Die Regenbogentruppe (German Edition)
aktiv wären. Sie entwarfen einen Sensor, mit dem man Wellenfrequenzen von weniger als 60 Hertz messen konnte, denn nach ihren Vorstellungen war das die Frequenz, auf der sich die Teufel zu unterhalten pflegen. Außer dieser hochmodernen elektronischen Ausrüstung nahmen sie auf ihren Expeditionen Weihrauch, Räucherholz, Waraneier als Talisman, Glücksperlen, Amulette gegen Unheil und einen Zwerghahn mit, denn ein solches Tier spürt angeblich besonders schnell, wenn sich ein Teufel nähert.
Die vielen Aktivitäten der Vereinigung verlangten eine genaue Planung von Terminen, Mitteln und Requisiten, und so hatten sie die Hilfe eines Sekretärs nötig.
Als mir Mahar diese Aufgabe anbot, sagte ich sofort zu. Wenn es auch keinerlei Honorar gab, so fühlte ich mich doch geehrt, zum Sekretär einer Gesellschaft bestellt zu werden, die mit Geistern befreundet war. Außerdem freute es mich, dass man mir zutraute, mit Geld umzugehen. Ich galt also als zuverlässig, wenn auch nur bei Leuten, die keinen normalen Gedanken fassen konnen. Sekretär einer Organisation zu werden, auch wenn sie nur im Verborgenen tätig war, machte mich stolz. Vielleicht war das mein erster Karriereschritt.
Meine Aufgaben waren sehr einfach und in einem Registerheft geregelt. Ich musste die Beiträge der Mitglieder verbuchen, das Geld verwahren, die persönlichen Gegenstände registrieren, die den Mitgliedern gehörten und entweder verkauft werden oder ins Leihhaus gehen sollten. Vom Erlös sollten Gerätschaften gekauft oder Expeditionen finanziert werden. Außerdem musste ich entsprechend den Anweisungen meiner Chefs – Flo und Mahar – geheime Treffen organisieren und dabei Tee für die Mitglieder aufgießen. So gesehen war ich ihr Diener.
*
Wenn Mahar und Flo von ihren Ausflügen in die übernatürliche Welt zurückkehrten, brachten sie regelmäßig aufregende Geschichten mit in die Schule. So berichteten sie eines Tages, sie hätten in einem finsteren Wald einen Friedhof mit Gräbern in einer Größe von fast drei mal sechs Metern gefunden, wobei die Grabsteine etwa fünf Meter voneinander entfernt gestanden hätten. Da Malaien die Grabsteine stets an Kopf- und Fußende setzen, musste man annehmen, dass diejenigen, die dort begraben lagen, Riesen gewesen waren.
Mahar erzählte uns von der Theorie der berühmten Archäologen Barry Chamish und Harold T. Die beiden glaubten, dass früher einmal Riesen die Welt bevölkert hätten. Mahar stellte eine faszinierende und einleuchtende Analogie her und vervollständigte sie durch eine Analyse der Zeit, indem er den Friedhof mit dem Schädel des riesenhaften Pasnuta in Verbindung brachte, der in Omaha gefunden wurde, sowie mit Skelettteilen, die bei einem vorzeitlichen Friedhof auf den Golanhöhen ausgegraben wurden. Eine Rekonstruktion nach den Skelettfunden hätte zu Menschen von nahezu sechs Metern Größe geführt.
Mahar war ein Exzentriker, der sich in der Grauzone zwischen Fantasie und Realität bewegte, aber man konnte nicht leugnen, dass er gescheit war, eine ausgedehnte Kenntnis der magischen Welt hatte und in klaren Strukturen dachte.
Mahar und Flo saßen ruhig unter einem Ast des Filicium wie zwei Erzähler in einem indischen Tempel, und der Rest der Regenbogentruppe bildete einen Kreis um sie, hockte auf den Knien und lauschte mit leuchtenden Augen gebannt den Wundergeschichten ihrer Entdeckungen in der übernatürlichen Welt.
Eine der erstaunlichsten Geschichten war ihr Abenteuer in einer Höhle auf einer abgelegenen Insel. »Wir untersuchten die Höhle. Als wir die Petroleumlampe hochhielten, entdeckten wir zu unserer Überraschung eine vorgeschichtliche Zeichnung, auf der nackte Menschen dargestellt waren, die eine Fledermaus verzehrten«, erinnerte sich Flo.
Das Merkwürdigste war jedoch nicht die Wandzeichnung selbst, sondern Mahars Erzählung, dass in der Nacht, zwischen Schlafen und Wachen, die vorgeschichtlichen Striche angefangen hätten zu flüstern. »Lemuria, Lemuria …«, murmelte Mahar. »Die Striche zischelten an meinen Ohren wie Manau-Schlangen. Freunde, wisst ihr, was Lemuren sind?« Mahars Stimme wurde brüchig, als machte ihm etwas Angst. »Mit dem Zischen drang eine Prophezeiung in mein Herz. Eine furchtbare Ankündigung, eine große Macht auf Belitung werde bald zusammenbrechen!«
Mahar neigte zu Übertreibungen. Aber man konnte nicht bestreiten, dass manches von dem, was er faselte, früher oder später tatsächlich eintrat. Das hatte sich bereits mehrmals
Weitere Kostenlose Bücher