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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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diese Mission übernehmen«, widersprach Finlay.
»Und zwar nicht allein aus den offensichtlichen Gründen. Du
hast nie verstanden, warum ich in der Arena gekämpft habe.
Ich brauche den Nervenkitzel, das Rauschen des Blutes, das
Balancieren auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod.
Und jetzt, wo mein altes Leben in Trümmern liegt, brauche ich
den Nervenkitzel sogar noch mehr als früher. Ich habe sonst
nichts mehr, womit ich mich beschäftigen könnte.«
»Du hast immerhin mich«, sagte Evangeline.
»Wir sehen uns in letzter Zeit kaum noch«, entgegnete Finlay. »Ich konnte die Arena vergessen, wenn ich bei dir war, all
das Blut und das Töten. Aber jetzt trägst du Verantwortung in
der Welt oben, und dir bleibt nur noch wenig Zeit, die du mit
mir verbringen kannst. Du mußt verstehen, was mich antreibt,
Evie. Meine Motive sind nicht besonders ehrenhaft oder geschmackvoll, aber so bin ich. Ich muß töten, immer und immer
wieder, wie ein Raubtier in einer Welt voller Beute. Nichts ist
geschehen, das daran etwas geändert hätte. Der einzige Unterschied zu früher ist der, daß das Leben, welches ich jetzt führe,
alles dichter an die Oberfläche gebracht hat.«
»Die Welt oben ist mir egal«, sagte Evangeline. »Und meine
Verantwortung kann sich meinetwegen zur Hölle scheren. Mir
wird das alles langsam zuviel. Mir brummt der Schädel, und
ich kann nicht mehr sehen, was wirklich von Bedeutung ist. Ich
werde für immer nach hier unten kommen, wenn es das ist,
wonach du dich sehnst. Egal, was der Untergrund von mir will.
Am Ende geht es nur um uns beide und das, was wir einander
bedeuten. Alles andere ist nur dummes Zeug.«
Finlay schloß Evangeline in die Arme und küßte sie, und ihre
Leidenschaft erhitzte die Luft. Adrienne beobachtete die beiden
nachdenklich. Es war ein Tag voller Überraschungen gewesen.
Dieser Finlay war ein Mann, den sie vorher nur flüchtig bemerkt hatte, im verwirrenden Aufblitzen versteckter Charakterzüge, die sie geängstigt und nervös gemacht hatten. Der Gedanke, daß sie sich so gründlich in jemandem geirrt hatte, der
ihr so nahestand, gefiel ihr nicht im geringsten. Der hübsche
Stutzer Finlay in seinen modischen, geschmackvollen Kleidern,
ein verrückter Killer aus der Arena … und Evangeline, eine
kleine stille Maus, die bei Hofe nie sonderlich aufgefallen war,
voller heimlicher Alpträume und mit einem Mut, den Adrienne
nur bewundern konnte. Beide waren inzwischen von den Geschehnissen der jüngsten Vergangenheit gezeichnet, doch
Adrienne mochte sowohl Finlay als auch Evangeline weitaus
mehr als früher. Sie hatte schon immer eine Schwäche für
Menschen unter starkem Druck gehabt. Finlay und Evangeline
hatten zu lange in verschiedenen Welten gelebt, und sie besaßen keinerlei Gemeinsamkeiten bis auf ihre Liebe – doch am
Ende war das alles, was zählte. Diese Liebe war stark und
wahrhaft genug, um die beiden zusammenzuhalten. Adrienne
konnte es spüren. Sie hätte blind sein müssen, um es nicht zu
erkennen.
Zum ersten Mal wußte Adrienne nicht, was sie tun sollte.
Finlay mußte vollkommen verrückt sein, wenn er wirklich
diese Mission akzeptierte, aber alles deutete darauf hin, daß er
bereits in Aufbruchstimmung war. Nichts, was Adrienne sagte
oder tat, konnte seinen Entschluß noch ändern. Es war eine
vollkommen neue Erfahrung für sie. Adrienne war in ihrem
gesamten Leben noch nie mit einer Situation konfrontiert worden, in der all ihre Arroganz und ihre Meisterschaft im Umgang mit Worten nicht den gewünschten Erfolg gezeitigt hätten. Sie verließ sich seit so langer Zeit auf ihre ätzende Zunge,
um ihre Ziele zu erreichen, daß ihr einfach keine Alternative
einfallen wollte. Adrienne wollte diesen neuen, interessanten
Finlay nicht verlieren, jetzt, da sie ihn endlich gefunden hatte.
Es überraschte sie festzustellen, wieviel ihr das bedeutete.
Finlay und Evangeline legten endlich eine Pause ein, um
Atem zu holen, und Adrienne hüstelte bedeutungsvoll. Es war
ein gutes Hüsteln, und an manchen Tagen konnte sie einen
gefüllten Saal damit zum Schweigen bringen. Die beiden Liebenden wandten sich zu ihr um, ohne die Hände voneinander
zu lassen.
»Bevor du etwas sagst«, sagte Evangeline zu Finlay,
»Adrienne und ich sind Freundinnen geworden. Sie gab mir die
Kraft, etwas sehr Unangenehmes, aber trotzdem Notwendiges
zu tun, das ich bereits viel zu lange vor mir hergeschoben hatte.
Und nein, ich werde dir nicht

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