Die Rebellion
den Apparat auf Empfang. Der Spiegel verschwand, und sie
nickte, als ein vertrautes Gesicht erschien. Es war Klaus Griffin,
ihr Kontaktmann aus dem Untergrund. Soweit es die Außenwelt
betraf, war er ihr Schneider. Zum ersten Mal lächelte er nicht,
als er sich meldete. Evangeline spannte sich ein wenig.
»Seid Ihr allein, Evangeline?«
»Natürlich. Gibt es ein Problem?«
»Die Leitung ist abgeschirmt. Wir können frei sprechen. Ihr
müßt herkommen, Evangeline, und mit Finlay sprechen. Es ist
dringend. Könnt Ihr Euch freimachen?«
»Wenn es sein muß. Was ist mit Finlay? Ist er verletzt?«
»Nein. Aber es ist von größter Bedeutung, daß er eine bestimmte Aufgabe erfüllt, und wir brauchen Euch, um ihn davon
zu überzeugen.«
»Warum sollte er sich weigern?«
»Weil er diesmal beinahe sicher dabei stirbt.«
»Und Ihr erwartet, daß ich ihn dazu überrede? Seid Ihr verrückt?«
»Wir brauchen Euch, Evangeline. Wir brauchen ihn. Die Sicherheit der gesamten Untergrundbewegung steht auf dem Spiel.
Finlay ist unsere einzige Hoffnung. Werdet Ihr kommen?«
»Ich werde kommen. Aber ich kann nichts versprechen. Finlay hat bereits genug für uns alle getan. Niemand hat das
Recht, noch mehr von ihm zu verlangen. Und wagt ja nicht, ihn
zu überreden, bevor ich da bin. Er wird nirgendwo hingehen,
bis ich mit ihm gesprochen habe, und vielleicht auch dann
nicht. Verdammt, Klaus, wir haben schon so viel für den Untergrund getan. Findet endlich jemand anderen.«
»Es muß Finlay sein. Wie lange dauert es, bis Ihr hiersein
könnt?«
»Gebt mir eine Stunde.« Evangeline unterbrach die Verbindung und starrte in den Spiegel. »Bastarde. Ob sie wirklich
glauben, ich würde Finlay verraten, selbst für den Untergrund?«
»Das wird ja von Minute zu Minute aufregender«, sagte
Adrienne und trat neben ihre neue Freundin. »Der liebe Finlay,
die letzte Hoffnung des Untergrunds? Allmählich denke ich,
Ihr habt wirklich recht mit Eurer Bemerkung, daß ich ihn niemals richtig gekannt habe. Und da Ihr ihn offensichtlich besser
kennt als jeder andere, was meint Ihr? Würde er ein Selbstmordkommando annehmen, wenn der Grund wichtig genug
ist?«
»O ja. Deswegen mache ich mir ja so große Sorgen. Die meisten seiner Missionen hätten für jeden anderen Selbstmord bedeutet. Finlay besitzt keinen gesunden Menschenverstand,
wenn es um die Einschätzung von Gefahren geht, und seit er
seine Familie verloren hat, wird er zunehmend unbesonnen. Er
fühlt sich schuldig, weil er überlebt hat und so viele starben.
Wenn diese Mission so gefährlich ist, daß selbst Finlay zögern
würde, dann muß es wirklich schlimm stehen. Ich muß zu ihm,
Adrienne. Ich danke Euch sehr für Eure Hilfe, und ich wünschte, ich könnte etwas für Euch tun.«
»Das könnt Ihr«, erwiderte Adrienne rasch. »Nehmt mich mit.
Ich bin hier nirgendwo mehr sicher, nachdem ich mir Euren Vater zum Feind gemacht habe. Wenn ich Schutz für meine Kinder
finden will, dann bleiben wohl nur noch die Leute vom Untergrund übrig, an die ich mich wenden kann. Obwohl Gott allein
weiß, womit ich sie bezahlen soll. Vielleicht mit Klatsch. Ich
kenne mehr Geheimnisse über mehr Leute als der halbe Hof
zusammen. Ein Teil davon gäbe sicher ganz hervorragendes
Erpressungsmaterial ab. Außerdem werdet Ihr meine Hilfe benötigen, wie auch immer Ihr Euch am Ende entschließen mögt. Ich
war schon immer hervorragend darin, Finlay von etwas zu überzeugen. Ich kann ihm alles einreden. Und ich denke, es wird mir
Freude bereiten, zum Untergrund zu gehören.«
»Was macht Euch so sicher, daß sie Euch akzeptieren werden?«
»Was läßt Euch denken, sie hätten eine Wahl? Ich kann sehr
entschlossen sein, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Außerdem bin ich wirklich gespannt, diesen vollkommen
neuen Finlay kennenzulernen. Ich habe so ein Gefühl, daß ich
ihn viel besser leiden kann als den alten. Wollen wir gehen?«
Julian Skye, Esper und Agent des Untergrunds, hatte früher
einmal gut ausgesehen, aber das war gewesen, bevor die Verhörspezialisten des Imperiums ihre Hand an ihn gelegt hatten.
Zu Beginn hatten sie ihn nur schlimm zusammengeschlagen,
nicht, um ihn zum Reden zu bringen, sondern nur, um ihn
weichzuklopfen. Sie hatten ihm keine einzige Frage gestellt.
Zwei hatten ihn festgehalten, und der dritte hatte sich an Julian
ausgetobt, bis jeder Knochen in ihm vor Schmerz stöhnte. Anschließend hatten sie sich mit seinem Gesicht beschäftigt.
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