Die Rebellion
fragte Jakob Ohnesorg und trat hinter
der Ecke hervor, an der die drei soeben vorbeigekommen waren. Der Anführer der Jesuiten wirbelte herum, das Schwert in
der Hand. Ohnesorg trat ihm mit Wucht zwischen die Beine.
Der Jesuit brach zusammen wie vom Blitz getroffen, und Ohnesorg trat ihm gegen den Kopf. Die folgende Bewußtlosigkeit
erschien dem Jesuiten beinahe wie eine Erleichterung. Ruby
Reise schlug den jüngsten Jesuiten zu Boden, und Sturm hieb
den verbliebenen von hinten nieder, während der arme Bursche
noch immer versuchte herauszufinden, in welche Richtung er
zuerst blicken sollte. Ruby blickte auf die drei bewußtlosen
Gestalten herab und rümpfte hörbar die Nase.
»Jesuiten. Ich mochte sie schon in der Schule nicht, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Wir sollten sie töten und
als allgemeine Warnung in Stücke schneiden.«
»Vielleicht später«, sagte Ohnesorg. »Im Augenblick benötigen wir ihre Roben, und ich will nicht, daß sie voller Blutflekken sind. Außerdem ist das eine gute Gelegenheit für dich,
einmal Selbstkontrolle zu üben. Wir müssen diese Leute nicht
töten. Wir benötigen lediglich ihre Kleider. Als Jesuiten verkleidet, können wir uns in der gesamten Fabrik frei bewegen
und müssen uns keine Gedanken machen, wie wir die Sicherheitskameras umgehen.«
»Ich nehme an, du behauptest als nächstes, das alles geplant
zu haben«, murrte Sturm säuerlich.
»Ich habe zumindest erwartet, daß ein derartiger Fall eintreten könnte«, erwiderte Ohnesorg leichthin. »Ich halte meine
Pläne gerne flexibel. Zieht ihnen jetzt endlich diese Roben
aus.«
Ruby und Alex grinsten Jakob an und machten sich gemeinsam daran, die Jesuiten ihrer Roben zu entledigen. Ein gewisses Hin und Her entstand, als sie herauszufinden versuchten,
welche Robe wem am besten paßte. Keines der Kleidungsstükke war sonderlich bequem, aber schließlich trug jeder etwas,
mit dem er leben konnte. Ruby blickte auf den noch immer
bewußtlosen Anführer der Jesuiten herab und kicherte boshaft.
»Das also tragen sie unter ihren langen Gewändern. Das hat
mich schon immer interessiert.«
»Ich muß schon sagen, es ist eine Weile her, daß ich Unterwäsche von solch verblüffender Farbe gesehen habe«, bemerkte Sturm. »Wo kriegt er nur die nötige Hilfe her, um die ganzen
Schnüre zu binden?«
»Spar dir deine Witze für später auf«, sagte Ohnesorg. »Je
früher wir die Klone befreien und nach draußen schaffen, desto
besser. Die Agenten der Ausgestoßenen haben ihr Leben riskiert, um den Weg auszuarbeiten, den wir benutzen werden,
und ich will nicht, daß ihre Mühe umsonst gewesen ist. Ruby,
du hast die Karte; geh voraus.«
»Nein, ich hab’ sie nicht.«
»Ich habe die Karte«, sagte Sturm. »Gütiger Himmel, wie
bist du nur je ohne mich zurechtgekommen, Jakob?«
Beatrice wußte zwar, wo die Klonquartiere lagen, aber sie war
noch nie zuvor dort gewesen. Nur wenige Menschen gingen
dorthin. Klone wurden strikt von normalen Menschen getrennt
gehalten. Doch der Eingang war unverschlossen und unbewacht, beinahe, als würde Beatrice von ihnen erwartet. Oder
von jemand anderem, wenn schon nicht den Klonen. Der Gedanke ließ sie erstarren, aber schließlich eilte sie weiter. Ihr
blieb keine andere Wahl. Sie konnte nirgendwo sonst hin.
Hinter den Barrieren und elektrischen Türen lag das spröde,
funktionelle Gebiet der Klone. Beatrice hatte gedacht, sie wüßte aus den Geschichten von Klonpatienten und Rebellen, was
sie erwartete, aber nichts davon hatte sie auf die Wirklichkeit
vorbereiten können. Es gab keine Zimmer und keine Privatquartiere. Die Klone lebten in Stahlkäfigen und Pferchen, aufeinandergestapelt wie in einer großen Hühnerbatterie. Es gab
keinen Zentimeter freien Raums außer dem schmalen Gang,
durch den sie gerade marschierte. In der Luft lag der schwere,
fast überwältigende Gestank dicht zusammengedrängter Körper. Beatrice war an den Gestank im Hospitalzelt gewöhnt, und
trotzdem mußte sie gegen den Wunsch ankämpfen, eine Hand
vor Nase und Mund zu legen.
Während sie durch den Gang stapfte, näherten sich Gesichter
den Gittern der Pferche und beobachteten sie. Einigen fehlten
Nase oder Ohren, andere besaßen keine Unterkiefer. Zerfressen
und weggefault durch die unverstandenen Kräfte, mit denen sie
arbeiteten. Die Klone gaben leise miauende Geräusche von
sich wie gequälte junge Katzen, und Beatrice blieb unwillkürlich stehen. Es gab nichts, das
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