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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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ich einem Mann an die Hand gegeben, den ich nicht will. Lautlos kullerten ihr die Tränen über die Wangen und benetzten hin und wieder auch die Hände der Mägde, aber diese taten, als wäre nichts geschehen.
    Als sie schließlich fertig war, trat Bella mit steifen Schritten aus der Kemenate. Vor ihrer Tür wartete Heinrich Oldenlohe. Offenbar hatte ihr Vater ihn geschickt, um aufzupassen, damit sie nicht das Weite suchte.
    Bella bedachte ihn mit einem kurzen Blick, dann raffte sie ihre Röcke und ging voran. Schweigend schloss sich der Bote der Grafentochter an.
    Kurz vor dem Saal kam ihr der Graf entgegen. Er musterte sie kurz und wirkte sichtlich zufrieden, als er sah, dass sie sich diesmal keine Späße mit ihrer Erscheinung erlaubt hatte.
    »Komm, mein Kind. Der Fürst von Hohenstein ist begierig, dich zu sehen.« Damit reichte er ihr seine Hand.
    Bella versuchte sich mit der Betrachtung des Saales abzulenken. Die Wandteppiche und Banner wirkten unter dem hier herrschenden Luftzug wie lebendige Wesen, die jemand an die Wände gefesselt hatte. Die Fackeln und Kerzen flackerten beständig, doch es war nicht so zugig, dass sie Gefahr liefen zu verlöschen. Sie verbrauchten sich lediglich schneller.
    Hinter der reich gedeckten Tafel saßen Roland von Hohenstein und sein Heiratswerber. Der Lichtschein vermochte die Pupillen der beiden nicht zu erleuchten, so dass ihre Augen wie glänzende schwarze Perlen wirkten, in denen es keinerlei Gefühl gab.
    Bella erschauerte, als ihre Blicke sich trafen. Der Fürst von Hohenstein, der gerade seinen Weinbecher an die Lippen gehoben hatte, sprang auf und ging ihr entgegen. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck ab, der Bella nicht gefiel. Während er sie wie ein edles Pferd betrachtete, schien er sich zu fragen, welchen Preis ein Weiterverkauf ihm wohl einbrachte.
    »Mein Werber hat mir nicht zu viel versprochen«, wandte er sich schließlich an den Grafen von Katzenburg. »Eure Tochter ist wahrlich eine Schönheit.«
    »Ihr ehrt mich, Euer Gnaden«, entgegnete der Graf und deutete eine geschmeichelte Verbeugung an.
    Bellas Miene blieb reglos. Warum sollte ich ihn auch anlächeln?, fragte sie sich trotzig. Nicht einmal der sanfte Stoß, den ihr Vater ihr versetzte, konnte etwas daran ändern, dass sie dreinblickte, als müsste sie zu einer Beerdigung gehen. Sie tat ihrem alten Herrn zwar den Gefallen, einen Knicks zu machen, doch ihr Blick blieb finster.
    Leider konnte sie damit nicht das Lächeln vom Gesicht des Fürsten wischen. Er reichte ihr galant die Hand, und Bella blieb nichts anderes übrig, als sie zu ergreifen. Stolz wie ein Gockel, der sein Gefieder herzeigen wollte, schritt er mit ihr zur Tafel und rückte ihr den Stuhl zurück, damit sie Platz nehmen konnte.
    Ohne ihm auch nur einen Hauch von Gunst zu bezeugen, setzte sie sich und griff nach dem Weinbecher. Zu ihrer Enttäuschung war er leer.
    Als sie aufsah, bemerkte sie den wütenden Blick ihres Vaters. Natürlich ziemte es sich nicht, gleich nach dem Weinbecher zu greifen, als sei man trunksüchtig. Aber für Bella ging es hier ja auch nicht darum, das Herz des Fürsten zu gewinnen. Wenn ihn überhaupt noch etwas davon abbringen konnte, sie zur Frau nehmen zu wollen, dann waren das ihrer Ansicht nach schlechte Manieren.
    Die nun entstehende unangenehme Stille überbrückte der Graf damit, dass er den Bediensteten Bescheid gab, die Speisen aufzutragen.
    Innerhalb weniger Augenblicke erschienen die ersten Mägde mit den Platten, auf denen Fasane, Kapaune und ein Spanferkel lagen. Schüsseln mit Wurzeln und Kohl wurden hereingebracht, dazu gab es frisches Brot. Die Düfte, die Bella in die Nase stiegen, ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen und machten sie für einen Moment vergessen, dass die Tischgesellschaft nicht die allerbeste war.
    Der Wein wurde ihnen von den Mägden eingeschenkt, die Bella zuvor angekleidet hatten. Der Grafentochter entging nicht, wie gierig Hohenstein Oda musterte, als sie mit dem Krug neben ihn trat und seinen Becher füllte. Fast schienen seine Augen in ihrem Ausschnitt zu versinken.
    Vielleicht sollte er Oda freien?, schlich es lästerlich durch Bellas Verstand. Für einen ungehobelten Klotz wie ihn wäre eine Magd gewiss besser als eine Weinbäuerin. Doch wenn sie ehrlich war, würde sie Oda das nicht antun wollen. Die Magd diente ihr gut, außerdem war sie ungefähr im gleichen Alter wie sie selbst. Auch wenn sie eine Leibeigene ihres Vaters war, die bei ihrer

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