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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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seiner schrecklichen Leidenschaft für
immer neue Kleider und Moden. Seine neuerlichen ›Heldentaten‹ schienen das nur zu bestätigen. Aber würde er wirklich
dabeistehen und unbeteiligt zusehen, wie seine Frau zu Tode
gefoltert wurde? Würde sie es tun, im umgekehrten Fall? Nun
ja, wahrscheinlich. Adrienne hatte immer gewußt, daß sie tief
im Innern eine verdammt harte Hexe war. Aber … Finlay hatte
sein Leben riskiert, um sie zu retten, als sie während des Angriffs der Wolfs schwer verletzt worden war und zu verbluten
drohte. Hätte er sie nicht rechtzeitig zu seiner Regenerationsmaschine gebracht, wäre sie längst tot. Adrienne konnte noch
immer spüren, wie das Schwert durch ihre Bauchdecke drang
und an ihrem Rücken wieder austrat. Manchmal träumte sie,
wie sie hilflos auf dem Gravschlitten in ihrer eigenen Blutlache
lag, während Finlay verzweifelt darum kämpfte, die Verfolger
abzuschütteln. Sie erwachte jedesmal schweißgebadet und fand
keinen Schlaf mehr, bis die tröstende Morgendämmerung einsetzte. Finlay hatte ihr das Leben gerettet, obwohl er es nicht
mußte. Aber es war typisch für diesen Bastard, daß er es auf
eine Weise getan hatte, die sie erniedrigte und beleidigte.
Damals hatte Adrienne noch nichts von ihm und Evangeline
Shreck gewußt. Sie wußte zwar, daß es in Finlays Leben eine
Frau gab, die ihm mehr bedeutete, als Adrienne ihm jemals
bedeutet hatte, aber sie hatte nicht gewußt, wer diese Person
war – bis zu dem Zeitpunkt, als sie in der Regenerationsmaschine in Evangelines Appartement im Shreck-Turm wieder
erwacht war. Robert und seine Leute standen Wache und beschützten sie. Finlay und Evangeline waren längst verschwunden. Robert hatte Adrienne in Sicherheit gebracht. Evangeline
tauchte irgendwann wieder auf, frei von Schuldgefühlen und
ohne ein Wort über Finlay zu verlieren. Adrienne hatte niemals
den Mut gefunden, mit ihr zu sprechen.
Sie seufzte und blickte sich in ihrer beengten Wohnung um.
Es war eigentlich Roberts ehemalige Junggesellenbude, wo er
seine unregelmäßige Freizeit verbringen konnte. Seit Jahren
hatte sich hier nichts mehr verändert. Vielleicht war allein die
Aussicht, aus dieser Bruchbude ausziehen zu können, bereits
den Handel mit dem verdammten Shreck wert. Adrienne hatte
Jakuzzis besessen, die größer waren. Und es war eine rein
männliche Umgebung, ohne jede Phantasie und ohne wirklichen Komfort. Adrienne juckte es in den Fingern, die Wohnung nach ihrem Geschmack umzugestalten, aber erstens besaß
sie dazu nicht das nötige Geld, und zweitens würde Robert
wahrscheinlich der Schlag treffen. Er mochte seine Wohnung
so, wie sie war. Männer! Bestimmt wusch er seine Unterwäsche im Handwaschbecken und schnitt seine Fußnägel ins Bidet. Robert überließ Adrienne so viel Geld, wie er entbehren
konnte, doch es war nicht viel. Der verdammte Wolf-Clan besaß nun das gesamte Feldglöck-Vermögen, mochten die Bastarde in der Hölle schmoren. Adrienne hatte allen Schmuck
verkauft, der ihr geblieben war, Stück um Stück, um sich über
Wasser zu halten. Inzwischen besaß sie kaum noch etwas. Man
hatte ihr nicht viel Geld für den Schmuck geboten, natürlich
nicht, und sie konnte ihn längst nicht anbieten, wo sie wollte.
Ihre ›alten Freunde‹ kannten sie mit einemmal nicht mehr, und
Geschäftspartner hatten Angst, sich Feinde unter denen in der
Gesellschaft zu machen, die sich offen an Adriennes Sturz ergötzten. Wie es schien, hatte sie mit ihrem vorlauten Mundwerk praktisch jeden zur einen oder anderen Zeit einmal beleidigt oder verärgert. Adrienne schniefte. Zur Hölle mit diesen
Schwächlingen, wenn sie keine Spaß vertragen konnten.
Falls sie sich entschließen sollte, mit dem Shreck zusammenzuarbeiten und Finlay zu verraten, würde der Shreck vermutlich ihren Preis akzeptieren. Adrienne könnte wieder reich sein
und Teil der Gesellschaft, und sie könnte all denen ins Gesicht
lachen, die sie geächtet hatten …
Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufschrecken. Adrienne wirbelte mit rotem Kopf herum, als hätte man sie bei etwas Falschem ertappt. Als könnte, wer auch immer es war, ihre Gedanken lesen. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, und starrte zur
Tür. Zwei Leute an einem Tag. Anscheinend wurde sie populär. Adrienne bemühte sich um einen ruhigen und gelassenen
Klang in ihrer Stimme, als sie den Besucher aufforderte, sich
zu identifizieren, und sie spannte sich erneut, als sie den Besucher als

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