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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Arbeit des Auswählens überließ, welche kostbaren Augenblicke aufgezeichneter Geschichte den Weg in die
endgültige Sendung fanden. Toby starrte auf die Schirme und
Mischpulte vor sich, schenkte sich einen weiteren Drink ein
und spülte damit zwei Aufputschpillen hinunter. Dann steckte
er die Zigarre wieder in den Mund. Es war zwei Uhr morgens,
Drähte ragten überall aus seinem Schädel, und seine Finger
bewegten sich schneller, als seine Gedanken folgen konnten.
So bekam man seine Arbeit am besten erledigt. Jedenfalls,
wenn man Toby Shreck hieß und einen engen Termin zu erfüllen hatte.
    Toby vermißte einen Zimmerservice, den er hätte anschnauzen können – andererseits war er es nicht anders gewöhnt. Der
Whiskey brannte in seiner Brust und in seinen Gedanken, das
Aufputschmittel hämmerte durch seine Adern, und der Rauch
der Zigarre hielt ihn im Gleichgewicht, während er die Spreu
vom Weizen trennte. Diese Zusammenfassung mußte gut aussehen. Wirklich gut. Die Liveübertragung vom Halben Mann
und seinen drei Investigatoren hatte die Zuschauer aufgerüttelt,
ihr Interesse geweckt und Toby die beste Quote aller Zeiten
gebracht, aber sie hatte ihm keine Freunde unter seinen Kollegen geschaffen, die den Komplex der Wolfs seither mit einer
unübersehbaren Lawine von Nachfragen, Eingaben und Forderungen nach Zutrittsbescheinigungen überschüttet hatten. Die
Wolfs hatten gemauert, was Toby keineswegs überraschte. Sie
dachten wohl noch immer, sie könnten die Dinge unter Kontrolle halten, solange nur Toby Shreck und sein Kameramann
auf Technos III waren. Toby grinste breit und schob die Zigarre
in den anderen Mundwinkel. Er würde sie eines Besseren belehren.
    Aber Toby durfte sich nicht darauf verlassen, weiterhin eine
so großzügige Dreherlaubnis zu erhalten. Er hatte jedermanns
Aufmerksamkeit erregt, aber um sie zu behalten, würde er mit
einem verdammt guten Programm über die wirklichen Geschehnisse hier auf Technos III aufwarten müssen. Es war nicht
einfach gewesen. Die Leute in der Fabrik waren sehr vorsichtig
mit dem, was sie Toby gegenüber erwähnten, ganz gleich, ob
Flynn dabei war und filmte oder nicht. Der Befehl war von
oben gekommen. Zum Glück besaß Toby bereits so viel Material, daß es den Wolfs die teuren Luxusschuhe von den Füßen
reißen würde. Dieser Bericht hier würde ein ganz besonders
gelungenes Beispiel für das sein, was er konnte. Toby würde
sein Talent beweisen und seinen Namen zu einer bekannten
Größe im Nachrichtengeschäft machen – wenn er nicht vorher
umgebracht wurde. Der Bericht wäre auch eine perfekte lange
Nase für all diejenigen, die ihn beleidigt oder über ihn gespottet hatten. Die Zigarre wanderte erneut von einem Mundwinkel
in den anderen. Toby nahm sich ein paar Schokoladendrops aus
einer angebrochenen Packung auf dem Tisch und kippte ein
weiteres Glas Whiskey hinunter. Er lief zur Höchstform auf.
Beginnen wir mit dem Material über die Ehrwürdige Mutter
Beatrice. Das war die Goldader.
    Toby ließ die Aufzeichnungen erneut ablaufen und starrte
konzentriert auf die winzigen Schirme vor sich. Zwei, manchmal drei Aufnahmen spulten zur gleichen Zeit ab, um mit seinen sich überschlagenden Ideen Schritt zu halten. Flynn hatte
ein paar Panoramaaufnahmen des Hospitalzeltes gefilmt, mit
dem Fabrikkomplex im Hintergrund, um die relative Größe der
beiden zu verdeutlichen. Dann gab es wiederum Bilder aus
dem Innern des Zeltes, wo die Verwundeten still und reglos in
den Betten lagen und manchmal leise vor sich hin stöhnten.
Toby rief die Aufzeichnung von Mutter Beatrice auf einen der
Monitore, in der sie erklärte, wer nach den Worten der Wolfs
behandelt werden sollte und wer nicht. Dann eine Nahaufnahme ihres müden, erschöpften Gesichts.
    »Im Winter … Ich habe gesehen, wie die Chirurgen mitten in
einer Operation eine Pause eingelegt und ihre Hände in den
dampfenden Eingeweiden des Patienten auf ihrem Tisch gewärmt haben.«
    Ja. Das würde die Zuschauer aufrütteln. Die Barmherzigen
Schwestern waren im gesamten Imperium angesehen und beliebt. Man würde nicht hinnehmen, daß sie unter derartigen
Umständen zur Arbeit gezwungen wurden, auch nicht von den
hohen und mächtigen Wolfs. Immer angenommen natürlich,
Toby konnte den Bericht an den Zensoren vorbeischmuggeln.
Und es gab eine Menge Leute hier in der Fabrik, die glaubten,
genügend Autorität zu besitzen, um das Band in seiner gesamten Länge zu

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