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Die Regenbogentruppe (German Edition)

Die Regenbogentruppe (German Edition)

Titel: Die Regenbogentruppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hirata
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wollte sie damit sagen: Warum kommst du so spät?
    Mehrmals hatte ich mich darauf vorbereitet, sie an der Hand zu fassen oder ihr zu sagen, wie sehr ich mich nach ihr sehnte. Doch jedes Mal, wenn ich dann ihre Fingernägel sah, waren alle Worte, die ich mir zurechtgelegt hatte, im Nichts verschwunden, hatten sich in Luft aufgelöst, mein ganzer Mut lag verschüttet unter den Haufen von gesalzenem Rettich hinten in der Ecke. Der Zauber der Fingernägel war zu stark.
    Und so musste ich wieder eine Woche in ständiger Unruhe aushalten, eine Unruhe, in die sich ein seltsames Glücksgefühl mischte, obwohl mich vom Moment an, in dem sich ihre Hand in den Taubenschlag zurückzog, schreckliche Sehnsucht ergriff.
    *
    Wenn es etwas gibt, von dem die Welt nicht genug hat, dann ist das die Liebe. Die Zeit verging, mein Herz geriet immer mehr in Aufruhr. Manchmal konnte ich es nicht aushalten, ihre wundervollen Nägel eine ganze Woche lang nicht zu sehen. Daher vergrub ich heimlich einige Kreidestücke, die noch ungebraucht waren, irgendwo unter dem Filicium oder gab sie Harun, der außer sich vor Freude geriet. Die Folge war, dass die Kreide am Donnerstag schon fast alle war und ich am Freitag zum Markt fahren durfte. So hatte ich drei Tage gewonnen.
    Heimgekehrt vom Kreidekauf am Freitag, plagten mich jedoch Gewissensbisse. Die versuchte ich damit zu vertreiben, dass ich die ganze Schule fegte, auf dem Vorplatz den Rasen schnitt, ohne Auftrag die Blumen goss, das Fahrrad von Bu Mus putzte und gleich auch noch die meiner Freunde. Die wunderten sich natürlich. Cinta monyet bringt einen völlig durcheinander.
    Mittlerweile waren zwei Monsunzeiten vergangen, aber ich wusste immer noch nicht, wie das Mädchen mit den schönen Nägeln hieß. Ich wollte einen neuen Versuch machen, nahm allen meinen Mut zusammen, um sie direkt nach ihrem Namen zu fragen. Als sie mir dann aber die Hand entgegenstreckte, blieb ich stumm.
    Also beauftragte ich Syahdan, sich umzuhören. Er war begeistert von diesem Auftrag. Er agierte wie ein Geheimagent, versteckte sich und schlich voller Geheimnistuerei auf Zehenspitzen herum.
    »Ihr Name ist A Ling«, flüsterte er mir bei der Koranlesung in der Al-Hikma-Moschee zu. Mein Herz hüpfte.
    »Sie geht in die Nationalschule!«
    Und zack!, Taikong Razaks kopiah, die traditionelle Kappe, schlug auf das kleine Lesepult von Syahdan.
    »Benimm dich gefälligst, wenn du das heilige Buch Allahs aufgeschlagen hast!«
    Syahdan feixte und senkte den Kopf über die Koranverse. Die Nationalschule war eine besondere Schule für Kinder von Chinesen. Ich sah Syahdan an. Er raunte mir noch schnell zu:
    »A Ling ist die Cousine von A Kiong!«
    Ich verschluckte mich, als wäre mir eine Rambutanfrucht im Hals steckengeblieben. A Kiong, der Junge mit dem Blechbüchsengesicht! Wie konnte der eine Cousine mit himmlischen Nägeln haben?
    Ich wusste nicht, was ich von Syahdans Neuigkeiten halten sollte. Ich beriet die neue Lage eingehend mit ihm. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es das Beste war, A Kiong in unser Geheimnis einzuweihen. Vielleicht war es auf diesem Weg möglich, den Muschelvorhang im Laden Sinar Harpan zu durchdringen.
    Bei nächster Gelegenheit luden wir A Kiong ein, mit uns in den Schulgarten zu gehen. Wir setzten uns auf eine kleine Bank neben dem Hibiskus und dem Beloperone, die gerade die ersten Knospen zeigten. Es war genau der richtige Ort, um über die Liebe zu sprechen.
    A Kiong hörte uns aufmerksam zu, aber er zeigte keinerlei Reaktion. Sein Gesicht blieb unverändert, er schien nicht zu begreifen, warum wir uns mit ihm unterhalten wollten, und blickte ratlos ins Leere. Ich hatte den Verdacht, dass A Kiong nicht die geringste Ahnung hatte, was Liebe bedeutet.
    »Es ist ganz einfach, Kiong«, sagte ich etwas ungeduldig. »Ich gebe dir einen Brief und ein Gedicht für A Ling mit. Kannst du ihr das weitergeben? Übergib es ihr einfach, wenn ihr im Tempel betet. Verstehst du?«
    Er runzelte die Stirn, was dazu führte, dass seine Borstenhaare aufrecht standen, und sein rundes Gesicht verzog sich mit einem Mal zu einem freundlichen Grinsen. Dann glättete sich die Stirn wieder und seine Pausbacken fielen ein. Er hatte ein eigenartiges, aber sehr lustiges Gesicht.
    »Warum gibst du ihr das nicht selbst, wo du sie doch jeden Montagmorgen siehst? Das kann ich nicht verstehen!« Das sagte A Kiong zwar nicht, aber seine Stirnfalten drückten diese Frage aus. Ich sagte auch nichts, aber meine telepathische Antwort

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