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Die Regenbogentruppe (German Edition)

Die Regenbogentruppe (German Edition)

Titel: Die Regenbogentruppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hirata
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sein erstes Versprechen ein: Er verteidigte das Ansehen seines Vaters.

 
     
     
    8  Aus Monaten wurden Jahre, und ehe wir es uns versahen, befanden wir uns in der fünften Klasse und näherten uns dem Erwachsensein. Unsere arme Schule war weiterhin arm, wir liebten sie jedoch gerade deswegen.
    So vieles hatten wir gemeinsam erlebt und durchgestanden, dass wir uns mittlerweile wie Geschwister fühlten, jede Eigenheit, jede Marotte der anderen war uns vertraut.
    Nehmen wir Syahdan. Er war der Kleinste von uns, aber derjenige, der am meisten aß. Nie wies er eine Speise, die ihm angeboten wurde, zurück. Es schien ihm egal zu sein, ob etwas lecker schmeckte oder nicht, alles wurde verschlungen, geradezu inhaliert. Wo all das blieb, wusste niemand.
    Syahdans Nachbar war A Kiong, ein Fall für sich. Ich weiß nicht, was seinem Vater, A Liong, einem überzeugten Konfuzianer, in den Kopf gefahren war, dass er seinen Sohn in einer streng islamischen Schule angemeldet hatte. Vielleicht aus dem einfachen Grund, weil die Hokien-Familie bitterarm war.
    Wer A Kiong allerdings sah, wunderte sich wahrscheinlich gar nicht darüber, dass er in unserer Armenschule gelandet war, denn er wirkte wie jemand, der überall abgewiesen wird. Er hatte ein breites viereckiges Gesicht und borstige Haare wie ein Stachelschwein. Seine Augen standen schräg wie ein Krummschwert, Augenbrauen waren so gut wie nicht vorhanden. Und vorstehende Zähne hatte er auch noch. Allein die Vorstellung, Wissen in diesen Schädel trichtern zu sollen, brachte einen Lehrer schon zum Seufzen.
    Doch diesem Vorurteil zum Trotz hatte A Kiong eine schnelle Auffassungsgabe, während ausgerechnet der Junge mit dem hübschen und aufgeweckten Gesicht, der in der Bank davor saß und im Unterricht immer wissend mit dem Kopf nickte, schwer mitkam. Es war Kucai.
    Wenn man Kucais Eigenschaften zusammenfasste – seine Neigung zu Opportunismus und Populismus, seine Selbstbezogenheit und Sturheit, die etwas träge Art, seine Besserwisserei und mangelnde Scheu vor Peinlichkeiten –, hatte er die besten Voraussetzungen, um Politiker zu werden. Das war auch der Grund, weswegen wir ihn zum Klassensprecher gewählt hatten, per Akklamation.
    Das war allerdings eine äußerst undankbare Rolle. Eine seiner Aufgaben war es, unter uns für Ruhe zu sorgen, dabei fiel ihm selbst nichts schwerer, als den Mund zu halten.
    *
    Eines Tages zitierte Bu Mus im Fach Ethik den Kalifen Umar ibn al-Chattab mit dem Satz: »Wen wir zum Anführer wählen und wem wir dafür einen bestimmten Lohn festsetzen, der darf dafür auch nur diesen Lohn in Empfang nehmen und nichts darüber hinaus – denn das wäre Betrug!«
    Bu Mus fand die Korruption, die überall im Land herrschte, unerträglich: »Vergesst also nicht, dass diejenigen, die eine Führungsrolle übernehmen, sich eines Tages im Jenseits verantworten müssen.«
    Die ganze Klasse war beindruckt von diesen Worten, Kucai aber bekam es sichtlich mit der Angst zu tun, weil ihm klar wurde, dass er als Klassensprecher später nach seinem Tod zur Verantwortung gezogen werden konnte. Das war ihm nicht geheuer. Er hatte sowieso genug davon, uns immer im Zaum halten zu müssen. Er stand auf.
    » Ibunda Guru , ich verlange eine Neuwahl des Klassensprechers. Ich halte das nicht mehr aus. Diese Sprösslinge von Kulis sind einfach nicht zu bändigen. Borek benimmt sich wie ein Irrer. Sahara und A Kiong streiten ununterbrochen. Ich bin ratlos. Harun schläft die ganze Zeit. Und Ikal, oh Gott, Ibunda Guru , den Kerl hat der Teufel selbst geschickt!«
    Im Vergleich zu indonesischen Politikern musste man Kucai zugutehalten, dass er wenigstens niemanden hinterrücks verleumdete.
    Indem er seinem Unbehagen Luft machte, das er schon lange mit sich herumgetragen hatte, war er ordentlich in Rage geraten.
    Bu Mus war wie vom Donner gerührt. Noch nie hatte einer ihrer Schüler so offen protestiert. Einen Moment später hatte sie sich wieder gefasst und wies uns ruhig an, den Namen eines neuen Klassensprechers auf einen Zettel zu schreiben und ihn dann zusammenzufalten.
    »Nach den Regeln der Demokratie dürft ihr wählen, dabei ist es wichtig, dass die Wahl geheim bleibt«, sagte Bu Mus.
    Wir gaben unsere gefalteten Wahlzettel ab. Eine ungeheure Spanung lag plötzlich in der Luft. Bu Mus öffnete den ersten Wahlzettel und las den Namen vor: »Borek!«
    Borek wurde bleich, aber Kucai sprang vor Freude in die Luft. Wem er seine Stimme gegeben hatte, war damit mehr als

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