warten konntet, bis ich eingetroffen war.
In der Botschaft stand noch mehr, aber im Prinzip wiederholte
sie immer wieder das gleiche. Die Worte ›Gespött der Leute‹
fielen, zusammen mit ›Rückruf‹ und ›Degradierung‹ Hört mir
genau zu, Ihr kleiner Mistkerl. Ihr werdet meine Karriere nicht
zerstören, um Eure voranzutreiben. Von jetzt an werde ich alles
zu Gesicht bekommen, das Ihr nach draußen schickt, und wenn
Ihr etwas unternehmt, das meine oder die Position der Kirche
unterminiert, dann werde ich Euch persönlich mit einer rostigen Säge exkommunizieren, habt Ihr mich verstanden?«
»Oh, klar und deutlich«, erwiderte Toby. »Ihr könntet nicht
deutlicher werden.« Er nahm einen Schluck aus der Flasche
und fuhr fort: »Ich würde Euch ja gerne einen Drink anbieten,
Kardinal, aber ich
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