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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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jünger als ihren Vater. Dennoch verspürte sie vom ersten Augenblick an eine tiefe Abneigung gegen ihn. Seine Gestalt war ihr einfach zu glatt, und dass er dem Diener, der ihm eigentlich nur helfen wollte, einen Schlag versetzte, trug nicht gerade dazu bei, dass sie ihn sympathisch fand.
    »Das ist er also«, hörte sie Martin hinter sich flüstern.
    Entgegnen konnte sie darauf aber erst einmal nichts. Ihr Herz raste panisch, und ihre Hände waren eiskalt. Das waren keineswegs die Gefühle, die eine Frau haben sollte, wenn sie ihrem zukünftigen Gatten begegnete.
    Im Stillen wünschte sich Bella, die Zeit zurückdrehen zu können. Vorhin im Weinberg hatte sie sich frei gefühlt und war fröhlich gewesen. Die Gesellschaft eines einfachen Burschen wie Martin war ihr wesentlich lieber als das, was demnächst auf sie zukommen würde. Aber sie war die Tochter des Grafen von Katzenburg und hatte keine andere Wahl, als ihrem zukünftigen Gemahl unter die Augen zu treten.
    Doch nicht in diesem Augenblick. Unvermittelt griff sie nach Martins Hand und zischte »Pssst«, als er sich anschickte, etwas dazu zu sagen. Dann zog sie ihn mit sich hinter ein Wasserfass. Von hier aus konnte sie Roland von Hohenstein beobachten, ohne dass er sie gleich bemerkte.
    »Offenbar ist er ein recht ungeduldiger Herr«, bemerkte Martin, nachdem er den Fürsten eine Weile beobachtet hatte. »Ich zähle jetzt schon den vierten Hieb für seine Diener. Die Reise scheint an seinen Nerven gezehrt zu haben.«
    »Oder er ist an sich ein sehr unbeherrschter Mann«, entgegnete Bella seufzend, denn sie hatte die Züchtigungen auch mitbekommen.
    »Mit so einem will dich dein Vater verheiraten?«
    »Ja, das will er. Es ist ihm egal, ob mich mein Gatte später ebenso wie seine Diener prügelt. Hauptsache, er ist mich los.«
    Da das Gespräch nun schon mal auf den Grafen kam, fiel Bella auch noch etwas anderes ein. »Wahrscheinlich hastet mein Vater gerade wie angestochen durch die Gänge und sucht nach mir«, sprach sie ihren Gedanken laut aus.
    »Wir könnten in den Weinberg zurückkehren«, flüsterte Martin, als hätte er gerade das Gleiche gedacht.
    »Nein, dorthin würde er die Mägde zuerst schicken, um mich zu suchen. Vielleicht sogar seine Soldaten.«
    »Wenn er seine Soldaten schicken will, gehe ich lieber«, flüsterte Martin. »Die Schläge ins Gesicht, die ich mir eingefangen habe, reichen mir. Ich habe keine Lust, eine Hellebardenspitze in den Hintern zu kriegen.«
    »Keine Sorge, dorthin werden dich die Soldaten mit ihren Waffen ganz sicher nicht stechen.«
    Martin wollte gerade etwas darauf erwidern, als Bella ihn am Schlafittchen packte und weiterzog. Sie traten neben die Hütte, in der ihre Kinderfrau wohnte. Von Katrina war nichts zu sehen. Entweder war sie nicht da, oder der Trubel interessierte sie nicht.
    Von hier aus beobachteten die beiden, wie der Graf erschien, um seinen Gast zu begrüßen. Offenbar war er hastig in seine Kleider gesprungen, denn er sah nicht so ordentlich aus, wie er es eigentlich sollte.
    Er verneigte sich vor Roland von Hohenstein und sagte etwas zu ihm, was sie von hier aus nicht verstanden. Dann bat er seinen Gast hinein. Die Lakaien blieben bei der Kutsche zurück.
    »Sie wirken erleichtert«, bemerkte Martin spöttisch, nachdem er die Gesichter der Burschen in Augenschein genommen hatte.
    »Dazu haben sie ja wohl auch allen Grund.« Bella brach ab und strich nun über ihren Rock. »Ich fürchte, ich muss jetzt gehen.«
    »Du willst dich dem Willen deines Vaters also beugen?«
    »Ich habe keine andere Wahl«, entgegnete sie, setzte dann jedoch rasch hinzu: »Aber das heißt noch lange nicht, dass ich diesen Fürst heiraten werde. Vielleicht gibt es ja einen Ausweg. Irgendeinen.«
    Martin hätte diese Aussage nur zu gern bestätigt. Aber er wusste selbst, wie wenig man gegen väterliche Willkür ausrichten konnte. »Ich danke dir für den lehrreichen Spaziergang«, sagte er daher nur und verbeugte sich vor ihr. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Bellas Lächeln vertrieb für einen Moment den Schatten, der sich auf ihren Blick gesenkt hatte. »Die Freude war ganz meinerseits.« Damit beugte sie sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Martin riss die Augen auf und starrte sie verdutzt an. Ehe er sich wieder gefangen hatte, war Bella bereits verschwunden.

10. K APITEL
     
    »Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise, Euer Gnaden«, sagte Rudolph von Katzenburg, während er mit auf dem Rücken verschränkten

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