Die Rebellion
mich hier unten zu beschäftigen«,
antwortete Finlay unbehaglich. »Und es ist mir nicht egal, was
geschieht. Auf meine Weise. Ich habe nicht vergessen, was ich
in Silo Neun gesehen habe, in der verdammten Hölle des
Wurmwächters. Ich werde nicht zulassen, daß dieser Terror
weitergeht. Ich habe einen Eid auf mein Leben geschworen,
auf mein Blut und meine Ehre, gegen das System zu kämpfen,
das die Verantwortung für Einrichtungen wie Silo Neun trägt.
Der Untergrund bildet für mich die beste Basis dazu. Aber ich
werde diese Mission trotzdem nicht annehmen, Evangeline.
Auch nicht für dich. Ich kenne meine Grenzen.«
»Genau wie ich. Du hast vollkommen recht. Wahrscheinlich
wirst du sterben. Aber wir brauchen dich für diese Mission. Ich
komme mit dir, wenn du willst. Ich werde an deiner Seite
kämpfen und sterben.«
»Nein! Auf gar keinen Fall! Ich hätte dich in Silo Neun beinahe verloren. Das darf nie wieder geschehen. Ich muß wissen,
daß du in Sicherheit bist. Ich würde nicht ohne dich leben wollen. Ist dieser verdammte Bastard von Skye wirklich so wichtig?«
»Wenn er redet, muß der Untergrund sich erneut in alle Winde zerstreuen. Tausende von Espern und Klonen würden wieder einmal ihre Gefangennahme oder den Tod riskieren. Es
könnte zehn oder zwanzig Jahre dauern, bis wir wieder organisiert wären, und das ist noch optimistisch geschätzt. Vielleicht
überlebt der Untergrund überhaupt nicht. Mit Sicherheit wird
die Rebellion einen schweren Schlag erleiden. Das Ironische
daran ist der Zeitpunkt. Die Dinge entwickeln sich endlich zu
unseren Gunsten, Finlay. Die neue Gruppe von Rebellen mit
Jakob Ohnesorg als Anführer könnte der letzte Funke sein, der
uns noch gefehlt hat, um das ganze verdammte Imperium in die
Luft zu jagen.«
»Was soll ich tun, Evie?«
»Ich möchte das gleiche wie du, Liebster. Ich möchte, daß
wir hier in Sicherheit zusammenleben können. Aber was wir
möchten, ist nicht länger von Bedeutung. Wenn Skye redet,
wird man uns das wenige, was wir haben, auch noch nehmen.
Du mußt gehen, Finlay. Du bist der einzige, der auch nur die
Spur einer Chance hat, diese Sache zu erledigen und lebend
davonzukommen.«
»Und wenn nicht? Wenn ich getötet werde?«
»Dann wird ein Teil von mir mit dir sterben«, antwortete
Evangeline und blickte Finlay fest in die Augen. »Ich weiß,
was ich von dir verlange, Finlay. Es zerreißt mich innerlich,
glaube mir. Aber …«
»Aber du bittest mich trotzdem.«
»Ja. Ich kenne meine Pflicht gegenüber allen Espern und
Klonen, die Tag für Tag als Unpersonen unter dem Imperium
leiden oder denen, die in Silo Neun gelitten haben.«
Finlay lächelte schwach. »Du hast immer mit schmutzigen
Tricks gekämpft.«
»Ich liebe dich, Finlay. Wenn du nein sagst, wird das nichts
daran ändern.«
»Ich liebe dich, Evie. Obwohl du so viel von mir verlangst.«
Finlay und Evangeline blickten sich lange Zeit an, und ihre
Liebe war so stark, daß sie die gesamte Kammer auszufüllen
schien. Die Menge sah atemlos und schweigend zu. Schließlich
räusperte sich Adrienne und trat vor.
»Mach es nicht, Finlay. Du müßtest verrückt sein, um so einen Auftrag anzunehmen. Alle haben mir erzählt, welch ein
großartiger Kämpfer du bist, aber kein Mensch auf der ganzen
Welt kann sich einer solchen Übermacht stellen und lebend
zurückkommen.«
Finlay grinste seine Frau kalt an. »Du hast nie an mich geglaubt, Adrienne.«
»Darum geht es nicht. Sollen sie jemand anderen finden. Es
gibt immer jemand anderen.«
»Dazu ist nicht genügend Zeit«, entgegnete Finlay. »Hast du
nicht zugehört?«
»Verdammt, hör endlich auf, gegen mich zu kämpfen! Ich
mache mir Sorgen um dich!«
»Ehrlich? Woher plötzlich dieser Sinneswandel?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüßte! Ich weiß nicht
einmal, was ich hier zu suchen habe. Aber Evangeline und ich,
wir sind uns in letzter Zeit zu unser beider Überraschung ein
ganzes Stück nähergekommen, und da sie ganz eindeutig weder dumm noch leicht zu beeindrucken ist, muß ich ihr wohl
glauben, wenn sie sagt, daß du ein Held und Kämpfer bist. Du
bist ein so guter Schauspieler, daß du auf einer Bühne stehen
solltest, mein Lieber. Trotzdem. Über diesem Auftrag steht in
großen Buchstaben ›Selbstmord‹ geschrieben. Du könntest
genausogut ohne Waffen und mit einer Hand auf den Rücken
gefesselt in die Arena marschieren! Geh nicht, Finlay! Ich will
nicht, daß du stirbst, bevor ich eine
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