Die Rebellion
Kampfhund der Imperatorin?« Adrienne zuckte die Schulter. »Ich kann nicht behaupten, daß ich den Kerl je mochte. Er hatte immer kalte feuchte
Hände und dachte, er wäre ein Geschenk Gottes für jede Frau.
Ich mußte ihm einen Kerzenständer über den Schädel ziehen,
damit er seine Finger von mir nahm.«
»Das mag sein, wie es will, meine Liebe. Werdet Ihr uns helfen, oder muß ich ein wenig Druck anwenden? Ihr besitzt zwei
so reizende kleine Kinder. Sehr nett. Es wäre doch eine Schande, wenn ihnen etwas zustieße.«
»Legt Hand an meine Kinder, und ich zerquetsche Euch die
Eier mit bloßen Händen«, entgegnete Adrienne.
Der Shreck fuhr unbeeindruckt fort: »Robert ist nicht der
einzige, der Freunde in der Armee besitzt. Denkt darüber nach.
Und ruft mich an, wenn Ihr Euch entschieden habt. Aber laßt
Euch nicht zuviel Zeit. Falls alles andere nicht hilft, könnte ich
Euch schreckliche Dinge antun, in der Hoffnung, daß Finlay
Euch zu Hilfe kommt. Ich gebe zu, es ist nur eine schwache
Hoffnung, aber wir könnten eine ganze Menge interessanter
Dinge mit Euch anstellen, während wir darauf warten, daß Euer Gemahl sich zeigt.«
»Ich würde Euch in die Fresse schlagen, Shreck, wenn ich
nicht Angst haben müßte, mir dabei eine ansteckende Krankheit einzufangen«, entgegnete Adrienne mit einer Stimme, die
so kalt war, daß sie von einer Fremden zu stammen schien.
»Und jetzt entfernt Eure widerliche Fratze von meinem
Schirm. Meine Nachbarn denken sonst noch, meine Toilette
wäre übergelaufen. Sollte ich meine Meinung ändern, gebe ich
Euch Bescheid. Aber es kann eine Weile dauern, also haltet
nicht die Luft an.«
Gregor Shreck lachte nur. Adrienne hämmerte mit der Faust
auf den Schalter, und plötzlich umgab sie Stille. Sie schnaufte
angewidert und streckte sich langsam, um die Spannung aus
ihrem Körper zu vertreiben. Anscheinend stand sie im Begriff,
ihre Form zu verlieren. Adrienne hätte einen schleimigen Kriecher wie diesen Shreck im Griff haben müssen. Es hatte einmal
eine Zeit gegeben, da konnte Adrienne einen Mann mit ein
paar gezielten Bemerkungen in besinnungslose Raserei treiben.
Doch diesmal hielt Gregor Shreck die besseren Karten in der
Hand, und der Bastard wußte es. Schlimmer noch: Adrienne
dachte tatsächlich über sein Angebot nach. Finlay hatte ihr
niemals viel bedeutet, und sie durfte nicht riskieren, daß ihren
Kindern etwas zustieß. Robert hatte zwar geschworen, sie zu
beschützen, doch er war nur Junioroffizier in der Imperialen
Flotte. Und wenn Finlay wirklich angefangen hatte, Leute umzubringen … Adrienne biß sich auf die Unterlippe. Wenn sie
mit dem Shreck zusammenarbeitete und Robert es herausfand
… Robert hätte eigentlich die Nichte des alten Shreck, Letitia,
in einer arrangierten Hochzeit zur Frau nehmen sollen. Die
beiden hatten ihre Schwüre beinahe abgelegt, als der Shreck
die junge Frau vor aller Augen erdrosselt hatte, weil sie ihn
sonst entehrt hätte. Die Feldglöcks hatten Robert festgehalten,
damit er nicht dazwischengehen konnte. Der Junge hatte dem
Shreck nie verziehen.
Adriennes Stirnrunzeln vertiefte sich noch. Wenn sie mit
dem Shreck zusammenarbeiten und Finlay verraten würde,
dann durfte Robert niemals etwas darüber erfahren. Was bedeutete, daß sie die Männer abschütteln mußte, die Robert zu
ihrem Schutz abgestellt hatte, bevor sie mit dem Untergrund
Kontakt aufnehmen konnte. Es war nicht ungefährlich. Gregor
war bestimmt nicht der einzige, der auf die Idee gekommen
war, sie als Köder für eine Falle zu benutzen, um Finlays habhaft zu werden. Nicht, daß er kommen würde, der Bastard. Finlay hatte nie einen Hehl aus seinen Gefühlen gemacht, beziehungsweise aus dem Mangel an Gefühlen Adrienne gegenüber.
Sie und Finlay besaßen mit Ausnahme ihrer beiden Kinder
überhaupt keine Gemeinsamkeiten, und bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen ihrer beider persönliche Anwesenheit erforderlich gewesen war, hatte es jedesmal keine fünf Minuten
gedauert, bis sie sich gegenseitig schnippische Bemerkungen
an den Kopf geworfen hatten. Danach war ihre Begegnung mit
schöner Regelmäßigkeit eskaliert, und es hatte immer damit
geendet, daß sie sich angeschrien und mit Gegenständen um
sich geworfen hatten.
Natürlich war Adriennes Hochzeit mit Finlay eine arrangierte
Heirat gewesen. Weder er noch sie hatten ein Wort mitreden
dürfen. Adrienne hatte insgeheim immer angenommen, Finlay
sei mental gestört, mit
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